Das Johannesevangelium präsentiert sich selbstbewusst als Werk des von Jesus geliebten Jüngers und ist als Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses des Christentums maßgeblich für dessen Identität. Wie die jüdische Exegetin Adele Reinhartz in ihrem Buch »Freundschaft mit dem Geliebten Jünger« gezeigt hat, legt es jedoch antijüdische Rezeptionshaltungen nahe, die in der christlichen Auslegungsgeschichte deutliche Spuren hinterlassen haben. Nun macht sich die Passauer Nachwuchsexegese im Dialog mit Reinhartz auf den Weg zur Erprobung einer neuen Freundschaft mit dem geliebten Jünger, indem sie den johanneischen Identitätsentwurf ausgehend von Forschungsergebnissen kulturwissenschaftlicher Gedächtnistheorie noch einmal neu unter die Lupe nimmt