Paul Feyerabend, Philosoph, Physiker, Anarchist, war einer der unkonventionellsten Wissenschaftler seiner Zeit. Sein Anything Goes ist zum Label geworden. Wenig bekannt ist, daß Feyerabend über viele Jahre an einer auf drei Bände angelegten Naturphilosophie gearbeitet hat, die den Zeitraum von den frühesten Spuren steinzeitlicher Höhlenmalerei bis zur Atomphysik des 20. Jahrhunderts umfassen sollte - ein Projekt, das ihn, wie er in einem Brief an Imre Lakatos schrieb, fast um den Verstand brachte: "Damn the Naturphilosophie."
Das Manuskript des Buches galt lange als verschollen. Durch einen Zufall wurde nun im Archiv der Universität Konstanz ein Typoskript gefunden, das den ersten Band des geplanten Projektes umfaßt. Feyerabend untersucht die Bedeutung der Mythen für die Frühzeit der Naturphilosophie und den Übergang von Homers "Aggregatuniversum" zu Parmenides' Einheitsdenken. Fokus seiner Überlegungen ist der - aus seiner Sicht verheerende - Aufstieg des Rationalismus in der griechischen Antike und die damit einhergehende Trennung des Menschen von der Natur. In gewohnt polemischer und äußerst belesener Weise erschließt Feyerabend so die Vorgeschichte der modernen Wissenschaft.Der Band enthält zahlreiche Abbildungen (u. a. von archaischen Kunstgegenständen) und eigenhändige Skizzen Feyerabends. Er wird ergänzt durch einige bislang unveröffentlichte biographische Dokumente, die das Gesamtbild des Denkers vervollständigen. Eine Einführung der Herausgeber klärt über die Stellung der Naturphilosophie im Denken Feyerabends auf.
Das Manuskript des Buches galt lange als verschollen. Durch einen Zufall wurde nun im Archiv der Universität Konstanz ein Typoskript gefunden, das den ersten Band des geplanten Projektes umfaßt. Feyerabend untersucht die Bedeutung der Mythen für die Frühzeit der Naturphilosophie und den Übergang von Homers "Aggregatuniversum" zu Parmenides' Einheitsdenken. Fokus seiner Überlegungen ist der - aus seiner Sicht verheerende - Aufstieg des Rationalismus in der griechischen Antike und die damit einhergehende Trennung des Menschen von der Natur. In gewohnt polemischer und äußerst belesener Weise erschließt Feyerabend so die Vorgeschichte der modernen Wissenschaft.Der Band enthält zahlreiche Abbildungen (u. a. von archaischen Kunstgegenständen) und eigenhändige Skizzen Feyerabends. Er wird ergänzt durch einige bislang unveröffentlichte biographische Dokumente, die das Gesamtbild des Denkers vervollständigen. Eine Einführung der Herausgeber klärt über die Stellung der Naturphilosophie im Denken Feyerabends auf.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.04.2009Mit Parmenides war alles gelaufen
Der Wissenschaftsphilosoph Paul Feyerabend war berühmt und wegen seiner kritischen Verve auch berüchtigt: Jetzt wurde aus dem Nachlass der erste Band einer Darstellung der Naturphilosophie ediert.
Die Odyssee beginnt mit Parmenides." Das ist erkennbar keine Feststellung eines klassischen Philologen. Obwohl sie auf einen Autor zurückgeht, der sich eingehend mit Homer auseinandersetzte, um schließlich in Parmenides die Schlüsselfigur für den Untergang von dessen Welt auszumachen. Der Vorsokratiker habe mit seinen begrifflich-abstrakten Gesetzen der anschaulich-lebendigen Wirklichkeit den Abschied gegeben, als deren Teil sich der Mensch noch auf selbstverständliche Weise hatte erkennen können. Nun stand er ihr gegenüber, Wirklichkeit und Welterfahrung, Denken und Anschauung, Wissen und Handeln fielen auseinander. Und das ist der Beginn einer Odyssee, die das Denken durchschreiten muss, "eine lange Kette von Irrtümern, bevor es sich der wirklichen Welt wieder nähert und die Züge in ihr wiedererkennt, die Schöpfungs- und Entwicklungsmythen einst so lebendig beschrieben haben".
