Über Nacht wurde Jana Hensel im Jahr 2002 mit ihrem autobiographischen Generationenbuch "Zonenkinder " zur Bestsellerautorin - hier kommt das lange erwartete nächste Buch. Ein neues Leben, eine neue Geschichte. Zwei Frauen um die 30 ärgern sich über die Selbstinszenierung des "Emma"-Feminismus, der so alt ist wie sie. Und sie beginnen, über ihr eigenes Leben Auskunft zu geben. Über ihren Aufbruch von Ost und West in die Großstadt, über ihre Herkunft, über Freundschaft, Liebe, Sex und Affären, über Jobs, Geld und Karrieren, über alte und neue deutsche Männer.
Selten war eine Generation der 30-Jährigen so frei, sich selbst neu zu erfinden, wie in der Nachwendezeit - was Lust und Last zugleich bedeutet. Wer sind sie also, die neuen deutschen Mädchen, was ist ihnen wichtig und was egal? Wovon träumen sie? Woher nehmen sie ihren Mut und ihre Vitalität, und wie sollen ihre Männer sein? Jana Hensel und Elisabeth Raether erzählen davon mit radikaler Offenheit - in einem Buch für junge Frauen, junge Männer und auch deren Eltern.
Selten war eine Generation der 30-Jährigen so frei, sich selbst neu zu erfinden, wie in der Nachwendezeit - was Lust und Last zugleich bedeutet. Wer sind sie also, die neuen deutschen Mädchen, was ist ihnen wichtig und was egal? Wovon träumen sie? Woher nehmen sie ihren Mut und ihre Vitalität, und wie sollen ihre Männer sein? Jana Hensel und Elisabeth Raether erzählen davon mit radikaler Offenheit - in einem Buch für junge Frauen, junge Männer und auch deren Eltern.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.03.2008Allerliebst
Der neue Feminismus ist mädchenhaft brav
Irgendwas stimmt an der Haltung nicht. Da gibt es zwei neue Bücher über Feminismus, und eines heißt "Neue deutsche Mädchen", das andere "Wir Alphamädchen". Wenn man nun aber weiß, dass die Autorinnen - das eine Buch haben zwei, das andere drei zusammen geschrieben - zwischen 25 und 36 Jahren alt sind, dann ahnt man, wie schwer es jeder von ihnen fallen muss, eine Frau zu sein. Alleine das Wort, scheint es, kommt ihnen unheimlich vor. Bedrohlich. Nun lässt es sich aber - als Frau - schlecht über Feminismus schreiben, ohne sich als Frau erkennen geben zu wollen. Gleiche Rechte, gleiche Bezahlung, andere Identifikationsfiguren als Alice Schwarzer: Wenn das 30-jährige Frauen fordern, die sich vorsichtshalber "Mädchen" nennen, hat das ungefähr dieselbe Wirkung, als würde man einen Räuber anflüstern, er möge doch bitte die Tasche wieder fallen lassen. Natürlich nur, wenn's keine Umstände macht.
Beide Bücher gehen sehr unterschiedlich an das Thema heran. In "Neue deutsche Mädchen" erzählen die Schriftstellerin Jana Hensel und ihre Lektorin und Freundin Elisabeth Raether Geschichten aus ihrem eigenen Leben. Hübsch geschrieben, nachdenklich im Ton, sehr um Genauigkeit bemüht, sagen sie aber leider überhaupt nichts aus, was über die jeweiligen Geschichten hinausginge. Jana Hensel zog mit ihren Eltern kurz vor der Geburt ihrer Schwester in ein Eigenheim mit Garten; Elisabeth Raether hatte mal was mit einem Christian, der dann auch etwas mit Daniela hatte, einer Freundin von ihr, die sie meist nur zum Mittagessen traf, weil der Gesprächsstoff nicht für einen ganzen Abend reichte. Ja nun. Mal scheint die Wintersonne in eine Berliner Altbauwohnung, dann ist es wieder Frühling in Paris, und würde nicht hinten extra draufstehen, dass es in diesem Buch darum geht, wie es ist, heute eine Frau zu sein, man würde doch tatsächlich denken, es ginge darum, wie es ist, heute Jana Hensel und ihre Freundin Elisabeth Raether zu sein.
Beim zweiten Buch kann man dagegen auf keiner Seite vergessen, dass es hier um "uns Frauen" geht. Dauernd fordern "wir Alphamädchen" etwas, sind "wir Feministinnen" gegen Schlankheitswahn und für Kondome, gegen Alice Schwarzer und für enthaarte Beine. Dieses "wir" nervt ungemein, auch wenn viele gute Gedanken in diesem Buch stecken, die sich allerdings zwischen verzichtbaren wissenschaftlichen Erhebungen und Prozentzahlen manchmal gut verstecken.
Sie haben ja recht, diese jungen Frauen, die Sache mit der Gleichberechtigung ist irgendwie auf halber Strecke stehengeblieben. Kein Grund zu flüstern.
