Olympiasiege, Welt- und Europameister, zahllose internationale Turniererfolge: Hockey ist Deutschlands erfolgreichste Ballsportart und führt doch - wie viele andere Sportarten - öffentlich nur ein Schattendasein. Weil der übermächtige Fußball alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, bleiben für die zahlreichen anderen Disziplinen und Sportler meist nur mediale Brotkrumen übrig, mit den dementsprechenden Folgen für die Finanzierung durch Sponsoren und TV-Gelder. Moritz Fürste ist einer der erfolgreichsten Hockeyspieler der Welt und engagiert sich seit Jahren für die Förderung olympischer Sportarten gegen die kommerzielle Übermacht des Fußballs. Der Welthockeyspieler erzählt in diesem Buch erstmals seine ganz persönliche Geschichte und spart auch private Rückschläge nicht aus. Dabei setzt er sich kritisch mit den Bedingungen für Leistungssportler abseits des großen Profigeschäfts auseinander und plädiert für mehr Unterstützung durch Verbände, Medien und Wirtschaft. Ein Plädoyer für Leidenschaft, Leistung und Engagement und ein spannender Blick hinter die Kulissen des deutschen Spitzensports. Ein Buch für alle, die den Sport lieben!
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.05.2020Indisches Salär
Autobiografie: Wie Moritz Fürste im
Hockey ohne Rummel Weltstar wurde
Autobiografien sind oft geschönte Lebensläufe, nicht aber bei Moritz Fürste. Der zweimalige Hockey-Olympiasieger, Welt- und Europameister, der 2018 die Karriere bei seinem Stammverein Uhlenhorster HC mit knapp 34 Jahren beendete, hat ein sehr kritisches Buch mit dem Journalisten Björn Jensen verfasst – nicht nur in Bezug auf seine persönliche Entwicklung. Bereits der Titel „Nebenbei Weltklasse“ deutet an, dass es im Vergleich zu dem mit Geld vollgepumpten Fußball schwer ist, Weltklasse fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu erreichen. Dass der von der Stiftung Deutsche Sporthilfe geförderte durchschnittliche Spitzenathlet nur 626 Euro netto beziehe, hält Fürste für einen Witz. Wenn der Dschungelkönig fünfmal so viel Geld gewinne wie ein Olympiasieger, so argumentiert er, müsse sich keiner wundern, dass der deutsche Sport den Anschluss verliert.
Er selbst, schreibt Fürste, habe sein Marketingstudium nur durchziehen können, weil er mehrmals für sechs Wochen in der indischen Hockey League gespielt habe – für ein ansprechendes Salär. Streng geht er mit der Politik um. Diese versäume es, aus erfolgreichen Athleten Botschafter zu machen und den Sport auf eine Stufe mit Kultur und Bildung zu stellen: Es reiche nicht, „sich alle vier Jahre bei der Fußball-Weltmeisterschaft in der Kabine zu zeigen“. Das Motto des meinungsstarken Ex-Kapitäns (289 Länderspiele) lautet: „Just in time.“ Mit dieser Maxime war er in entscheidenden Momenten in Bestform – ebenso wie er im richtigen Augenblick zu feiern wusste.
JÖMA
Moritz Fürste: Nebenbei Weltklasse. Edel Books. 2018. 19,95 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Autobiografie: Wie Moritz Fürste im
Hockey ohne Rummel Weltstar wurde
Autobiografien sind oft geschönte Lebensläufe, nicht aber bei Moritz Fürste. Der zweimalige Hockey-Olympiasieger, Welt- und Europameister, der 2018 die Karriere bei seinem Stammverein Uhlenhorster HC mit knapp 34 Jahren beendete, hat ein sehr kritisches Buch mit dem Journalisten Björn Jensen verfasst – nicht nur in Bezug auf seine persönliche Entwicklung. Bereits der Titel „Nebenbei Weltklasse“ deutet an, dass es im Vergleich zu dem mit Geld vollgepumpten Fußball schwer ist, Weltklasse fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu erreichen. Dass der von der Stiftung Deutsche Sporthilfe geförderte durchschnittliche Spitzenathlet nur 626 Euro netto beziehe, hält Fürste für einen Witz. Wenn der Dschungelkönig fünfmal so viel Geld gewinne wie ein Olympiasieger, so argumentiert er, müsse sich keiner wundern, dass der deutsche Sport den Anschluss verliert.
Er selbst, schreibt Fürste, habe sein Marketingstudium nur durchziehen können, weil er mehrmals für sechs Wochen in der indischen Hockey League gespielt habe – für ein ansprechendes Salär. Streng geht er mit der Politik um. Diese versäume es, aus erfolgreichen Athleten Botschafter zu machen und den Sport auf eine Stufe mit Kultur und Bildung zu stellen: Es reiche nicht, „sich alle vier Jahre bei der Fußball-Weltmeisterschaft in der Kabine zu zeigen“. Das Motto des meinungsstarken Ex-Kapitäns (289 Länderspiele) lautet: „Just in time.“ Mit dieser Maxime war er in entscheidenden Momenten in Bestform – ebenso wie er im richtigen Augenblick zu feiern wusste.
JÖMA
Moritz Fürste: Nebenbei Weltklasse. Edel Books. 2018. 19,95 Euro.
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"'Nebenbei Weltklasse' verknüpft die Erfahrungen einer langen Sportkarriere mit einem Appell an das deutsche Sportsystem." Deutschlandfunk 20180304