Es war nicht klein gedacht, was Paul Feyerabend hier Anfang der siebziger Jahre formulierte: Was mit Parmenides' Hang zu strengen Gesetzen "hinter" den unmittelbar gegebenen Ereignissen begann, sollte jetzt erst - zum Beispiel durch unorthodoxe Deutungen der Quantentheorie bei David Bohm oder durch die Thermodynamik jenseits von Gleichgewichten bei Ilyia Prigogine - als Kette von Irrtümern eingeklammert werden können.
Die Passage findet sich in einem nun zum ersten Mal, fünfzehn Jahre nach Feyerabends Tod, publizierten Text. Aus ihm hätte der erste Band einer "Einführung in die Naturphilosophie" werden sollen, die auf insgesamt drei Bände veranschlagt war. Von diesem Projekt der frühen siebziger Jahre hatte man zwar gewusst, doch lange angenommen, dass es über Absichtserklärungen nicht weit hinausgekommen war - bis man im Nachlass Feyerabends an der Universität Konstanz auf das Typoskript stieß.
Warum Feyerabend dieses Buchprojekt aufgab, ist zwar nicht bekannt. Aber die Publikation von "Against Method" 1975 wird dafür sicherlich von Bedeutung gewesen sein. Diese Skizze einer "anarchistischen Theorie des Wissens", die im Jahr darauf als "Wider den Methodenzwang" auch auf Deutsch erschien, machte ihn weit über die engen Kreise der Wissenschaftsphilosophie hinaus bekannt und schnell auch als Wissenschaftsfeind berüchtigt. Sie prägte das Bild von Feyerabend, und der hatte damit zu tun, sein Image halbwegs unter Kontrolle zu halten. Um Detailarbeit ging es da weniger, sondern eher um grundsätzliche Klarstellungen der verfolgten Absichten, die hinter der Maxime "Anything goes" standen. Die Selbstdarstellung als lässig dandyhafter Gegentypus zum strebsam bemühten Funktionär wissenschaftsphilosophischen Ordnungssinns gehörte dazu.
Das ambitionierte Projekt der "Naturphilosophie" reicht noch hinter diesen Aufstieg zu einem Star der Wissenschaftskritik zurück. Insgesamt hätte sie einen Durchgang von urgeschichtlicher Höhlenmalerei bis zur Gegenwart geben sollen. Entsprechend selektiv ist sie entworfen und an den Hauptthemen orientiert, die sich in Feyerabends Kritik an allen Versuchen, ein für alle Mal gültige Regularien für richtige Wissenschaft aufzustellen, bereits deutlich herauskristallisiert hatten: dass auch Alternativen zu gut etablierten Theorien mangels einsichtig zu machender Ausschlussregeln im Spiel zu halten sind und man nicht darauf zu hoffen brauche, die Übergänge zwischen hinreichend tief ansetzenden Theorien als Sache der Behebung von Defekten oder Einschränkungen rational rekonstruieren zu können. Die Entwicklung zu einer historisch-konkreten Erschließung naturwissenschaftlicher Methoden und Wissensansprüche war - gemeinsam mit Thomas S. Kuhn und anderen - in den sechziger Jahren schon auf den Weg gebracht.
Der nun edierte Text nimmt sich aber nicht irgendeinen Theoriewechsel vor, sondern die Etablierung des abendländischen Wissenschaftsideals selbst: das mythische Weltbild gegen die Unterwanderung à la Parmenides. Auf der einen Seite das mythische "Aggregatuniversum", das Eigenschaften und Ereignisse zu Komplexen ohne aufwendige Tiefenverankerung zusammenstelle; auf der anderen Seite das "Substanzuniversum" des Parmenides, das auf ebendiese Tiefenverankerung abzielt, mit der die wahrgenommene Wirklichkeit zum Schein wird, den es aus unveränderlichen Gesetzen herzuleiten gilt.
