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Mit über 250 Farbaufnahmen führt 'Naturerlebnis Hessen' dem Leser die Besonderheiten der Landschaft Hessens vor Augen und zeigt die Schönheiten der Flora ebenso wie die vielfältige Tierwelt. Der Leser erfährt viel Wissenswertes und Interessantes über die Lebensweise zahlreicher Tiere und Pflanzen sowie über deren Ansprüche an ihre Habitate. Gut zu lesende Texte erläutern anschaulich geologische, kulturgeschichtliche und ökologische Hintergründe.

Produktbeschreibung
Mit über 250 Farbaufnahmen führt 'Naturerlebnis Hessen' dem Leser die Besonderheiten der Landschaft Hessens vor Augen und zeigt die Schönheiten der Flora ebenso wie die vielfältige Tierwelt. Der Leser erfährt viel Wissenswertes und Interessantes über die Lebensweise zahlreicher Tiere und Pflanzen sowie über deren Ansprüche an ihre Habitate. Gut zu lesende Texte erläutern anschaulich geologische, kulturgeschichtliche und ökologische Hintergründe.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.07.2000

Vom Buchfinkenland zum hessischen Amazonas

Wolfgang Müllers Schatzsuche war zuweilen anstrengend. Auf der Pirsch nach den Raritäten der Natur hat der 47 Jahre alte Ethnologe aus Neu-Anspach Enttäuschungen ebenso zu verkraften gehabt wie Stiche von Stechmücken. Was er suchte, war die Fauna und Flora Hessens, die Vielfalt der Pflanzen und Tiere in Taunus und Odenwald, Spessart, Rhön und Vogelsberg. Was er fand, hat Müller in seinem Buch "Naturerlebnis Hessen. Landschaft-Pflanzen-Tiere" auf 160 Seiten beschrieben. Es fasst die Exkursionen eines Mannes zusammen, der kein Stadtmensch ist, sondern Naturliebhaber mit Fachkenntnissen in der historischen Kulturökologie und Biologie.

Müller ist an vielen Stellen fündig geworden. Er hat Tiere wie Luchs und Lachs gefunden, die aus Deutschland verschwunden waren, und Arten, die früher in Hessen nicht vorkamen, aber eingewandert sind wie beispielsweise den Eissturmvogel. Auch die fast zusammengebrochenen Bestände von Kormoran, Graureiher, Schwarzstorch, Wanderfalke und Biber erholen sich nach seinem Befund wieder. "Noch liegt manches im Argen, aber Anlass zu gedämpftem Optimismus ist durchaus gegeben", lautet seine Bilanz. Das Buch ist Müllers Versuch, den Blick des Liebhabers sowohl für die Schönheiten und Besonderheiten der hessischen Landschaft wie für das labile Gleichgewicht der Natur zu schärfen. Er schildert, wie verheerend sich Landschaftsverbrauch, Industrie und Freizeitkultur auf das natürliche Gefüge auswirken können - etwa die extensive Pferdehaltung im Taunus auf viele Pflanzengesellschaften -, und zeigt zugleich Wege auf, Biotope zu bewahren und durch Pflege wieder aufzubauen. Denn jenes "harmonische Ineinandergreifen von Wiesen, Weiden, Feldern und Wald, das wir so schätzen und rühmen", weiß der Fachmann, ist kein reines Naturprodukt, sondern erst aus dem Zusammenwirken von Mensch und Umwelt entstanden.

Den Reichtum dieser Kulturlandschaft führt der Autor seinen Lesern anschaulich und mit einer großen Informationsfülle vor Augen. Das gilt sowohl für die Kapitel über die einzelnen Regionen (beispielsweise "Hessens Amazonas", die Auen der Oberrheinniederung oder das "Buchfinkenland" rund um den Großen Feldberg) als auch für die 250 Tier-, Pflanzen- und Landschaftsfotos, die die Texte illustrieren. Mehrere Karten und ein Glossar erleichtern Orientierung und Lektüre, die, wie die Auswahlbibliografie am Buchende zeigt, in jedem gewünschten Umfang fortgesetzt werden kann.

Das "Naturerlebnis Hessen" wird für all jene zum Leseerlebnis werden, die sich gerne mit offenem Auge unter freiem Himmel bewegen. Vieles sieht man erst, wenn man davon weiß oder einem jemand sagt, wonach man Ausschau halten soll. In den Rheingauer Weinbergen nach der Smaragdeidechse zu suchen wäre vergebliche Liebesmühe, denn sie ist ausgestorben. Dafür aber kann der Spaziergänger im Schlosspark zu Wiesbaden-Biebrich Papageien beobachten, die sich dort ausgesiedelt haben, und im stillen Wispertal auf eine Begegnung mit der Wildkatze oder dem Dachs hoffen. Im Buchfinkenland, wie das Usinger Land auch heißt, locken botanische Kleinode wie die Reifenberger Wiesen, wo noch blüht und gedeiht, was vor der Intensivierung der Landwirtschaft überall zu finden war: Schlangenknöterich etwa und Wald-Storchschnabel, Schlüsselblume, Sumpf-Veilchen, Hahnenfuß oder das Schmalblättrige Wollgras.

Da Müller Ethnologe ist, bereits ein Wörterbuch der Völkerkunde und ein Buch über Indianer verfasst hat, fließen in seine Darstellungen auch immer kulturhistorische Aspekte ein. So erklärt er im Abschnitt über das "Rebenland Rheingau", wie die Spätlese erfunden wurde, und wandert im Lahntal auf Goethes Spuren. Nicht selten beginnt der Neu-Anspacher seine Kapitel mit einem Blick in die erdgeschichtliche Vergangenheit, als sich das Gesicht der Welt formte. Aber auch das liest sich spannend. Wer vermag sich schon vorzustellen, dass sich ein Meeresarm vor 400 Millionen Jahren genau dort erstreckte, wo sich heute der Taunus erhebt? Vermutlich nur jene Kenner, die in den Eschbacher Klippen nicht nur einen bizarren Quarzitkamm sehen, der sich zum Klettern eignet, sondern ein kleines Fenster in die geologische Vergangenheit.

RAINER HEIN

Wolfgang Müller: Naturerlebnis Hessen. Landschaft-Pflanzen-Tiere. 160 Seiten mit mehr als 250 farbigen Abbildungen. Theiss Verlag, Stuttgart. Einführungspreis bis Ende des Jahres 69 Mark, danach 79 Mark. ISBN 3 8062 14182.

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