Der allgegenwärtige Tod, ein Anlass, das Leben zu lieben? - Der slowenische Autor Boris Pahor, der fünfzehn Monate in fünf verschiedenen Konzentrationslagern überlebt hatte, ist kürzlich im Alter von 108 Jahren (!) verstorben. Sein weltweit bekanntes Meisterwerk »Nekropolis« (ursprünglich veröff entlicht 1967) wurde nun von Jurij Devetak in eine ergreifende Graphic Novel adaptiert. Seine dokumentarische Herangehensweise und sein kunstvoller Umgang mit Bild-Metaphern erzeugen lang im Gedächtnis bleibende filmische Sequenzen; Gesprächsfetzen, die Tagtraum und Bewusstseinsstrom zugleich sind. Bild- und Textebene fließen gekonnt ineinandern und schildern so eindrücklich die Zerrissenheit eines slowenischen Widerstandskämpfers angesichts seiner grausamen Erfahrungen während des 2. Weltkriegs und seiner späteren Erinnerungsversuche als Holocaust-Überlebender bei der Wiederbegehung der Orte seines Schreckens. Trotz der Düsterheit erstaunt, die dieser Graphic Novel innewohnende Lebenskraft , die bei aller Hoffnungslosigkeit auch von Menschlichkeit und Solidarität im Ausweglosen zeugt.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Klaus Hillenbrand staunt, wie nah Jurij Devetaks Comic-Fassung dem 1965 entstandenen Buch von Boris Pahor über das Grauen des nationalsozialistischen KZ-Systems kommt, wie weit ins Dokumentarische Devetak das Genre der Graphic Novel dehnt. Ohne Raum für Missinterpretationen zu lassen, ohne Komik, in minimalistischen Schattenrissen, erzählt Devetak laut Rezensent die Geschichte des Holocaust-Überlebenden Pahor, den bei einem Besuch der Gedenkstätte Struthof der Horror von 1944/45 erneut als Erinnerung überkommt. Textausschnitte aus Pahors Erinnerungsbuch in den Comic zu integrieren, scheint Hillenbrand eine gute Idee zu sein. Die Geschichte bleibt überhaupt möglichst nah an der Ursprungserzählung, stellt er fest. Und wie in der ursprünglichen Geschichte bleibt die Würde der Menschen gewahrt, erklärt er.
© Perlentaucher Medien GmbH
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