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Zwei Schüler der Marjory Stoneman Douglas High School schreiben ein Manifest für unsere Zeit und geben tiefe Einblicke in die Anfänge der Bewegung #NeverAgain, entstanden nach dem Amoklauf in Parkland, Florida.
Am 14. Februar 2018 gingen der 17-jährige David Hogg und seine 14-jährige Schwester Lauren wie an einem ganz normalen Mittwoch zur Schule, in die Marjory Stoneman Douglas High School. Doch dieser Tag sollte alles ändern. Angesichts von 17 erschossenen Mitschülern und Lehrkräften standen sie schon am nächsten Morgen an der Spitze einer Bewegung, deren Ziel es ist, einen tiefgreifenden…mehr

Produktbeschreibung
Zwei Schüler der Marjory Stoneman Douglas High School schreiben ein Manifest für unsere Zeit und geben tiefe Einblicke in die Anfänge der Bewegung #NeverAgain, entstanden nach dem Amoklauf in Parkland, Florida.

Am 14. Februar 2018 gingen der 17-jährige David Hogg und seine 14-jährige Schwester Lauren wie an einem ganz normalen Mittwoch zur Schule, in die Marjory Stoneman Douglas High School. Doch dieser Tag sollte alles ändern. Angesichts von 17 erschossenen Mitschülern und Lehrkräften standen sie schon am nächsten Morgen an der Spitze einer Bewegung, deren Ziel es ist, einen tiefgreifenden Wandel in der amerikanischen Gesellschaft herbeizuführen.

Am Morgen nach dem Schulmassaker appellierte David Hogg über CNN: "Bitte, ihr seid doch die Erwachsenen! Ihr müsst Haltung zeigen. Arbeitet zusammen und bewirkt endlich etwas."

Dieses Buch ist ein Manifest der Bewegung, die an jenem Tag entstand. Einer Bewegung, die Amerika schon jetzt verändert hat - die Stimme einer neuen Generation, die entschlossen ist, den Wandel herbeizuführen für eine bessere Welt. Es ist eine Generation, die sagt: Es reicht.

Autorenporträt
Hogg, DavidDAVID HOGG (Class of 2018) und LAUREN HOGG (CLASS of 2021) besuchen die Marjory Stoneman Douglas High School. Sie sind beide Mitglieder der March for our Lives-Bewegung.

Zeltner-Shane, HenrietteHenriette Zeltner-Shane, geboren 1968, lebt und arbeitet in München, Tirol und New York. Sie übersetzt Sachbücher sowie Romane für Erwachsene und Jugendliche aus dem Englischen, u.a. Angie Thomas' Romandebüt »The Hate U Give«, für das sie mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2018 ausgezeichnet wurde.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.06.2018

