Die Europäische Stadt verkörpert wie kein anderes Sinnbild die Kultur und Leistung einer Stadtgesellschaft. Über Jahrhunderte hinweg entwickelte sie sich als ein ausbalanciertes Gefüge, dessen Straßen, Plätze und Bauten Bühne der Stadt und Schnittstelle öffentlichen Lebens waren. Mit der Moderne des 20. Jahrhunderts wurde die Europäische Stadt in Frage gestellt. Durch das Aufbrechen des traditionellen Stadtgrundrisses und die Trennung der Stadtfunktionen ging Urbanität verloren, die sich dem dominierenden Autoverkehr unterordnen musste. Der Bau einer Stadtautobahn mitten durch die Ulmer Altstadt steht beispielhaft für diese europaweite Entwicklung. Die zunehmende Verkehrsbelastung und der Verlust an Lebensqualität führten in Ulm jedoch früh zu dem Ziel, den Stadtraum zurückzuerobern. Nach einem zwei Jahrzehnte langen, zehrenden Planungsprozess gelang der Stadt schlussendlich der große Durchbruch. In einem deutschlandweit beachteten bürgerschaftlichen Dialog wurde mit der "Neuen Mitte" ein Stadtraum zurück gewonnen, der Ausdruck von Gestaltungswillen und Gestaltungskraft einer selbstbewussten Stadtgesellschaft ist. Ein spannendes Projekt, auch als Vorbild für Städte, die noch um den Rückgewinn ihrer verlorenen Mitte ringen.