Portugal gehört heute wie selbstverständlich zu Europa; die portugiesische Kultur zeigt eine Originalität und ein Selbstbewusstsein wie selten zuvor. Nach der ‚Nelkenrevolution’ 1974 begann ein Prozess der kulturellen Entkolonisierung, dem alle Künste unterworfen waren, ohne dass dabei jedoch die eigenen Wurzeln verleugnet worden wären. Roman und Lyrik zeigen eine bemerkenswerte Vitalität. In diesem Buch geht es um mehr als um Fakten, Werke und Autoren: Barrentos Essay über die portugiesische Literatur der Gegenwart steht im historischen Kontext der Entwicklung der portugiesischen Gesellschaft. Dieser (Rück-)Blick auf ein Vierteljahrhundert portugiesischer Literatur – eine Literatur, die sich reicher und vielseitiger zeigt als vielleicht je zuvor – ist eine Einladung, über große und kleine, sichtbare und unsichtbare Wege und Umwege dieser Literatur als ein Ganzes nachzudenken, und er legt Wert darauf, manchen vom mediatischen Rummel unserer Zeit ignorierten Seitenpfad ans Licht zu bringen. – Inhalt: Portugal in Europa: ein doppelköpfiger Janus; Literatur und Gesellschaft seit der ‚Nelkenrevolution’; Deutungen der Geschichte: Fakt und Fiktion im Roman; Polyphonie und Subjektivität: schreibende Frauen; Die Kunst des Wenigen: neue Wege der Kurzgeschichte; Die große Weigerung: Lyrik der siebziger Jahre; Die Zeit als Ort: Lyrik der achtziger Jahre; Der matte Stern: Lyrik der neunziger Jahre; Das Europabild in der portugiesischen Gegenwartslyrik. - „... an exceptional, imaginative, well-documented critical study, a Portuguese X-ray of Europe, as well as a concise presentation of Portuguese literature and society in the last quarter-century.“ (Klaus Müller-Bergh in World Literature Today)