Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.01.2010Bei den Göttern zu Gast
Niemand muss sich schämen, wenn er an einer der hier vorgestellten Sehenswürdigkeiten vorbeiläuft, ohne sie zu erkennen, denn die meisten sind eher versteckt und auch nicht sonderlich spektakulär. Es gibt zwar eindringliche Landmarken wie den Lilienstein im Nationalpark Sächsische Schweiz oder den Staffelberg bei Bad Staffelstein, aber sie werden kaum unter der Rubrik "Natur-Heiligtümer" eingeordnet, sondern sind einfach nur imposant, denn fast immer ist ihre ursprüngliche Bedeutung außer für die Lokalhistorie verschüttet. Deswegen ist es ein höchst aufregendes und interessantes Unternehmen, wenn Olaf Schulz aus den etwa tausend als "mystische" Orte identifizierten Punkten in Deutschland einundsechzig aussucht, um den Leser weit zurück in eine Vergangenheit zu locken, in der sich mit Felsen, Quellen, Bäumen und Höhlen das Wirken von Gottheiten verband. Zweierlei wird dabei von ihm verlangt: das Gefühl für die der Natur innewohnende Magie zurückzugewinnen und sich auf ein Spiel mit der Phantasie einzulassen. Tatsächlich ist besonderes Vorstellungsvermögen gefordert, um etwa in vier kleinen Wiesenhügeln nahe der Hunsrückhöhenstraße ein keltisches Tempelreich oder in ein paar bemoosten Steinen im Wald bei Wohlmannsgesees die Reste eines Druidenhains zu erkennen. Doch es ist außerordentlich reizvoll, neu zu entdecken, wie lebendig eine sich über Jahrhunderte fortpflanzende Legende erhalten hat. Bemerkenswert ist, dass der Autor ohne esoterisches Geplapper auskommt und eher zurückhaltend nach Erklärungen sucht. Das ist gut so, denn der Zauber der Natur-Heiligtümer lässt sich niemandem aufdrängen.
tg
"Natur-Heiligtümer in Deutschland" von Olaf Schulz. BLV Buchverlag, München 2009. 160 Seiten, 160 Farbfotografien, eine Karte. Gebunden, 29,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Niemand muss sich schämen, wenn er an einer der hier vorgestellten Sehenswürdigkeiten vorbeiläuft, ohne sie zu erkennen, denn die meisten sind eher versteckt und auch nicht sonderlich spektakulär. Es gibt zwar eindringliche Landmarken wie den Lilienstein im Nationalpark Sächsische Schweiz oder den Staffelberg bei Bad Staffelstein, aber sie werden kaum unter der Rubrik "Natur-Heiligtümer" eingeordnet, sondern sind einfach nur imposant, denn fast immer ist ihre ursprüngliche Bedeutung außer für die Lokalhistorie verschüttet. Deswegen ist es ein höchst aufregendes und interessantes Unternehmen, wenn Olaf Schulz aus den etwa tausend als "mystische" Orte identifizierten Punkten in Deutschland einundsechzig aussucht, um den Leser weit zurück in eine Vergangenheit zu locken, in der sich mit Felsen, Quellen, Bäumen und Höhlen das Wirken von Gottheiten verband. Zweierlei wird dabei von ihm verlangt: das Gefühl für die der Natur innewohnende Magie zurückzugewinnen und sich auf ein Spiel mit der Phantasie einzulassen. Tatsächlich ist besonderes Vorstellungsvermögen gefordert, um etwa in vier kleinen Wiesenhügeln nahe der Hunsrückhöhenstraße ein keltisches Tempelreich oder in ein paar bemoosten Steinen im Wald bei Wohlmannsgesees die Reste eines Druidenhains zu erkennen. Doch es ist außerordentlich reizvoll, neu zu entdecken, wie lebendig eine sich über Jahrhunderte fortpflanzende Legende erhalten hat. Bemerkenswert ist, dass der Autor ohne esoterisches Geplapper auskommt und eher zurückhaltend nach Erklärungen sucht. Das ist gut so, denn der Zauber der Natur-Heiligtümer lässt sich niemandem aufdrängen.
tg
"Natur-Heiligtümer in Deutschland" von Olaf Schulz. BLV Buchverlag, München 2009. 160 Seiten, 160 Farbfotografien, eine Karte. Gebunden, 29,90 Euro.
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