Mit Giovanni Pascoli beginnt in Italien das 20. Jahrhundert.Giovanni Pascolis lautmalerische Wechselgesänge von Mensch und Tier bringen eine Naturverbundenheit zum Ausdruck, die weit über eine bloße Beschreibung von Naturerscheinungen hinausgeht. Der Gegensatz zwischen urbaner, gesellschaftlicher Realität und ländlich-bäuerlicher Intimität bildet den Hintergrund von Pascolis wichtigsten Gedichtbänden »Myricae« und »Canti di Castelvecchio«. In ihnen öffnen sich seine Verse für das Privat-Alltägliche, Erlebte, »Nicht-zu-Erfindende« (Pascoli) und versetzen die Sprache durch unerhörte Klangfarben in Bewegung. Als großer Dichter der kleinen Dinge nähert sich Pascoli der Natur mit einer Haltung des Horchens und wagt sich, mit einem ökologischen Bewusstsein, das seiner Zeit verblüffend voraus war, in das Reich des Onomatopoetischen vor: Glockenläuten, Zypressenrauschen, Vogelstimmen sowie die Veränderungen der Landschaft im Wandel der Jahreszeiten trägt er als akustische und optische Ereignisse in seine Gedichte ein. Das Heimweh nach dem »Nest«, dem Hort vertrauter Räume und familiärer Zuneigungen, verknüpft er mit einer obsessiven und staunenswerten Präzision im Hinblick auf Orte und Schauplätze, botanische und zoologische Kategorien und Begriffe. Mit Giovanni Pascoli, auf geheimnisvollen Wegen den großen Erneuerungen der europäischen Lyrik auf der Spur, beginnt in Italien das 20. Jahrhundert.Spatzen am AbendDer Mensch, der die Vögel versteht,die Rufe der Falken, das Schluchzen der Tauben,das, was die Meisen den Nestern erzählenund das Chiu, das die Gräber belauert...
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Wunderbar, wie uns dieser Band die Dichtkunst Giovanni Pascolis näherbringt, findet Rezensentin Beate Tröger. Pascoli, 1855 geboren, wurde zu einem wichtigen Dichter der italienischen Moderne, erläutert Tröger, ein Motiv, das in seinem Werk immer wieder auftaucht, ist autobiografisch - die Ermordung seines Vaters. Aber auch Tierstimmen sind wichtig für diese Verse, führt Tröger weiter aus, zudem vermittelte Pascoli geschickt zwischen dem Italienischen und dem Lateinischen. Das hört sich nach einem schwierigen Job für eine Übersetzung an - Theresia Prammer, die sich dieser Aufgabe angenommen hat, macht ihre Sache in diesem Band, der Gedichte aus verschiedenen Originalveröffentlichungen versammelt, allerdings ganz hervorragend, lobt Tröger. Geschickt überträgt Prammer diese gerade in ihrer Zurückhaltung eindrücklichen Verse ins Deutsche und führt uns dadurch an ein wichtiges, hierzulande noch viel zu wenig bekanntes Werk heran, freut sich die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»(Pascolis) in die Tiefe reichende Melancholie, seine stete Sehnsucht nach dem verlorenen Wundergarten der Natur und seine exzellente Sprachführung machen seine Gedichte zum bleibenden Gut europäischer Lyrik.« (Andreas Puff-Trojan, Ö1 Ex libris, 22.12.2024) »Pascolis dichterisches Werk mag leise brennen, aber es leuchtet noch immer hell. Mehr als verdienstvoll ist, was Theresia Prammer hier mit ihrer Übersetzung geschaffen hat: Sie führt (...) das deutschsprachige Publikum kundig und klug an eine der bedeutendsten Quellen der modernen italienischen Lyrik, an eine imposante und hierzulande bisher wenig vernehmbare Stimme heran.« (Beate Tröger, DLF Büchermarkt, 10.01.2025)