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Ein düsterer Kriminalfall - so undurchdringlich wie der Nebel im winterlichen Warschau
Die junge Zofia Wagner wird ermordet in ihrer Warschauer Wohnung aufgefunden. Für Freunde und Nachbarn ist die Tat völlig unerklärlich, führte Zofia doch ein unauffälliges Leben. Auf den zweiten Blick tun sich jedoch ungeahnte Abgründe auf - und fast jeder aus Zofias Umfeld gerät unter Verdacht: ihr Ex-Freund, ihre tschetschenische Putzfrau, ihr ehemaliger Verlobter. Kommissar Marcin Sawicki, ein Macho alter Schule, und seine ehrgeizige neue Kollegin Ada Rochniewicz übernehmen die Ermittlung. Doch Doch…mehr

Produktbeschreibung
Ein düsterer Kriminalfall - so undurchdringlich wie der Nebel im winterlichen Warschau

Die junge Zofia Wagner wird ermordet in ihrer Warschauer Wohnung aufgefunden. Für Freunde und Nachbarn ist die Tat völlig unerklärlich, führte Zofia doch ein unauffälliges Leben. Auf den zweiten Blick tun sich jedoch ungeahnte Abgründe auf - und fast jeder aus Zofias Umfeld gerät unter Verdacht: ihr Ex-Freund, ihre tschetschenische Putzfrau, ihr ehemaliger Verlobter. Kommissar Marcin Sawicki, ein Macho alter Schule, und seine ehrgeizige neue Kollegin Ada Rochniewicz übernehmen die Ermittlung. Doch Doch sämtliche Spuren verlieren sich im Nebel ...

»Ein hervorragender Kriminalroman, maßgefertigt für die heutige Zeit.« Olga Tokarczuk, Literaturnobelpreisträgerin
Autorenporträt
Kaja Malanowska, Jahrgang 1974, ist Schriftstellerin und promovierte Biologin. Sie war für zwei der renommiertesten polnischen Literaturpreise nominiert. »Nebeltage« ist ihr erster Kriminalroman und der erste Roman, der auch auf Deutsch und Englisch erscheint.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.11.2021

Illegale im Visier
Kaja Malanowskas polnisches Sittenbild

"Vielleicht hatte der Staatsanwalt ja sogar recht. Vielleicht war das wieder so ein typisch polnisches, primitives und vollkommen sinnloses Verbrechen. Die Frau hatte eben einfach Pech gehabt." Ein unüberhörbares Maß an Resignation schwingt in diesem Satz einer polnischen Autorin mit. Kaja Malanowska ist promovierte Biologin, Kolumnistin des linken Magazins Krytyka Polityczna und schreibt autobiographisch gefärbte Romane im Bloggerstil ohne Scheu vor unbequemen Themen: psychische Krankheiten, Fremdenfeindlichkeit, wirtschaftlicher Niedergang. "Nebeltage", ihr erster ins Deutsche und Englische übersetzte Roman, ist ein ambitioniertes Projekt: Siebenhundert Seiten, mit einer Empfehlung der Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk - der Versuch eines Gesellschaftsromans mit den Mitteln der Kriminalliteratur.

In Warschau hält der nie enden wollende Winter die Stadt unter einer Käseglocke aus kaltem Nebel in Geiselhaft, als eine Frau tot in ihrer Wohnung aufgefunden wird: Zofia Wagner, Ende zwanzig, alleinstehend, wohlhabend, Ordnungsfanatikerin. In ihrem Badezimmer von hinten mit zwei gezielten Hammerschlägen umgebracht. Alle Zeichen weisen zunächst auf einen Raubmord - und damit auf Zofias Putzfrau, eine illegal in Polen lebende Tschetschenin mit einer großen Familie und wenig Geld.

Doch bis der Fall abgeschlossen werden kann, schlagen die Ermittlungen einige Haken. Der Fokus verschiebt sich auf Misogynie und häusliche Gewalt, auf den in Polen grassierenden Rassismus, auf rechtsextreme, in Gewalt ausartende Demonstrationen und die Pro-Life-Bewegung, auf die sektiererischen Ausläufer des Katholizismus, auf Vetternwirtschaft und Korruption bis in die höchsten Ebenen der Politik. Symptome eines rasanten gesellschaftlichen Wandels, der innere Widersprüche sichtbar macht und den obligatorischen konservativen Backlash folgen lässt.