Klassenkampf
In Amerika fordert ein Schüler-Manifest eine Reform der Waffengesetze. In Frankfurt erinnert eine Ausstellung
an die Schul-Rebellion in den Sechzigern. Denn: Es gibt kein Mindestalter für Proteste
VON ANDRIAN KREYE
Liest man die Erinnerungen von David Hogg und seiner Schwester Lauren an den Valentinstag dieses Jahres, als der 19-jährige Nikolas Cruz bei einem Amoklauf an der Stoneman Douglas High School in Parkland, Florida, siebzehn Menschen tötete, dann erscheinen einem die Probleme an den deutschen Schulen Ende der Sechzigerjahre vergleichsweise gering. Das Buch, das nun unter dem Titel „#Never Again: Das Manifest einer Rebellion“ auf Deutsch erscheint, wirkt wie ein Kriegsbericht aus einem Land, in dem bereits Grundschüler lernen, wie sie sich beim Amoklauf eines „active shooter“ verhalten sollen.
Wenn David und Lauren Hogg im letzten Teil vom Beginn der Schülerbewegung „Never Again“ für die Reform der Waffengesetze erzählen, drängt sich trotzdem der Vergleich mit der Ausstellung „Klassenkämpfe: Schülerproteste 1968 – 1972“ auf, die im Museum für Kommunikation in Frankfurt zu sehen ist. Nicht zuletzt, weil sie Hoffnung macht, dass Amerikas Schüler vielleicht doch etwas bewegen könnten.
Wenn man zu jung ist, um 1968 schon auf die Barrikaden gegangen zu sein, aber alt genug, um sich an die ersten Schuljahre zu jener Zeit zu erinnern, kommen einem Bilder von damals in den Kopf. Beispielsweise an die Oberschüler in Parkas und Jeans, die vor der Gebeleschule in München standen und den Grundschülern Flugblätter in die Hand drückten, auf denen in großen Lettern „Schulkampf“ stand. Von den Studentenprotesten hatte man gehört. Weil sie im Fernsehen zu sehen waren oder sogar auf Münchner Straßen. Der Schulkampf kam darin kaum vor. Dabei ging es um all das, was einem schon als Erstklässler das Leben schwer machte. Die Prügelstrafe zum Beispiel war noch allgegenwärtig. Die Zeiten des Rohrstocks und der Ledergürtel waren schon vorbei. Aber die spontane Ohrfeige, die Kopfnuss, der fliegende Schlüsselbund gehörten auch in einer ersten Klasse in besseren Gegenden zum Alltag. Da mochte der Hausmeister die Oberschüler als „Gammler“ vertreiben, die Lehrerin vor den „Haschern“ warnen. Konnte es nicht sein, dass die Gammler und Hascher doch recht hatten?
Die Abschaffung der Prügelstrafe war nur eine von vielen gesellschaftlichen Umwälzungen, die eben nicht nur auf den spektakulären Barrikaden und Märschen erkämpft und in den mythisch coolen Kommunen verhandelt wurden. Der Kampf in den Klassenzimmern war mindestens so relevant.
Dass er in den Geschichtsbüchern kaum auftaucht, mag viele Gründe haben. Der notorische Anspruch auf Deutungshoheiten jener, die sich bis heute als 68er feiern, ist sicherlich einer. Ein anderer Grund mag darin liegen, dass Schulkindern kein politischer Wille und Kampfgeist zugetraut wird. Dabei zeigt die Frankfurter Ausstellung, dass die „Revolution in der Schulbank“ so einige bewegte. Die Prügelstrafe war da nur eines von vielen Reizthemen, für die Minderjährige damals mindestens so leidenschaftlich kämpften wie ihre studentischen Zeitgenossen.
Die Schüler waren sich dessen damals sehr bewusst. Auf den Stufen zur Ausstellung stehen die Slogans aus Kritzeleien und Wandsprüchen von damals, die die Kampfrufe und Popkultur der Älteren ironisch aufnahmen. „Schüler aller Klassen: vereinigt euch“ zum Beispiel, „Freiheit für alle Klassen“, „Schüler, wollt ihr ewig streben“ neben sehr ernst gemeinter Kritik am Schulsystem: „Nicht Diktat – Diskussion“.
Wie schwer es alleine der Pop hatte, mit dem die Jugend sich erstmals eine eigene Kultur geschaffen hatte, erzählen dann die Artefakte aus dem Teenagerleben eines Schülers namens Rainer vom Hans-Sachs-Gymnasium in Nürnberg. Der analysiert in seinem Tagebuch Bob-Dylan-Texte, spielt in einer Band, trägt eine Mütze wie der Folksänger Donovan und fährt per Anhalter durchs Land. Was heute als Selbstverständlichkeit und Stil durchgeht, war damals ein privater Kampf gegen Familie, Schule, auch Mitschüler.
Neben den Schaukästen zu Rainer hängt der Aufsatz einer Fünftklässlerin mit dem Titel „Der kulturelle Einfluss des Siegers auf den Besiegten – auch in unserer Zeit“, in dem sie die angelsächsischen Moden beklagt. Die 14-Jährige holt weit aus, beginnt mit dem Dreißigjährigen Krieg und beklagt, dass der Einfluss der Franzosen bis heute nachwirke, sodass „wir uns noch heute mit einem umfangreichen Fremdwörterelend plagen müssen“.
Der private Widerstand ist jedoch nur der Auftakt der Ausstellung, die zeigt, wie wichtig es war, dass sich die Schüler gegen den Willen der Lehrer und meist auch der Eltern organisierten. Das Frankfurter Aktionszentrum Unabhängiger und Sozialistischer Schüler (AUSS) wurde zum Dachverband von bundesweit mehr als 100 Schülergruppen. Und sie fanden ihre eigenen Methoden des zivilen Widerstands.
Ganz so drastisch, wie es die Rote Schülerpresse mit ihrer Schlagzeile „Sprengt alle Schulen in die Luft“ forderte, wurde es nicht. Doch überall im Land führten Schüler Buch über die Übergriffe ihrer Lehrer, sie beschrieben Schulbänke, Hefte und Löschblätter mit politischen Parolen, Jungen ließen sich die Haare wachsen, Mädchen trugen Miniröcke. Sie störten und verweigerten den Unterricht, organisierten lehrerlosen Selbstunterricht, sie marschierten an der Seite der Älteren gegen Notstandsgesetze und Atomwaffen. Und sie verbrannten auch ein Klassenbuch, jenes verhasste Symbol der Autorität. Einiges hatte Erfolg. 1972 wurde in fast ganz Deutschland die Prügelstrafe abgeschafft. Bayern folgte 1983.
Die Errungenschaften von damals mögen heute Selbstverständlichkeiten sein. Der Kampfgeist der Jüngeren ist nach wie vor nicht zu unterschätzen. Als ein Münchner Schuldirektor unlängst die Türen seines Gymnasiums verriegelte, damit die Schüler nicht zu den Protesten gegen das bayerische Polizeigesetz gingen, entwischten sie durch die Fenster.
In den USA ist der Schülerprotest noch viel akuter. Der „Never Again“-Bewegung richtet sich gegen die Waffengesetze, nachdem es allein in diesem Jahr schon 23 Schießereien an US-Schulen gab. Ähnlich wie die Schülerrebellen im Deutschland der Sechzigerjahre wird die amerikanische Schülerbewegung vom konservativen Teil der Bevölkerung diffamiert und diskreditiert. Damals wie heute geben die Schüler nicht klein bei.
►Seite 4
Klassenkämpfe: Schülerproteste 1968 – 1972. Museum für Kommunikation, Frankfurt. Bis 22. Juli. Info: www.mfk-frankfurt.de.
David und Lauren Hogg: #Never Again: Das Manifest einer Rebellion. Aus dem Englischen von Leena Flegler und Henriette Zeltner. btb-Verlag, München 2018. 160 Seiten, 8 Euro.
Rainer aus Nürnberg hatte lange
Haare und fuhr per Anhalter.
Das reichte für die private Revolte
Wie damals in der Bundesrepublik
diffamieren die Konservativen
heute die amerikanischen Schüler
Von links: Schülerprotest 1968 in Frankfurt;
Schülerzeitung des Unabhängigen Sozialistischen Schülerbundes; Emma González, Sprecherin
der „Never again“-Bewegung.
Fotos: Institut für Stadtgeschichte; OH; NICHOLAS KAMM / AFP
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.08.2018