JOHANNA ADORJÁN
Jana Hensel, Elisabeth Raether: "Neue deutsche Mädchen". Rowohlt-Verlag, 224 Seiten, 16,90 Euro
Meredith Haaf, Susanne Klingner, Barbara Streidl: "Wir Alphamädchen". Hoffmann und Campe, 256 Seiten, 19,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der neue Feminismus ist mädchenhaft brav
Irgendwas stimmt an der Haltung nicht. Da gibt es zwei neue Bücher über Feminismus, und eines heißt "Neue deutsche Mädchen", das andere "Wir Alphamädchen". Wenn man nun aber weiß, dass die Autorinnen - das eine Buch haben zwei, das andere drei zusammen geschrieben - zwischen 25 und 36 Jahren alt sind, dann ahnt man, wie schwer es jeder von ihnen fallen muss, eine Frau zu sein. Alleine das Wort, scheint es, kommt ihnen unheimlich vor. Bedrohlich. Nun lässt es sich aber - als Frau - schlecht über Feminismus schreiben, ohne sich als Frau erkennen geben zu wollen. Gleiche Rechte, gleiche Bezahlung, andere Identifikationsfiguren als Alice Schwarzer: Wenn das 30-jährige Frauen fordern, die sich vorsichtshalber "Mädchen" nennen, hat das ungefähr dieselbe Wirkung, als würde man einen Räuber anflüstern, er möge doch bitte die Tasche wieder fallen lassen. Natürlich nur, wenn's keine Umstände macht.
Beide Bücher gehen sehr unterschiedlich an das Thema heran. In "Neue deutsche Mädchen" erzählen die Schriftstellerin Jana Hensel und ihre Lektorin und Freundin Elisabeth Raether Geschichten aus ihrem eigenen Leben. Hübsch geschrieben, nachdenklich im Ton, sehr um Genauigkeit bemüht, sagen sie aber leider überhaupt nichts aus, was über die jeweiligen Geschichten hinausginge. Jana Hensel zog mit ihren Eltern kurz vor der Geburt ihrer Schwester in ein Eigenheim mit Garten; Elisabeth Raether hatte mal was mit einem Christian, der dann auch etwas mit Daniela hatte, einer Freundin von ihr, die sie meist nur zum Mittagessen traf, weil der Gesprächsstoff nicht für einen ganzen Abend reichte. Ja nun. Mal scheint die Wintersonne in eine Berliner Altbauwohnung, dann ist es wieder Frühling in Paris, und würde nicht hinten extra draufstehen, dass es in diesem Buch darum geht, wie es ist, heute eine Frau zu sein, man würde doch tatsächlich denken, es ginge darum, wie es ist, heute Jana Hensel und ihre Freundin Elisabeth Raether zu sein.
Beim zweiten Buch kann man dagegen auf keiner Seite vergessen, dass es hier um "uns Frauen" geht. Dauernd fordern "wir Alphamädchen" etwas, sind "wir Feministinnen" gegen Schlankheitswahn und für Kondome, gegen Alice Schwarzer und für enthaarte Beine. Dieses "wir" nervt ungemein, auch wenn viele gute Gedanken in diesem Buch stecken, die sich allerdings zwischen verzichtbaren wissenschaftlichen Erhebungen und Prozentzahlen manchmal gut verstecken.
Sie haben ja recht, diese jungen Frauen, die Sache mit der Gleichberechtigung ist irgendwie auf halber Strecke stehengeblieben. Kein Grund zu flüstern.
JOHANNA ADORJÁN
Jana Hensel, Elisabeth Raether: "Neue deutsche Mädchen". Rowohlt-Verlag, 224 Seiten, 16,90 Euro
Meredith Haaf, Susanne Klingner, Barbara Streidl: "Wir Alphamädchen". Hoffmann und Campe, 256 Seiten, 19,95 Euro
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Viel Freude hat die Rezensentin Stephanie Wurster nicht an dieser Lektüre, bei der die Autorinnen Jana Hensel und Elisabeth Raether den Leser an ihrer feministischen Bewussteinseinsbildung teilhaben lassen. Allzu viel Anspruch steckt in dem Buch ihrer Meinung nach nicht, dazu ist es zu persönlich und "privatistisch" angelegt. Ihre jeweiligen Lebensläufe und einige "hübsch formulierte, autobiografisch anmutende Anekdoten" müssen reichen als Beleg für ihre Thesen. Dass Hensel aus dem Osten und Raether aus dem Westen stammt, sorgt darüber hinaus für den richtigen Proporz. Trotz dieses reduzierten Ansatzes haben die Autorinnen jedoch einen nach dem Empfinden der Rezensentin eher unangenehmen, "mit Melancholie versetzten Deutungswillen." Besonders gelungen ist das Ergebnis nicht, auch wenn die Motivation des Buches ebenso sympathisch wie begründet ist. Doch Jessica Valentis "Full Frontal Feminism" findet Wurster in diesem Zusammenhang beispielsweise viel gelungener.
© Perlentaucher Medien GmbH
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