Diesem Filz gegenüber steht eine finanziell und personell miserabel ausgestattete Polizei, der die Leute misstrauen. Nicht einmal zu Unrecht, denn immer wieder werden ihre Verhörzimmer zu Orten der Demütigung und Folter. Und ein Leck gibt es noch dazu: Regelmäßig sickern sensible Informationen an die Boulevardpresse durch, brandgefährlich für die Verdächtigen.

"Nebeltage" ist ein Steinbruch. Eine Masse mal mehr, mal weniger tiefgründig durchdachter Ideen, die es gut vertrüge, um zweihundert Seiten eingedampft zu werden - zumal die stattliche Länge auch auf die Kappe repetitiver Zusammenfassungen der Ermittlungsergebnisse geht. Aber für gewöhnlich verbirgt sich irgendwo im Steinbruch auch die Goldader. Kaja Malanowska findet sie in ihrem ungleichen Ermittlerpärchen. Mit Ada Rochniewicz versetzt sie eine neue Kollegin in eine fast ausschließlich männliche und offen feindselige Arbeitswelt.

Eine intuitive Kommissarin, die aneckt. Deren albtraumhafte Visionen webt Malanowska unvermittelt in die Handlung ein; surreale Einsprengsel, deren Überraschungseffekt sich mit der Zeit allerdings etwas abnutzt. Als Figur, die sich übermenschlich emphatisch in ihr Gegenüber hineinversetzen kann, zugleich aber kalt und scheinbar gefühllos diese Schicksale von sich fernhält, die eine geheimnisvolle Vergangenheit andeutet, ohne dabei ins Detail zu gehen, verlangt Ada förmlich nach einer Fortsetzung, an der Malanowska gerade arbeitet.

Der heimliche Protagonist aber ist Adas Kollege, der Ermittler Marcin Sawicki. Ein Macho alter Schule mit Eheproblemen und einer Sucht nach Nervennahrung in Form von Schokoriegeln. Seine charakterliche Entwicklung ist der rote Faden, der die losen Enden zusammenbindet, seine zuweilen entnervende, gelegentlich niedliche Hilflosigkeit im Umgang mit seinen Gefühlen und den Frauen in seinem Leben der nötige menschliche Faktor inmitten all des politischen Engagements. Die Autorin zeigt, wie das Selbstbild dieses Mannes ins Bröckeln kommt. Er sieht die Kollegin unter Dauerfeuer, die Hinterlassenschaften des Opfers, die Ängste der tschetschenischen Putzfrau, und viel zu spät gehen ihm die traditionellen, religiösen, existenziellen Zwänge dieser Leben auf. Immerhin: Bei Marcin setzt ein Umdenken ein, in dem Kaja Malanowskas eigene Hoffnungen für die Zukunft Polens durchscheinen. KATRIN DOERKSEN

Kaja Malanowska: "Nebeltage". Kriminalroman.

Aus dem Polnischen von Lisa Palmes.

Goldmann Verlag, München 2021. 704 S., br., 12,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Katrin Doerksen entdeckt in Kaja Malanowskas Kriminalroman um den Mord an einer jungen Warschauerin einen Hoffnungsschimmer, was die gesellschaftliche Entwicklung Polens angeht. Die Autorin versteckt ihn laut Doerksen in der Erleuchtung eines Macho-Ermittlers, dem, konfrontiert mit lauter bedrängten Frauen, die Zwänge des weiblichen Geschlechts in seinem Land aufgehen. Themen wie Misogynie, häusliche Gewalt, Rassismus, Korruption und katholischer Traditionalismus machen den Text zu einem ambitionierten Stück Literatur, findet die Rezensentin. Eine stärkere Verdichtung hätte dem Text samt seiner vielen Ideen und "repetitiven Zusammenfassungen" allerdings gut gestanden, meint sie.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Kaja Malanowska (...) schreibt autobiografisch gefärbte Romane im Bloggerstil ohne Scheu vor unbequemen Themen: psychische Krankheiten, Fremdenfeindlichkeit, wirtschaftlicher Niedergang. 'Nebeltage', ihr erster ins Deutsche und Englische übersetzte Roman, ist ein ambitioniertes Projekt: Siebenhundert Seiten mit einer Empfehlung der Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk - der Versuch eines Gesellschaftsromans mit den Mitteln der Kriminalliteratur.« Frankfurter Allgemeine Zeitung