Band 8 „Neue Theorien der Erwachsenenbildung“ des 8-bändigen Opus Magnum von Franz Pöggeler
In den 1970er Jahren erlebte der wissenschaftstheoretische Diskurs in der Erwachsenenbildung insofern eine Entspannung, als Empirie auf der einen Seite und Normativität bzw. Hermeneutik und Phänomenologie
auf der anderen Seite allmählich nicht mehr als einander ausschließende Alternativen verstanden…mehrBand 8 „Neue Theorien der Erwachsenenbildung“ des 8-bändigen Opus Magnum von Franz Pöggeler
In den 1970er Jahren erlebte der wissenschaftstheoretische Diskurs in der Erwachsenenbildung insofern eine Entspannung, als Empirie auf der einen Seite und Normativität bzw. Hermeneutik und Phänomenologie auf der anderen Seite allmählich nicht mehr als einander ausschließende Alternativen verstanden wurden, sondern als zwei Seiten, die beide zum Pendelausschlag gehören.
Verfechter scheinbar sich ausschließender Positionen begannen sich mehr zu tolerieren, ein Plural von Theorieofferten zeichnete sich ab, gute Mittelpositionen zwischen den beiden konkurrierenden Polen wurden deutlich, extreme Einseitigkeiten oder Überbewertungen der einen oder anderen Forschungsmethode konnten vermieden werden. Harte Empiriker begannen einzusehen, dass sie – bewusst oder unbewusst – anthropologische und weltanschauliche Prämissen in ihr Forschen einbringen, und auch die Hermeneutiker erkannten zunehmend, dass sie den Erkenntnissen der Erfahrung nicht entrinnen können.
Diese allmähliche wissenschaftstheoretische Entspannung im Forschungsfeld der Erwachsenenbildung spürt man insbesondere im vorliegenden 8. Band, der auf 264 Seiten „neue Theorien der Erwachsenenbildung“ vorstellt.
Insofern bietet dieser Band kein konsistentes und harmonisches System, sondern eine Varietät von Forschungsansätzen, und auch dies nicht in ausführlichen monografischen Darstellungen, sondern als Theorieskizzen und Konzentrate origineller und profilierter Forscher im Bereich der didaktisch-methodischen Aus- und Weiterbildung. Dementsprechend betont das Vorwort, die 15 einzelnen Verfasser hätten ihre Beiträge nicht miteinander abgesprochen, und seitens der Herausgeber sei ganz bewusst die „Profilierung von Unterschieden und Gegensätzen der Konzepte“ erwünscht gewesen.
Eine wissenschaftstheoretische Verortung der Einzelbeiträge ist damit bewusst dem engagierten Leser überlassen – ein Vorbild für guten Wissenschaftsjournalismus, der jeder Seite zuhört und widersprüchliche Positionen miteinander ins Gespräch bringt. So geht das!