Um die Jahrhundertwende war das Bedürfnis nach Propheten und Utopien für ein besseres Leben groß, und die "naturgemäße Lebensführung" bot eine willkommene Perspektive. Im Einklang mit der Natur zu sein und sich vegetarisch zu ernähren, wurde zu einem massenhaft gelebten Ideal. Die Anhänger der Nacktkultur, Naturheilkunde, Reformkleidung und des Vegetarismus organisierten sich in zahlreichen "Lebensreform-Vereinen". Die Vegetarier bildeten dabei die intellektuelle Elite, die das nötige praktische Wissen zur Umsetzung des "natürlichen" Lebensideals mitbrachten. Reformhäuser, vegetarische Restaurants, Naturheilanstalten, heroische Literatur und Lichtgebets-Malerei konnten sich aufgrund ihres Wirkens etablieren. Neue Quellenforschungen und der Hinweis auf eine Parallele zur heutigen Öko-Bewegung verleihen dieser Darstellung einer bislang marginalisierten Thematik zusätzliche Aktualität.