Dass man es bei dem aus einer Betrachtung von antiker Malerei und homerischer Epik gewonnenen Aggregatstil mit einer in sich stimmigen Wahrnehmung und Konzeptualisierung von Welt zu tun hat - dieses ein wenig wackelige Argument fand auch Eingang in "Wider den Methodenzwang". In der "Naturphilosophie" steht es vor dem Hintergrund weiter ausholender Überlegungen zu urzeitlicher Kunst und Theorien des Mythos, die allerdings streckenweise zu Literaturberichten werden. Mehr Profil gewinnt die Gegenposition, die Anbahnung der Odyssee des wissenschaftlichen Geistes, die dann im letzten Kapitel von Aristoteles bis zur Quantenmechanik überflogen wird - was gleichzeitig die Inhaltsangabe für die zwei weiteren geplanten Bände abgibt.
Über die "große Masse des orthodoxen wissenschaftlichen Betriebs" war das Urteil schon gefällt: ein "business", vorangetrieben von "unglücklichen, furchtsamen, aber eingebildeten Sklavenseelen". Klang darin Nietzsche-Lektüre nach, so im Bild eines sich "am Horizont" abzeichnenden Gegenunternehmens der frühe Marx. In ihm gehe es nicht mehr um die Durchsetzung begrifflicher Ordnungsansprüche, sondern um einen Prozess, der Mensch und Natur zusammenführe, ohne totalitären Beigeschmack, mit Wahrung der Mittel zur Weltbewältigung und Aussicht auf "volle Entwicklung der eigenen Persönlichkeit".
Wie immer man den utopischen Überschuss rückblickend verbucht - eine andere Wissenschaft war damals tatsächlich im Entstehen, wenn auch auf den Bahnen des von Feyerabend verachteten Betriebs. Die "Ersetzung mechanistischer Betrachtungsweisen", für die er Einstein, Bohr und Bohm als Zeugen heranzog, kam auf dem Feld der neuen Biowissenschaften in Fahrt. Und zweifellos ging damit ein anderes Naturverständnis einher, das sich von der Physik löste. Andererseits kam mit ihr auch auch ein biotechnologisches "business" ins Spiel, von dem Feyerabend bei der Revision seines Texts 1976 kaum etwas ahnen konnte.
Es ist eine naheliegende Frage, wie weit Konzepte der zur Leitwissenschaft aufgestiegenen Biologie - hochintegrierte Netzwerke, Rückkoppelungen ohne Ende, Eingebundenheit des Beobachters in ganz praktischem Sinn - in Richtung von Feyerabends Vorstellungen gingen. Um sie zu zu beantworten, hätte man von ihm vielleicht eine Naturphilosophie gebraucht. Doch die hat er dann nicht mehr geschrieben.
HELMUT MAYER
Paul Feyerabend: "Naturphilosophie". Herausgegeben und mit einem Vorwort von Helmut Heit und Eric Oberheim. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009. 384 S., geb., 24,80 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Wissenschaftsphilosoph Paul Feyerabend war berühmt und wegen seiner kritischen Verve auch berüchtigt: Jetzt wurde aus dem Nachlass der erste Band einer Darstellung der Naturphilosophie ediert.
Die Odyssee beginnt mit Parmenides." Das ist erkennbar keine Feststellung eines klassischen Philologen. Obwohl sie auf einen Autor zurückgeht, der sich eingehend mit Homer auseinandersetzte, um schließlich in Parmenides die Schlüsselfigur für den Untergang von dessen Welt auszumachen. Der Vorsokratiker habe mit seinen begrifflich-abstrakten Gesetzen der anschaulich-lebendigen Wirklichkeit den Abschied gegeben, als deren Teil sich der Mensch noch auf selbstverständliche Weise hatte erkennen können. Nun stand er ihr gegenüber, Wirklichkeit und Welterfahrung, Denken und Anschauung, Wissen und Handeln fielen auseinander. Und das ist der Beginn einer Odyssee, die das Denken durchschreiten muss, "eine lange Kette von Irrtümern, bevor es sich der wirklichen Welt wieder nähert und die Züge in ihr wiedererkennt, die Schöpfungs- und Entwicklungsmythen einst so lebendig beschrieben haben".
