Zwischenprüfungsarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1, Humboldt-Universität zu Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Reisen und vor allem das literarische Niederschreiben gehörte spätestens seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert zu den üblichen Kulturpraktiken des europäischen Bürgertums. Daher ist es wenig verwunderlich, dass der Buchmarkt mit Reisebeschreibungen überflutet wurde. Auch die wissenschaftliche Forschung hat in den letzten Jahrzehnten, dieses Thema für sich (wieder-)entdeckt. Historiker, Volkskundler oder Kulturanthropologen haben die Reisen der vergangenen Tage studiert und reflektiert. Von der mittelalterlichen Pilgerfahrt bis zum modernen Massentourismus, beinahe alle Länder und Arten zu Reisen wurden analysiert und beschrieben.Viele Reisebeschreibungen besitzen zunächst lediglich eine persönliche Relevanz und gewinnen erst später Bedeutung für die historische Forschung. Andere Texte gehören zum Hofstaat der Literatur. Dichterund Denker greifen traditionell gern zur Feder, wenn sie auf reisen sind.Ich möchte im Folgenden untersuchen, inwiefern ein aktuelles Werk, das ohne wissenschaftliche Ambition verfasst wurde, dennoch Gehalte aufweist, die mit den Wissenschaften in Verbindung stehen. Dabei wird die spezielle Perspektive von Interesse sein, die aufschlussreiche Einblicke und Überblicke gewähren kann. Das Problem besteht heute ja keineswegs darin, dass ein Mangel an Wissen zu beklagen wäre. Das, was der Reisende zu Gesicht bekommt, hat er häufig bereits im TV-Programm gesehen. Informationslücken gibt es kaum - im Gegenteil, die "Gutenberg-Galaxis" der Bücher hält ebenso eine Informationsflut bereit wie das mit Suchmaschinen zu durchforstende Internet. Immer erneut stellt sich die Aufgabe, Informationen nicht nur zu sammeln, sondern in persönliches Wissen zu verwandeln. Ob es sich dabei nun um aktuell praktisch anwendbares oder theoretisch verallgemeinertes Wissen handelt, ist zunächst nebensächlich. Entscheidend ist vielmehr, dass eine Reise offenbar den Zusammenhang stiften und Anordnungsstrukturen prägen kann. Diese These kam mir bei der Lektüre von Wolfgang Büschers Buch "Berlin-Moskau: Eine Reise zu Fuß" in den Sinn. Bemerkenswert ist auch, dass dessen Reise "zu Fuß" absolviert worden ist. Das Wandern war schon für Friedrich Nietzsche eine Bewegungsart, die die Reflexion begünstigt. Leider muss ich zugeben, dass meine folgenden Ausführungen nicht aus der Bewegung heraus entstanden sind, sondern nach theoretischem "Sitzfleisch" riechen. Ich hoffe jedoch, dass sich für den Leser dennoch darin etwas Aufschlussreiches findet.
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