Produktdetails
- Verlag: BLV Buchverlag
- ISBN-13: 9783405167660
- ISBN-10: 3405167663
- Artikelnr.: 13422778
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.06.2005Spuren im Sand
Wer während seiner Ferien an der Nordsee im Fischereihafen zu seinen Mitreisenden sagt: "Laß uns ein paar Krabben für das Abendbrot holen", liegt falsch. "Krabben" sagen zwar alle. Aber biologisch gesehen sind es "Garnelen". Denn Krabben sind kurzschwänzige Krebstiere. Garnelen sind keine. Aber was nützt solch ein Wissen, wenn die Ostfriesen "Granat" sagen, die Dithmarscher "Kraut" und die Nordfriesen "Porren" - und alle Krabben, nein Garnelen meinen? So läßt sich in Verwirrung geraten, wo doch alles im Norden so klar erscheint: Meer und Strand, Himmel und Möwen, Wind und Wellen und sonst nichts, außer vielleicht noch Ebbe und Flut. Wer am Strand entlangspaziert, will seinen Kopf von unnützen Gedanken reinigen. Da mag es helfen, einmal genauer auf das zu schauen, was am Strand kreucht und fleucht. Was sind das eigentlich für Muscheltiere, die unter den Füßen knirschen? Und was eigentlich ist Bernstein? Gibt es Wattwürmer wirklich - oder heißt so nur eine Süßigkeit? Wie kommt es, daß die eine Schnepfe mit ihrem langen gebogenen Schnabel ganz anders aussieht als die, die vorhin in den Dünen entlangpickte? Wieso gibt es in Strandnähe so viel Sanddorn? Sind Quallen giftig? Auf solche Fragen bemüht sich Georg Quedens zu antworten in dem Taschenbuch "Natur erleben". Darin läßt sich nachschlagen, "was man alles am Strand finden und beobachten kann" - wie es im Untertitel heißt. Das beginnt bei dem Unübersehbaren, so man es denn einmal sieht: also bei Säugetieren wie der Ringelrobbe oder dem Schweinswal. Ein nächstes Kapitel widmet sich den Vögeln mit Fotos von Nestern, Eiern und Jungvögeln. Es folgen Fische, Krebse, Quallen, sogar Algen und Tange, Tiere in Pflanzengestalt (Seemoos und Seenelke gehören dazu) und am Schluß Blütenpflanzen. Natürlich wird Quedens' Buch in den entscheidenden Augenblicken auch nicht weiterhelfen. Silber-, Herings- und Sturm- und all die anderen Möwen bleiben schwer unterscheidbar, selbst wenn Möwen und Buch zur Hand sind. Und hat Quedens es doch so gut erklärt, daß man meint, es verstanden zu haben, ist spätestens zu Hause wieder alles vergessen. Auch wäre es besser, Ost- und Nordsee zu trennen. Quedens kennt sich vor allem an der Westküste von Schleswig-Holstein aus. Nicht nur deshalb mag sich ärgern, wer an der Ostsee seinen Urlaub verbringt und dabei in dem Buch blättert, nicht an die Nordsee gefahren zu sein. Da ist am Strand einfach mehr los. Jedenfalls biologisch gesehen.
F.P.
"Natur erleben an Nordsee und Ostsee" von Georg Quedens. BLV Verlagsgesellschaft, München 2005. 128 Seiten, 207 Farbfotos. Broschiert, 9,95 Euro. ISBN 3-405-16766-3.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wer während seiner Ferien an der Nordsee im Fischereihafen zu seinen Mitreisenden sagt: "Laß uns ein paar Krabben für das Abendbrot holen", liegt falsch. "Krabben" sagen zwar alle. Aber biologisch gesehen sind es "Garnelen". Denn Krabben sind kurzschwänzige Krebstiere. Garnelen sind keine. Aber was nützt solch ein Wissen, wenn die Ostfriesen "Granat" sagen, die Dithmarscher "Kraut" und die Nordfriesen "Porren" - und alle Krabben, nein Garnelen meinen? So läßt sich in Verwirrung geraten, wo doch alles im Norden so klar erscheint: Meer und Strand, Himmel und Möwen, Wind und Wellen und sonst nichts, außer vielleicht noch Ebbe und Flut. Wer am Strand entlangspaziert, will seinen Kopf von unnützen Gedanken reinigen. Da mag es helfen, einmal genauer auf das zu schauen, was am Strand kreucht und fleucht. Was sind das eigentlich für Muscheltiere, die unter den Füßen knirschen? Und was eigentlich ist Bernstein? Gibt es Wattwürmer wirklich - oder heißt so nur eine Süßigkeit? Wie kommt es, daß die eine Schnepfe mit ihrem langen gebogenen Schnabel ganz anders aussieht als die, die vorhin in den Dünen entlangpickte? Wieso gibt es in Strandnähe so viel Sanddorn? Sind Quallen giftig? Auf solche Fragen bemüht sich Georg Quedens zu antworten in dem Taschenbuch "Natur erleben". Darin läßt sich nachschlagen, "was man alles am Strand finden und beobachten kann" - wie es im Untertitel heißt. Das beginnt bei dem Unübersehbaren, so man es denn einmal sieht: also bei Säugetieren wie der Ringelrobbe oder dem Schweinswal. Ein nächstes Kapitel widmet sich den Vögeln mit Fotos von Nestern, Eiern und Jungvögeln. Es folgen Fische, Krebse, Quallen, sogar Algen und Tange, Tiere in Pflanzengestalt (Seemoos und Seenelke gehören dazu) und am Schluß Blütenpflanzen. Natürlich wird Quedens' Buch in den entscheidenden Augenblicken auch nicht weiterhelfen. Silber-, Herings- und Sturm- und all die anderen Möwen bleiben schwer unterscheidbar, selbst wenn Möwen und Buch zur Hand sind. Und hat Quedens es doch so gut erklärt, daß man meint, es verstanden zu haben, ist spätestens zu Hause wieder alles vergessen. Auch wäre es besser, Ost- und Nordsee zu trennen. Quedens kennt sich vor allem an der Westküste von Schleswig-Holstein aus. Nicht nur deshalb mag sich ärgern, wer an der Ostsee seinen Urlaub verbringt und dabei in dem Buch blättert, nicht an die Nordsee gefahren zu sein. Da ist am Strand einfach mehr los. Jedenfalls biologisch gesehen.
F.P.
"Natur erleben an Nordsee und Ostsee" von Georg Quedens. BLV Verlagsgesellschaft, München 2005. 128 Seiten, 207 Farbfotos. Broschiert, 9,95 Euro. ISBN 3-405-16766-3.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
In den "entscheidenenden Augenblicken" hat Georg Quedens dem urlaubenden "F.P." auch nicht weiterhelfen können. Die verschiedenen Möwenarten etwa bleiben für den Rezensenten ununterscheidbar, selbst wenn die Vögel und Buch gleichermaßen zur Verfügung stehen. Allerdings weiß man nicht, ob das an Quedens oder dem Rezensenten liegt, der auch beklagt, dass er bei der Lektüre der Kapitel über Flora und Fauna der deutschen Küste alles "gut erklärt" bekomme, die vermeintlichen Erkenntnisse nach kurzer Zeit aber von der steifen Meeresbrise wieder verblasen werden. Unzweifelhaft ein Manko Quedens' aber sei seine Konzentration auf die Westküste von Schleswig Holstein, was dem an der Ostsee verweilenden Rezensenten wenig bringt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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