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Die Katholiken im Herzogtum Braunschweig bildeten anders als in den dominant katholischen Regionen des Deutschen Kaiserreiches eine konfessionell und politisch marginalisierte Minderheit von 5%. Der in den Weimarer Republikjahren nachgeholte Ausbau katholisch organisierten Lebens geriet bereits 1930/31 unter den politischen Druck der Nationalsozialisten. 1933 kollidierten daher die eher zurückhaltenden katholischen Bekenntnisse zum »Dritten Reich« mit umso schärferen Zwangsmaßnahmen der Nationalsozialisten gegen katholische Vereine und Verbände. Frühzeitiger als in den katholischen…mehr

Produktbeschreibung
Die Katholiken im Herzogtum Braunschweig bildeten anders als in den dominant katholischen Regionen des Deutschen Kaiserreiches eine konfessionell und politisch marginalisierte Minderheit von 5%. Der in den Weimarer Republikjahren nachgeholte Ausbau katholisch organisierten Lebens geriet bereits 1930/31 unter den politischen Druck der Nationalsozialisten. 1933 kollidierten daher die eher zurückhaltenden katholischen Bekenntnisse zum »Dritten Reich« mit umso schärferen Zwangsmaßnahmen der Nationalsozialisten gegen katholische Vereine und Verbände. Frühzeitiger als in den katholischen »Hochburgen« des Deutschen Reiches zog sich die Kirche im Braunschweiger Land auf den engen pfarrkirchlichen Binnenraum zurück. Dieses bedrängte und »verkirchlichte« Gefüge bekam 1937 die Wucht nationalsozialistischer Arbeitsmigration zu spüren. Mit der Gründung der Reichswerke AG »Hermann Göring« wurden binnen kürzester Zeit zehntausende Arbeitskräfte unterschiedlicher religiöser Traditionen in das »Aufbaugebiet« transferiert. Ohne Kirchen- und Pfarrstrukturen geplant, wurden die Wohnsiedlungen zum Laboratorium für die Strategie der »Wandernden Kirche« und ihr v. a. von Frauen getragenes, an Vorstellungen urchristlicher Hauskirchen anknüpfendes, pastorales Netzwerk. Dessen Reichweite blieb trotz solcher innovativen Wege religiöser Praxis begrenzt. Einerseits waren nicht alle zuwandernden Katholiken daran interessiert, andererseits wurden sie vom NS-Regime bekämpft. Während des Zweiten Weltkrieges gelang es zwar, die Seelsorge für die massenhaft ins »Aufbaugebiet« verschleppten Zwangsarbeiter durch ausländische Priester in dieses Netzwerk zu integrieren. Dies war den Belastungen eines totalitär durchdrungenen Kriegsalltags aber nur bedingt gewachsen. Die quellennahe Regionalstudie betritt Neuland. Erstmals werden seelsorgliche Strategien, Verhaltensweisen und Erfahrungen katholischer Diasporagemeinden umfassend historisch untersucht. Die Alltagsgeschichte des Katholizismus im »Dritten Reich« wird um eine bisher vernachlässigte Sichtweise erweitert.
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Autorenporträt
Thomas Flammer, Dr. theol., ist seit 2004 Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für die Geschichte des Bistums Münster an der Universität Münster und Lehrbeauftragter für Kirchengeschichte an der Universität Kassel.