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In spring 2020 Edward Burtynsky found himself, like most of us, in lockdown due to the corona pandemic. At the time Burtynsky was in his beloved Grey County, Ontario-an area of wild beauty where he made his earliest photos-and he used his isolation there to reflect and create: with a new camera in hand he began recording nature in images which, in his words, are an "affirmation of the complexity, wonder and resilience of the natural order in all things." Over the past 40 years Burtynsky has compellingly explored the shocking variety and scale of industrialized landscapes, from oil refineries…mehr

Produktbeschreibung
In spring 2020 Edward Burtynsky found himself, like most of us, in lockdown due to the corona pandemic. At the time Burtynsky was in his beloved Grey County, Ontario-an area of wild beauty where he made his earliest photos-and he used his isolation there to reflect and create: with a new camera in hand he began recording nature in images which, in his words, are an "affirmation of the complexity, wonder and resilience of the natural order in all things."
Over the past 40 years Burtynsky has compellingly explored the shocking variety and scale of industrialized landscapes, from oil refineries to quarries, from aquaculture to salt extraction. Yet in Natural Order he captures a moment when mankind has been temporarily stopped in its tracks, businesses suspended and economies disrupted-a moment for nature to breathe. These photos of trees and other flora show nature on the dynamic cusp between winter and spring, a time of melting snow, sprouting shoots and the promise of bounty: for Burtynsky, "an enduring order that remains intact regardless of our own human fate."
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Autorenporträt
Edward Burtynsky's remarkable photographic depictions of large-scale industrial landscapes are included in the collections of over 60 major museums including the National Gallery of Canada, the Museum of Modern Art, the Guggenheim Museum in New York and the Los Angeles County Museum of Art. Burtynsky's distinctions include the TED Prize, the Outreach Award at the Rencontres d'Arles and the Roloff Beny Book Award. He sits on the board of directors for the Scotiabank CONTACT Photography Festival and the Ryerson Gallery and Research Center, and is co-founder of the Scotiabank Photography Award. In 2006 Burtynsky was made Officer of the Order of Canada and in 2016 he received the Governor General's Award in Visual and Media Arts. Burtynsky holds seven honorary doctoral degrees. His books with Steidl are China (2005), Quarries (2007), Oil (2009), Water (2013), Salt Pans (2016) and Anthropocene (2018).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Thomas Steinfeld lässt sich vom Fotografen Edward Burtynsky in den kanadischen Urwald von Grey County oder besser ins kanadische Dickicht führen. Sieht aus wie Jackson Pollock, findet der Rezensent. Wenn Burtynsky mit seiner extrem hochauflösenden Kamera ein ums andere mal aus frontaler Perspektive ein dichtes Netz aus Zweigen ablichtet, fühlt sich Steinfeld mit einem menschenabweisenden "gigantischen Innenraum" konfrontiert, eine Steigerung der romantischen Idee von der Trennung von Mensch und Natur, wie er findet.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.06.2021

Tief im
Dickicht
Wo Edward Burtynsky doch noch
menschenleere Landschaften fand
Das Grey County ist ein weitgestrecktes, von flachen Hügeln geprägtes Land in der Provinz Ontario. Es befindet sich nah genug an Toronto, um an Wochenenden beinahe besiedelt zu wirken. Doch liegt es weit genug im Norden, um schon der Wildnis Platz zu gewähren. Dorthin zog es im März des Jahres 2020 den in Kanada geborenen Fotografen Edward Burtynsky. Er wollte sich auf eine große Reise nach Afrika vorbereiten, auf eine Expedition, wie er schon etliche unternommen hatte, um zu dokumentieren, in welchem Maß die Welt den Belangen der industriellen Produktion unterworfen ist. „Manufactured Landscapes“ hieß seine berühmte Reihe von Großformaten, mit denen er die Veränderung weiter Landschaften offensichtlich machte. 2003 zeigte er darin auch die rasende Industrialisierung Chinas, 2018 erschien sein Buch „Anthropocene“, Teil einer Arbeit, in der er die Eingriffe des Menschen in die Erdgeschichte zu zeigen versuchte.
