Die NIÖ war ursprünglich als Denkansatz der Volkswirtschaftslehre zugeordnet und ist heute aus der ökonomischen Diskussion nicht mehr wegzudenken. In diesem Buch soll vermittelt werden, welche Denkweise zugrunde liegen; es werden vertiefend die drei zentralen institutionenökonomischen Ansätze vorgestellt: Verfügungsrechttheorie, Agencytheorie und Transaktionskostentheorie. Wie sich diese Ansätze in die Betriebswirtschaftlehre einbringen lassen, wird im Anschluss anhand konkreter unternehmerischer Gestaltungsprobleme vorgeführt.
Es wird zum Schluss zur Diskussion gestellt, ob und wie sich die NIÖ und andere betriebswirtschaftliche Denkweisen ergänzen.
Die Neue Institutionenökonomik (NIÖ) hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Der ursprünglich der Volkswirtschaftslehre zugeordnete Denkansatz erobert mehr und mehr auch das Terrain der Betriebswirtschaftslehre und ist aus der ökonomischen Diskussion nicht mehr wegzudenken. Das Buch soll dem Leser zunächst vermitteln, welche Denkweise der NIÖ zugrunde liegt. Wie sich die dort vertretenen Ansätze in die Betriebswirtschaftslehre einbringen lassen, wird anschließend anhand konkreter unternehmerischer Gestaltungsprobleme insbesondere in den Bereichen Organisation und Personal vorgeführt.
Es wird zum Schluss zur Diskussion gestellt, ob und wie sich die NIÖ und andere betriebswirtschaftliche Denkweisen ergänzen.
Die Neue Institutionenökonomik (NIÖ) hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Der ursprünglich der Volkswirtschaftslehre zugeordnete Denkansatz erobert mehr und mehr auch das Terrain der Betriebswirtschaftslehre und ist aus der ökonomischen Diskussion nicht mehr wegzudenken. Das Buch soll dem Leser zunächst vermitteln, welche Denkweise der NIÖ zugrunde liegt. Wie sich die dort vertretenen Ansätze in die Betriebswirtschaftslehre einbringen lassen, wird anschließend anhand konkreter unternehmerischer Gestaltungsprobleme insbesondere in den Bereichen Organisation und Personal vorgeführt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2002Aufdeckung von Interessenkonflikten in Unternehmen
Die Neue Institutionenökonomik erobert immer neue Anwendungsfelder
Elisabeth Göbel: Neue Institutionenökonomik. Konzeption und betriebswirtschaftliche Anwendungen. Verlag Lucius & Lucius, Stuttgart 2002, 400 Seiten, 21,90 Euro.
Die Neue Institutionenökonomik, ursprünglich der Volkswirtschaftslehre zugeordnet, erobert in den vergangenen Jahren auch zunehmend die Betriebswirtschaftslehre. Im Gegensatz zur produktionstheoretischen, angeblich interessenneutralen BWL werden durch die Neue Institutionenökonomik die unterschiedlichen und die gemeinsamen Interessen der Individuen, die in einer Unternehmung zusammenarbeiten, offengelegt. Unter der Annahme, daß Individuen ihren Nutzen maximieren, führen unterschiedliche Interessen der Individuen auch in Unternehmen zu Interessenkonflikten. Deshalb muß auch in Unternehmen geklärt werden, wem was gehören soll - also wie Eigentums- und Verfügungsrechte verteilt sein sollten - sowie ob und wie diese Rechte getauscht werden können (Property-Rights-Ansatz).
Aber selbst wenn diese Fragen geklärt sein sollten, ergeben sich aus dem nutzenmaximierenden Handeln der Individuen weitere Schwierigkeiten. Zwischen zwei Individuen, die Verfügungsrechte tauschen - beispielsweise durch einen Arbeitsvertrag - besteht oftmals Informationsasymmetrie, aus der die sogenannten Agency-Probleme folgen. Ein Arbeitnehmer (der mit einer Arbeit Beauftragte oder Agent) kann zum Beispiel seine Fähigkeiten, seine Anstrengungen, seine Kenntnisse, seine Absichten und Motive besser beurteilen als sein Arbeitgeber (der Auftraggeber oder Prinzipal).
Der Arbeitgeber kann indes die Handlungen und Informationen des Arbeitnehmers weder perfekt noch kostenlos beobachten und beurteilen. Andererseits kennt zum Beispiel ein Arbeitgeber die wirtschaftliche Gesamtsituation seines Unternehmens und seine künftige Unternehmenspolitik, die auf seiner individuellen Nutzenmaximierung beruht, besser als sein Arbeitnehmer, der jedoch von der künftigen Unternehmenspolitik betroffen ist. Unter diesen Voraussetzungen besteht die Gefahr, daß trotz vertraglicher Regelungen und festgelegter Property Rights die eine Seite nicht das vertraglich vereinbarte Handeln im Interesse der anderen Vertragsseite erfüllt. Durch den Principal-Agent-Ansatz werden deshalb auf der Grundlage einer Klassifizierung von unterschiedlichen Agency-Problemen Lösungsmöglichkeiten erarbeitet.
