Anstelle von materiellen Dingen wird heute in unserer Gesellschaft vorwiegend Wissen produziert. Kultur als der Zusammenhang aller möglichen Interaktionen in einer menschlichen Gesellschaft fixiert und transformiert das historisch erwachsene Wissen, in dem sich diese Kultur etabliert. Wissen ist dabei auch nicht einfach die Summe der einzelnen Köpfe dieser Kultur, da diese ihr Wissen ja immer erst im Zusammenhang der Kultur, in der sie agieren, gewinnen und fixieren können. Was sind dann aber die Kriterien, an denen Wissen und Information zu bemessen sind, und inwieweit sind Wissen und Information dabei dann überhaupt voneinander abzugrenzen? Informationen sind zunächst einfach nur Mitteilungen oder Nachrichten. Solche Informationen sind, suche ich sie zu verwenden, dann aber auch zu bewerten, also auf den Gesamtkontext der schon verfügbaren Informationen zu beziehen. Diese Informationen werden demnach einander zugeordnet. Erst in dieser Ordnung entsteht Wissen. Schließlich werden in der Strukturierung der Informationen die Nachrichten zu den Teilen eines Ganzen, in dem sich ein Bild formiert, was mehr ist als die Summe seiner Teile. Der Autor untersucht die Bezugsrahmen, in denen Wissen entsteht. Dabei entdeckt er eine Art übergeordnete Instanz, die einzelne Daten zu bewerten erlaubt. Der Text berührt sowohl alte philosophische Traditionen wie auch - ausgehend von neurobiologischen Befunden - die mathematisch-technischen Funktionen einer modernen Wissenschaftskultur."Nehmen wir die evolutionäre Perspektive ernst, so verlieren wir die Position des absoluten Wissens, das sich in einer über der Natur stehenden oder aber in der Natur aufbewahrten Autorität begründet."
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Am großen Kenntnisreichtum Olaf Breidbachs lässt Stefan Heidenreich in seiner Kritik keinen Zweifel aufkommen, mit seinem Buch über "Neue Wissensordnungen" ist er dennoch zutiefst unzufrieden. Er sieht den Autor nämlich an dem gescheitert, was laut Breidbach Wissen überhaupt erst ausmacht, nämlich Informationen in eine Ordnung zu bringen. In seinem wilden Ritt durch die historisch sich wandelnden Wissensordnungen springt er von Thema zu Thema, dass dem Leser Hören und Sehen vergeht, beklagt sich der Rezensent, der hier nicht nur Ordnung, sondern auch prägnante Aussagen und Thesen vermisst. Zudem stößt sich Heidenreich an der technokratischen Sprache, die ihm das Buch mitunter wie eine "Betriebsanleitung" vorkommen lässt und zieht die ernüchterte Bilanz, dass Breidbach sein "Wissen" über Wissensordnungen hier mehr "versteckt" als preisgibt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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