Aus seiner Reise wurde im letzten Jahr jedenfalls nichts, die Stadt wurde zu einem gefährlichen Ort, der Seuche wegen, und Edward Burtynsky blieb im Grey County. Gleichwohl fotografierte er. Doch ging es ihm nicht mehr um die Steinbrüche, Autobahnkreuze und Containerhäfen, für die er zuletzt berühmt gewesen war. Stattdessen ging er ins nachbarliche Gehölz und damit in eine Natur, an die niemand je Hand angelegt hatte. Diesen Wildwuchs bildete er nicht von oben ab, so, wie er gewöhnlich Landschaften fotografiert hatte, mithilfe einer Drohne, eines Krans oder eines Hubschraubers, sondern frontal: Ein Mensch steht vor dem Dickicht, aber nicht einmal ein Trapper fände einen Weg hinein.
Historisch betrachtet künden Landschaften von einem Regime des Selbstbezugs. Das gilt auch in materieller Hinsicht: Oft dokumentieren sie Herrschaft oder Eigentum. So war es in der italienischen Malerei der Renaissance, als die Menschen in die Umgebung zu schauen begannen, um sich darin selbst zu entdecken. Das Instrument dieser Reflexion war die Zentralperspektive. So war es in den niederländischen Landschaften des 17. Jahrhunderts, als der Blick des Malers über Äcker, Weiden und Polder schweifte, als gälte es, ein Kataster festzuhalten.
Erst im frühen 19. Jahrhundert, bei den Romantikern, verließ die Kunst die vom Kapital geordnete Welt. Damals, in Gestalt des „Eismeers“ etwa, wie es von Caspar David Friedrich gemalt wurde, wandte sie sich natürlichen Räumen zu, in denen der Mensch keinen Ort hatte, oder, was dasselbe ist: Die Kunst suchte sich Räume zu erschließen, in denen keine andere Geschichte stattfindet als der wiederkehrende Wechsel der Jahreszeiten. In „Natural Order“, einer Serie von knapp drei Dutzend Bildern, die Edward Burtynsky im vorvergangenen Frühjahr in der Wildnis des Grey County aufnahm, vollzieht der Fotograf diesen Übergang nach, unter verschärften Bedingungen. Denn die Berge und Meere der Romantiker sollten so erhaben wirken, damit sich der Mensch ihnen gegenüber klein fühlen konnte. Im Gehölz ist er gar nicht vorgesehen.
Es scheint wenig hohe Bäume in dieser Gegend zu geben. Dafür mag der kalte Winter sorgen, so, wie er von Norden, von der Hudson Bay, in die Umgebung der Großen Seen vordringt. Umso dichter aber ist offenbar das Ineinander aus niedrigeren Gewächsen, Schlingpflanzen, Unterholz, Sträuchern, Flechten oder Farnen. Der Wald ist hier ein Filz, ein gigantischer Innenraum, der keinen Zutritt gewährt und sich als tiefe Verwirrung darstellt, das Wort „tief“ dabei in einem doppelten Sinn verstanden, in einem moralischen und in einem räumlichen Sinn. Entstanden sind die Fotografien in der Zeit zwischen dem letzten Schnee und dem ersten Grün, sodass kein Blattwerk der Verwirrung die Tiefe nimmt.
Fotografiert wurde der Filz mit einer extrem hochauflösenden dänischen Kamera, einer „Phase One“, die es erlaubt, die Schärfentiefe zu erweitern, in einzelnen Schritten („focus stacking“). Selbst der kleinste Zweig, der dünnste Halm tritt deutlich hervor, gleichgültig, ob er sich nun in einer Entfernung von einem Meter oder von dreißig Metern befindet, und in allen Nuancen der Form und der Farbe: Edward Burtynsky spricht von „den Vierteltönen“ des Kolorits, die er mit dieser Technik abzubilden – oder sollte man doch besser sagen: zu schaffen? – imstande ist. Nebenbei stellt sich bei manchen dieser Fotografien der Eindruck ein, der kanadische Urwald sei insgeheim eine Partnerschaft mit Jackson Pollock und dem abstrakten Expressionismus eingegangen.
THOMAS STEINFELD
Erst mit den Romantikern
verließ die Kunst die vom
Kapital geordnete Welt
Eine hochauflösende Kamera
nimmt noch die dünnsten Zweige
und Halme in tiefer Schärfe auf
Edward Burtynsky: Natural Order. Steidl Verlag, Göttingen 2020. 64 Seiten, 98 Euro.
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