Im Mittelpunkt von Monika Deterings Kurzgeschichten stehen Begegnungen zwischen Menschen, Begegnungen mit Orten und Erinnerungen. Oft sind es nur kurze, flüchtige Momente des Zusammentreffens, kleine Begebenheiten, die doch so prägend sind, dass sie das Leben nachhaltig beeinflussen oder sogar in eine andere Richtung lenken können.Manchmal verschwinden diese Begegnungen im Alltag und der Banalität des Lebens, und erst die Rückkehr an einen Ort der Vergangenheit, ein bestimmter Geruch, ein Foto oder eine Melodie lösen ein Erinnern aus.Allzu oft ist diese Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit jedoch schmerzhaft, da sie die Brüchigkeit menschlicher Beziehungen zeigt und Wunden aufreißt, die durch enttäuschtes Vertrauen geschlagen wurden. Deterings brillante Sprache schafft es, diese Ent-Zauberung für den Leser nachvollziehbar zu machen: eine Atmosphäre der Heiterkeit, Lebensfreude, Intimität und Geborgenheit wandelt sich ganz unmerklich und schleichend in eine der Innerlichkeit, der Bewusstwerdung von Einsamkeit, mitunter sogar in eine Atmosphäre der Bedrohung. Das geschieht ohne große Geste, ohne Aufschrei, Wehklagen oder Selbstmitleid. Manchmal reicht ein Satz aus, um zu verstören, erschaudern zu lassen und die trügerische Idylle aufzubrechen.Aber gerade diese scheinbare Nüchternheit, die einhergeht mit analytischer Schärfe und sprachlicher Subtilität, lassen Deterings Erzählungen unter die Haut gehen und den Leser - einmal gefangen - nicht mehr los.