Die in der Translationswissenschaft gegenüber den Fachübersetzungen immer noch wenig beachtete literarische Übersetzung steht in diesem Buch im Mittelpunkt übersetzungskritischer Analysen: Sie setzen sich mit sechs französischen Übersetzungen zu einem deutschen Novellentext (1822) des Romantikers Joseph von Eichendorff auseinander. Diese Diachronie der Neu-Übersetzungen wird als kulturhistorisches Indiz interpretiert: ein grandioser empirischer Platz für Übersetzungskritik mit Beachtung der jeweiligen historischen soziokulturellen Kontexte. Besser kann eine bislang kaum gepflegte Translationsgeschichte als Beitrag für und als Bestandteil von Geistes- und Kulturgeschichte thematisch kaum bedient werden. Die vorgelegte Studie erbringt diese Leistung und erarbeitet zugleich Kriterien für die Evaluation der Translate: Es gibt keine "guten" oder "schlechten" Übersetzungen als absolute Qualifikation, sondern nur in Bezug auf bestimmte Aspekte und bestimmte Funktionen.