Im Zeitalter der Aufklärung vollzog die Theologie den entscheidenden neuzeitlichen Umbruchs- und Modernisierungsprozess. Die darauf bezogene Forschung hat sich in den letzten drei Jahrzehnten erheblich dynamisiert. Die von 41 Autorinnen und Autoren kundig verfassten Artikel dieses Bandes präsentieren in der Zusammenschau eine aktuelle und repräsentative Forschungsbilanz. Die deutsche Aufklärungstheologie brachte weder eine einzelne dominante Hauptfigur noch ein exklusives Zentrum hervor, sondern entfaltete sich in einer großen personellen, konzeptionellen und institutionellen Diversität. Dabei fand sie in der als "Neologie" angesprochenen theologischen Richtung ihr strukturelles Gravitationszentrum. Von diesem Leitbegriff ausgehend kartografiert das "Neologie Handbuch" die Vielfalt der theologischen Aufklärung einschließlich ihrer geschichtlichen Voraussetzungen, Nachbarschaften und Wirkungen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Friedrich Wilhelm Graf scheint unzufrieden mit dem vom Kirchenhistoriker Albrecht Beutel herausgegebenen Band, der eine Vielzahl von Beiträgen zur Neologie und ihren Vertretern versammelt. Über die einflussreiche, wenngleich umstrittene Ausprägung des Protestantismus erfährt Graf immerhin, dass sie in ihrer Exegese eher nicht radikal war und eine Art "Populartheologie" vertrat. Unter den 41 Autoren des Bandes sind für Graf allerdings zu viele, die zu wenig Kenntnisse der Aufklärungsdiskurse im späten 18. Jahrhundert erkennen lassen, und zu wenige mit "subtilem Wissen". Über die Auseinandersetzungen zwischen katholischen Aufklärern und prostestantischen Neologen etwa erfährt Graf nichts. Eine Menge solide Informationen zu den Neologen enthält der Band aber dennoch, findet der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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