Die Transaktionen, welche für die Errichtung, die Durchsetzung und den Tausch von Property-Rights und für die Lösung von Agency-Problemen notwendig sind, sind jedoch mit erheblichen Kosten verbunden. Deshalb besteht das dritte Haupttheorieelement der Neuen Institutionenökonomik in dem sogenannten Transaktionskostenansatz. Mit diesem Ansatz wird die Frage bearbeitet, welche Form der Organisation bei welcher Art von Transaktion gewählt werden sollte. Die Wahl der Organisationsform folgt also nicht nur aus den eigentlichen Produktionskosten, sondern auch aus den jeweiligen Transaktionskosten, deren Höhe sich aus der unterschiedlichen Spezifität, Unsicherheit und Häufigkeit von Transaktionen ergibt.
Elisabeth Göbel, eine Schülerin des Tübinger BWL-Professors Franz Xaver Bea, überträgt in ihrem Lehrbuch diese drei Theorieteile der Neuen Institutionenökonomik geschickt und einleuchtend auf betriebswirtschaftliche Anwendungsbereiche. Schwerpunktmäßig werden die Bereiche Personal und Organisation behandelt. Neben der Theorie, den Grenzen und der Struktur der Unternehmung sowie der Personalökonomik werden jedoch auch die Anwendungsbereiche Finanzökonomik und Marketingökonomik in eigenen Kapiteln betrachtet. Darüber hinaus weicht Elisabeth Göbel einer Bewertung der Neuen Institutionenökonomik nicht aus. Sie stellt sowohl die Probleme als auch die Stärken und Weiterentwicklungsmöglichkeiten der Neuen Institutionenökonomik zum Abschluß ihres Buches dar.
Zu den Stärken zählt die Autorin unter anderem, daß Interessengegensätze zwischen interagierenden Individuen aufgedeckt werden. "Dies erscheint insofern vorteilhaft, als es zu einer realistischen Einschätzung der möglichen Konfliktfelder führt. Es ist besser, Interessen klar aufzudecken, als sie unter der Hand wirksam werden zu lassen, ohne auch nur die Chance zu bekommen, die möglicherweise konträren eigenen Interessen dagegenzusetzen." Gerade weil die Neue Institutionenökonomik den persönlichen, stets werte- und interessenselektiven Blickwinkel der Individuen berücksichtige und mögliche Konflikte aufdecke, könne sie eine gute Basis abgeben für die Diskussion des Ausgleichs konfligierender Interessen.
Diesem Urteil kann man nur zustimmen. Elisabeth Göbel gibt in ihrem Buch jedoch leider keinerlei Hinweise, wie dieser alles entscheidende Ausgleich konfligierender Interessen aus ökonomischer Perspektive herbeigeführt werden kann. Dieses wäre indes leicht möglich gewesen, wenn sie als viertes Theorieelement die Spieltheorie berücksichtigt hätte. Zudem hätte eine Rezeption des interaktionsökonomischen Ansatzes von Karl Homann, Ingo Pies, Andreas Suchanek und anderen ökonomische Antworten auf diese Frage erlaubt. Insgesamt hat Elisabeth Göbel allerdings ein sehr gut strukturiertes Lehrbuch konzipiert, das die Grundlagen und betriebswirtschaftlichen Anwendungen der Neuen Institutionenökonomik umfassend und verständlich darstellt.
NORBERT TOFALL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Neue Institutionenökonomik erobert immer neue Anwendungsfelder
Elisabeth Göbel: Neue Institutionenökonomik. Konzeption und betriebswirtschaftliche Anwendungen. Verlag Lucius & Lucius, Stuttgart 2002, 400 Seiten, 21,90 Euro.
Die Neue Institutionenökonomik, ursprünglich der Volkswirtschaftslehre zugeordnet, erobert in den vergangenen Jahren auch zunehmend die Betriebswirtschaftslehre. Im Gegensatz zur produktionstheoretischen, angeblich interessenneutralen BWL werden durch die Neue Institutionenökonomik die unterschiedlichen und die gemeinsamen Interessen der Individuen, die in einer Unternehmung zusammenarbeiten, offengelegt. Unter der Annahme, daß Individuen ihren Nutzen maximieren, führen unterschiedliche Interessen der Individuen auch in Unternehmen zu Interessenkonflikten. Deshalb muß auch in Unternehmen geklärt werden, wem was gehören soll - also wie Eigentums- und Verfügungsrechte verteilt sein sollten - sowie ob und wie diese Rechte getauscht werden können (Property-Rights-Ansatz).