Es war nicht klein gedacht, was Paul Feyerabend hier Anfang der siebziger Jahre formulierte: Was mit Parmenides' Hang zu strengen Gesetzen "hinter" den unmittelbar gegebenen Ereignissen begann, sollte jetzt erst - zum Beispiel durch unorthodoxe Deutungen der Quantentheorie bei David Bohm oder durch die Thermodynamik jenseits von Gleichgewichten bei Ilyia Prigogine - als Kette von Irrtümern eingeklammert werden können.
Die Passage findet sich in einem nun zum ersten Mal, fünfzehn Jahre nach Feyerabends Tod, publizierten Text. Aus ihm hätte der erste Band einer "Einführung in die Naturphilosophie" werden sollen, die auf insgesamt drei Bände veranschlagt war. Von diesem Projekt der frühen siebziger Jahre hatte man zwar gewusst, doch lange angenommen, dass es über Absichtserklärungen nicht weit hinausgekommen war - bis man im Nachlass Feyerabends an der Universität Konstanz auf das Typoskript stieß.
Warum Feyerabend dieses Buchprojekt aufgab, ist zwar nicht bekannt. Aber die Publikation von "Against Method" 1975 wird dafür sicherlich von Bedeutung gewesen sein. Diese Skizze einer "anarchistischen Theorie des Wissens", die im Jahr darauf als "Wider den Methodenzwang" auch auf Deutsch erschien, machte ihn weit über die engen Kreise der Wissenschaftsphilosophie hinaus bekannt und schnell auch als Wissenschaftsfeind berüchtigt. Sie prägte das Bild von Feyerabend, und der hatte damit zu tun, sein Image halbwegs unter Kontrolle zu halten. Um Detailarbeit ging es da weniger, sondern eher um grundsätzliche Klarstellungen der verfolgten Absichten, die hinter der Maxime "Anything goes" standen. Die Selbstdarstellung als lässig dandyhafter Gegentypus zum strebsam bemühten Funktionär wissenschaftsphilosophischen Ordnungssinns gehörte dazu.
Das ambitionierte Projekt der "Naturphilosophie" reicht noch hinter diesen Aufstieg zu einem Star der Wissenschaftskritik zurück. Insgesamt hätte sie einen Durchgang von urgeschichtlicher Höhlenmalerei bis zur Gegenwart geben sollen. Entsprechend selektiv ist sie entworfen und an den Hauptthemen orientiert, die sich in Feyerabends Kritik an allen Versuchen, ein für alle Mal gültige Regularien für richtige Wissenschaft aufzustellen, bereits deutlich herauskristallisiert hatten: dass auch Alternativen zu gut etablierten Theorien mangels einsichtig zu machender Ausschlussregeln im Spiel zu halten sind und man nicht darauf zu hoffen brauche, die Übergänge zwischen hinreichend tief ansetzenden Theorien als Sache der Behebung von Defekten oder Einschränkungen rational rekonstruieren zu können. Die Entwicklung zu einer historisch-konkreten Erschließung naturwissenschaftlicher Methoden und Wissensansprüche war - gemeinsam mit Thomas S. Kuhn und anderen - in den sechziger Jahren schon auf den Weg gebracht.
Der nun edierte Text nimmt sich aber nicht irgendeinen Theoriewechsel vor, sondern die Etablierung des abendländischen Wissenschaftsideals selbst: das mythische Weltbild gegen die Unterwanderung à la Parmenides. Auf der einen Seite das mythische "Aggregatuniversum", das Eigenschaften und Ereignisse zu Komplexen ohne aufwendige Tiefenverankerung zusammenstelle; auf der anderen Seite das "Substanzuniversum" des Parmenides, das auf ebendiese Tiefenverankerung abzielt, mit der die wahrgenommene Wirklichkeit zum Schein wird, den es aus unveränderlichen Gesetzen herzuleiten gilt.
Dass man es bei dem aus einer Betrachtung von antiker Malerei und homerischer Epik gewonnenen Aggregatstil mit einer in sich stimmigen Wahrnehmung und Konzeptualisierung von Welt zu tun hat - dieses ein wenig wackelige Argument fand auch Eingang in "Wider den Methodenzwang". In der "Naturphilosophie" steht es vor dem Hintergrund weiter ausholender Überlegungen zu urzeitlicher Kunst und Theorien des Mythos, die allerdings streckenweise zu Literaturberichten werden. Mehr Profil gewinnt die Gegenposition, die Anbahnung der Odyssee des wissenschaftlichen Geistes, die dann im letzten Kapitel von Aristoteles bis zur Quantenmechanik überflogen wird - was gleichzeitig die Inhaltsangabe für die zwei weiteren geplanten Bände abgibt.
