«Neue staubige Tage» besucht Gegenden voller Ruinen und Verlassenheit, in denen die Verwüstung nicht bloss Vergangenheit bleibt, sondern immer auch in die Gegenwart ragt. Mit Auto, Zug und Fähre reist der Dichter durch Europa vom zerrissenen Estland über die piemontesischen Berge und die französischen Küsten zu den irischen Mooren und zurück in die Landschaften der Schweiz. Dabei erzählt er in klarer und dringlicher Sprache von Entwurzelung, von der Herkunft aus dem krisenreichen zwanzigsten Jahrhundert und dem Unbehagen, das er überall vorfindet.Yari Bernasconi ist ein genauer Beobachter. Er schildert die Mauern, den Schutt und den Staub jener vergangenen Tage und skizziert die Möglichkeiten, die der Zukunft bleiben. Wie gehen wir mit der Schuld an den Dingen um, die wir geerbt haben? Und wie leben wir heute im seltsamen Bewusstsein dessen, was uns das vergangene Jahrhundert überlassen hat?
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Diese Gedichte handeln mehr vom Vergehen als vom Werden. Vorliegender Lyriker begibt sich an Orte, die versehrt sind und von der Natur zurückerobert werden. Herauskommt eine Melancholie, von der nicht ganz klar ist, ob sie dem Rezensenten Roman Bucheli zusagt. Denn Bernasconi schreibt über "diese Wurzeln im Zement", die blockiert seien, "ohne die Kraft weiterzuwachsen", wogegen Bucheli einwendet, dass nichts Menschengemachtes der Natur je widerstehen werde und dass der Mensch überdies den Fehler mache, dieses Werden und Vergehen auf sich zu beziehen, während die Natur in kompletter Indifferenz agiere. Aber die Gedichte haben Bucheli trotzdem gefallen, inspirierten sie ihn doch zu diesen Meditationen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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