Aber selbst wenn diese Fragen geklärt sein sollten, ergeben sich aus dem nutzenmaximierenden Handeln der Individuen weitere Schwierigkeiten. Zwischen zwei Individuen, die Verfügungsrechte tauschen - beispielsweise durch einen Arbeitsvertrag - besteht oftmals Informationsasymmetrie, aus der die sogenannten Agency-Probleme folgen. Ein Arbeitnehmer (der mit einer Arbeit Beauftragte oder Agent) kann zum Beispiel seine Fähigkeiten, seine Anstrengungen, seine Kenntnisse, seine Absichten und Motive besser beurteilen als sein Arbeitgeber (der Auftraggeber oder Prinzipal).
Der Arbeitgeber kann indes die Handlungen und Informationen des Arbeitnehmers weder perfekt noch kostenlos beobachten und beurteilen. Andererseits kennt zum Beispiel ein Arbeitgeber die wirtschaftliche Gesamtsituation seines Unternehmens und seine künftige Unternehmenspolitik, die auf seiner individuellen Nutzenmaximierung beruht, besser als sein Arbeitnehmer, der jedoch von der künftigen Unternehmenspolitik betroffen ist. Unter diesen Voraussetzungen besteht die Gefahr, daß trotz vertraglicher Regelungen und festgelegter Property Rights die eine Seite nicht das vertraglich vereinbarte Handeln im Interesse der anderen Vertragsseite erfüllt. Durch den Principal-Agent-Ansatz werden deshalb auf der Grundlage einer Klassifizierung von unterschiedlichen Agency-Problemen Lösungsmöglichkeiten erarbeitet.
Die Transaktionen, welche für die Errichtung, die Durchsetzung und den Tausch von Property-Rights und für die Lösung von Agency-Problemen notwendig sind, sind jedoch mit erheblichen Kosten verbunden. Deshalb besteht das dritte Haupttheorieelement der Neuen Institutionenökonomik in dem sogenannten Transaktionskostenansatz. Mit diesem Ansatz wird die Frage bearbeitet, welche Form der Organisation bei welcher Art von Transaktion gewählt werden sollte. Die Wahl der Organisationsform folgt also nicht nur aus den eigentlichen Produktionskosten, sondern auch aus den jeweiligen Transaktionskosten, deren Höhe sich aus der unterschiedlichen Spezifität, Unsicherheit und Häufigkeit von Transaktionen ergibt.
Elisabeth Göbel, eine Schülerin des Tübinger BWL-Professors Franz Xaver Bea, überträgt in ihrem Lehrbuch diese drei Theorieteile der Neuen Institutionenökonomik geschickt und einleuchtend auf betriebswirtschaftliche Anwendungsbereiche. Schwerpunktmäßig werden die Bereiche Personal und Organisation behandelt. Neben der Theorie, den Grenzen und der Struktur der Unternehmung sowie der Personalökonomik werden jedoch auch die Anwendungsbereiche Finanzökonomik und Marketingökonomik in eigenen Kapiteln betrachtet. Darüber hinaus weicht Elisabeth Göbel einer Bewertung der Neuen Institutionenökonomik nicht aus. Sie stellt sowohl die Probleme als auch die Stärken und Weiterentwicklungsmöglichkeiten der Neuen Institutionenökonomik zum Abschluß ihres Buches dar.
Zu den Stärken zählt die Autorin unter anderem, daß Interessengegensätze zwischen interagierenden Individuen aufgedeckt werden. "Dies erscheint insofern vorteilhaft, als es zu einer realistischen Einschätzung der möglichen Konfliktfelder führt. Es ist besser, Interessen klar aufzudecken, als sie unter der Hand wirksam werden zu lassen, ohne auch nur die Chance zu bekommen, die möglicherweise konträren eigenen Interessen dagegenzusetzen." Gerade weil die Neue Institutionenökonomik den persönlichen, stets werte- und interessenselektiven Blickwinkel der Individuen berücksichtige und mögliche Konflikte aufdecke, könne sie eine gute Basis abgeben für die Diskussion des Ausgleichs konfligierender Interessen.
Diesem Urteil kann man nur zustimmen. Elisabeth Göbel gibt in ihrem Buch jedoch leider keinerlei Hinweise, wie dieser alles entscheidende Ausgleich konfligierender Interessen aus ökonomischer Perspektive herbeigeführt werden kann. Dieses wäre indes leicht möglich gewesen, wenn sie als viertes Theorieelement die Spieltheorie berücksichtigt hätte. Zudem hätte eine Rezeption des interaktionsökonomischen Ansatzes von Karl Homann, Ingo Pies, Andreas Suchanek und anderen ökonomische Antworten auf diese Frage erlaubt. Insgesamt hat Elisabeth Göbel allerdings ein sehr gut strukturiertes Lehrbuch konzipiert, das die Grundlagen und betriebswirtschaftlichen Anwendungen der Neuen Institutionenökonomik umfassend und verständlich darstellt.
NORBERT TOFALL
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