Generation Columbine
Ein Appell von Überlebenden des Amoklaufs in Parkland

Es sei der Moment gewesen, in dem der Tod für sie zum ersten Mal greifbar geworden sei. "Und es war nicht nur der Tod - es war Mord, Massenmord." Während ein ehemaliger Schüler der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland, Florida, bereits wahllos mit einem halbautomatischen Gewehr tötete, packten Lauren Hogg und ihre Mitschüler noch ihre Sachen zusammen. Als mitten im Medienunterricht der Alarm losgegangen sei, habe das zunächst niemand so recht ernst genommen. Weil schon am Morgen ein Probealarm durchgeführt worden war, gingen die meisten der Neuntklässler von einem Scherz aus.

"Als Nächstes kamen Videos mit Leuten, die schwer verletzt am Boden lagen, die verbluteten, und niemand hätte sagen können, um wen es sich handelte, weil alles verwackelt war und ihnen die Haare ins Gesicht gefallen waren." In ihrem Versteck zusammengekauert, erfährt Hogg per Handynachricht, dass ihre Freundin Alyssa tot ist. Nachdem Sondereinsatzkräfte die Schule evakuiert haben, schaltet die Vierzehnjährige zu Hause den Fernseher an und sieht die Gesichter der Toten und Vermissten. Unter den siebzehn Verstorbenen sind drei weitere ihrer Freundinnen.