Über die "große Masse des orthodoxen wissenschaftlichen Betriebs" war das Urteil schon gefällt: ein "business", vorangetrieben von "unglücklichen, furchtsamen, aber eingebildeten Sklavenseelen". Klang darin Nietzsche-Lektüre nach, so im Bild eines sich "am Horizont" abzeichnenden Gegenunternehmens der frühe Marx. In ihm gehe es nicht mehr um die Durchsetzung begrifflicher Ordnungsansprüche, sondern um einen Prozess, der Mensch und Natur zusammenführe, ohne totalitären Beigeschmack, mit Wahrung der Mittel zur Weltbewältigung und Aussicht auf "volle Entwicklung der eigenen Persönlichkeit".
Wie immer man den utopischen Überschuss rückblickend verbucht - eine andere Wissenschaft war damals tatsächlich im Entstehen, wenn auch auf den Bahnen des von Feyerabend verachteten Betriebs. Die "Ersetzung mechanistischer Betrachtungsweisen", für die er Einstein, Bohr und Bohm als Zeugen heranzog, kam auf dem Feld der neuen Biowissenschaften in Fahrt. Und zweifellos ging damit ein anderes Naturverständnis einher, das sich von der Physik löste. Andererseits kam mit ihr auch auch ein biotechnologisches "business" ins Spiel, von dem Feyerabend bei der Revision seines Texts 1976 kaum etwas ahnen konnte.
Es ist eine naheliegende Frage, wie weit Konzepte der zur Leitwissenschaft aufgestiegenen Biologie - hochintegrierte Netzwerke, Rückkoppelungen ohne Ende, Eingebundenheit des Beobachters in ganz praktischem Sinn - in Richtung von Feyerabends Vorstellungen gingen. Um sie zu zu beantworten, hätte man von ihm vielleicht eine Naturphilosophie gebraucht. Doch die hat er dann nicht mehr geschrieben.
HELMUT MAYER
Paul Feyerabend: "Naturphilosophie". Herausgegeben und mit einem Vorwort von Helmut Heit und Eric Oberheim. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009. 384 S., geb., 24,80 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Helmut Mayer begrüßt den nun vorliegenden ersten Band einer Darstellung der Naturphilosophie aus dem Nachlass des Wissenschaftsphilosophen Paul Feyerabend. Er erinnert an Feyerabend als einen "Star der Wissenschaftskritik", dessen Buch "Wider den Methodenzwang" in den 1970er Jahren den Wissenschaftsbetrieb gehörig aufgemischt hat. In vorliegender "Naturphilosophie" stößt er - wenig verwunderlich - auf Motive, die sich auch in anderen Werken Feyerabends finden. Besonders betont er in diesem Zusammenhang Feyerabends kritische Sicht auf die Etablierung des abendländischen Wissenschaftsideals, die mit Parmenides zum Durchbruch gekommen sei. Die Ausführungen zu urzeitlicher Kunst und Theorien des Mythos muten Mayer allerdings ein wenig wie "Literaturberichte" an. Mehr Profil gewinnt die Darstellung für ihn im letzten Kapitel, wo Feyerabend einen Überblick über "Odyssee des wissenschaftlichen Geistes" von Aristoteles bis zur Quantenmechanik gibt, der zugleich als eine Inhaltsangabe für die zwei weiteren geplanten Bände fungiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Das Manuskript, das die Berliner Philosophen Helmut Heit und Eric Oberheim entdeckt haben, offenbart in seiner Suche nach dem entscheidenden Rationalitäts-Knacks im abendländischen Denken weit kompakter als das zur gleichen Zeit geschriebene Hauptwerk, woraus sich Feyerabends Gedanken speisten - und worin ihre Brisanz für unser heutiges Weltbild liegt.« Andreas Weber DIE ZEIT 20090528