"Anspruchsvolle naturschutzpolitische Veröffentlichungen sind im Freistaat Sachsen bisher Mangelware. Das Buch vermittelt einen tiefen Einblick in die vor allem landespolitischen Rahmenbedingungen und Aktivitäten des Naturschutzes nach 1990. Es gibt in ganz Sachsen keinen Kompetenteren für dieses
Thema als den Autor, der von 1992-2002 Vorsitzender des Arbeitskreises für Umwelt und…mehr"Anspruchsvolle naturschutzpolitische Veröffentlichungen sind im Freistaat Sachsen bisher Mangelware. Das Buch vermittelt einen tiefen Einblick in die vor allem landespolitischen Rahmenbedingungen und Aktivitäten des Naturschutzes nach 1990. Es gibt in ganz Sachsen keinen Kompetenteren für dieses Thema als den Autor, der von 1992-2002 Vorsitzender des Arbeitskreises für Umwelt und Landesentwicklung sowie umweltpolitischer Sprecher der CDU – Landtagsfraktion war, von 2002–2004 Sächsischer Staatsminister für Kultus und stellvertretender Ministerpräsident. Durch seine langjährigen landschaftsökologischen Forschungen in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften sowie als Professor für Landschaftslehre/Geoökologie an der TU Dresden hat er außerdem ein umfassendes Fachwissen.
In einleitenden Kapiteln befasst sich das Buch kurz mit der Geschichte des Naturschutzes in Sachsen sowie mit seinen Rahmenbedingungen unmittelbar vor und nach der politischen Wende 1989/90. Sodann werden die Bemühungen der Umweltpolitik um eine zukunftsfähige Ausgestaltung des Naturschutzrechtes im Freistaat Sachsen und Positionen der politischen Kräfte beschrieben (z.B. Grüne Charta der CDU). Parlamentarische Initiativen (z.B. Schutzgebietsprogramm), Umweltberichtserörterungen im Landtag, Naturschutz im Spiegel der Landeshaushalte, Fachregierungserklärungen, regionale und sachliche Schwerpunkte (Nationalpark Sächsische Schweiz, Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, NSG Königsbrücker Heide, Aufbaubeschleunigungsgesetz, FFH-Richtlinie) etc. sind weitere Schwerpunkte.
Das Buch ist Zeugnis für engagiertes Bemühen um einen politisch anspruchsvollen Naturschutz im Freistaat Sachsen, wirbt um Verständnis für das Machbare beim politischen Interessenausgleich, spart aber auch nicht mit Kritik, wenn Entscheidungen für den Naturschutz im Nachhinein behindert bzw. diskreditiert werden (z.B. Schutzgebietserlass von 1999, Aktivitäten der Stiftung Wald für Sachsen im NSG Königsbrücker Heide).
Im Resümee seines Buches kann Mannsfeld insgesamt eine positive Bilanz für den Naturschutz seit der Wende ziehen und würdigt in dem Zusammenhang insbesondere die Leistung des ehrenamtlichen Naturschutzes, aber auch das Wirken der Naturschutzbehörden (was Seltenheitswert hat). Einschränkend stellt er zugleich fest, dass der Naturschutz im Freistaat Sachsen (noch) keine Erfolgsstory ist, dass zwar gute rechtliche, organisatorische und finanzielle Voraussetzungen geschaffen worden sind, das Verschwinden von Lebensräumen und der Rückgang von Pflanzen- und Tierarten aber anhält. Um an erreichtes Positives anknüpfen zu können und künftige Herausforderungen zu meistern, mahnt er, die rechtliche und finanzielle Ausstattung des Naturschutzes in Sachsen zu bewahren und entwickelt außerdem Vorstellungen für die weitere Arbeit des Naturschutzes.
Für alle am Thema Interessierten ist das Buch informativ und lesenswert. Es besticht durch seine knappe und präzise Darstellung. Engagierten Naturschützern spricht es aus dem Herzen. Manche Aussage bedarf sicher aus den unterschiedlichsten Gründen weiterer Erörterung bzw. Präzisierung. Möge sich dabei die Chance eröffnen, das politische Verständnis und die politische Basis für einen zukunftsfähigen Naturschutz zu erweitern. Das wäre sicher verdienter Lohn und Anerkennung für das Engagement und den persönlichen Einsatz von Prof. Dr. Karl Mannsfeld."