Dass ein Teenager solche Dinge erleben, solche Zeilen zu Papier bringen muss, ist schwer erträglich. Dabei ist die eigentliche Frage des Amoklaufs von Parkland, ob "muss" überhaupt das richtige Wort ist. Die Antwort des Buches, das Lauren Hogg innerhalb weniger Monate mit ihrem älteren Bruder David geschrieben hat, der ebenso während des Amoklaufs in der Schule war, lautet: So etwas musste nie und darf nie wieder passieren. "Wir sind alle nach Columbine geboren", schreibt David, Jahrgang 2000, "wir sind mit Sandy Hook und Terroranschlägen und Code-Red-Amokübungen aufgewachsen. Wir sind zur Angst erzogen worden. Und wir sind es leid, Angst zu haben."

Columbine, Sandy Hook, Virginia Tech und seit dem 14. Februar 2018 auch Parkland - das sind nur einige der Namen in Auseinandersetzungen, die das Land seit Jahrzehnten polarisieren. Wie konnte der neunzehnjährige Amokläufer so leicht an ein halbautomatisches AR-15-Gewehr gelangen? Was hat ein schwerbewaffneter Jugendlicher mit der "wohlregulierten Miliz" zu tun, die der zweite amerikanische Verfassungszusatz, auf den die Verteidiger liberaler Waffengesetze sich oft berufen, im Jahr 1791 als "notwendig für die Sicherheit eines freien Staates" erklärte? Die Hoggs wollen jene Politiker zur Rede stellen, die sich durch Spenden der Waffenlobby, allen voran des Schusswaffenverbandes NRA, hätten kaufen lassen: "Es läuft alles mehr oder weniger hierauf hinaus: ,Will ich Kinderleben schützen oder wiedergewählt werden?'"

Es ist die Anklage einer Bewegung, die sich weigert, in höflicher Sprachlosigkeit zu trauern. "Ich will nicht die fünf Phasen durchlaufen, an deren Ende die Akzeptanz steht", erklärt David Hogg, der mit seinen Mitschülern eine aufsehenerregende Kampagne für stärkere Waffenregulierung gegründet hat. Als Kinder des Internetzeitalters wissen sie, welche Macht ein Hashtag entfalten kann, und sie scheuen sich auch nicht, NRA-freundlichen Politikern wie Marco Rubio, Floridas Senator, provokant ins Gewissen zu reden. Beim "March for Our Lives" am Washingtoner Kapitol mobilisierten sie mehr als 200 000 Demonstranten. Viele trugen Preisschilder, auf denen die Aufschrift "$1,05" zu lesen war: der Spendenbetrag, den Rubio von der NRA erhalten haben soll, geteilt durch die Zahl der Schüler im Bundesstaat. So viel sei dem Senator jedes ihrer Leben wert. Der Gegenvorwurf lautete, sie seien nur respektlose Kinder. "In Wahrheit", schreibt David Hogg, "mögen die Leute das Kind, das am Ende laut ausspricht, dass der Kaiser nackt ist."

Die Forderungen der Hoggs sind indes gar nicht so radikal, wie die Verwahrungen ihrer Gegner vermuten lassen. In ihrer "10-Punkte-Strategie" plädieren sie etwa für mehr Finanzmittel zur Erforschung von Waffengewalt und umfassendere Backgroundchecks. Immer wieder betonen sie, dass dies kein partisan issue sei, sondern ein Problem, das alle betreffe.

Dass sich in dem vorliegenden Buch gelegentlich eine Pointe doppelt oder eine Formulierung nicht ganz ausgereift ist, verzeiht, wer sich verdeutlicht, dass die Autoren von der Schulbank weg zu Wortführern einer internationalen politischen Bewegung wurden. Man muss es ihnen hoch anrechnen, dass sie ihre Stimme erheben. Am Ende ihres Buches stehen die Namen der 204 Amokopfer seit dem Columbine-Massaker im Jahr 1999. "Es wird unsere Lebensaufgabe sein", schließen die Autoren emphatisch, "dass diese Liste für alle Zeiten geschlossen wird."

CORNELIUS DIECKMANN

David und Lauren Hogg: "#Never Again". Das Manifest einer Rebellion.

Aus dem Amerikanischen von Leena Flegler und Henriette Zeltner. Btb Verlag, München 2018. 160 S., br., 8,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit angehaltenem Atem und großem Respekt hat Rezensent Cornelius Dieckmann David und Lauren Hoggs "Manifest der Rebellion" gelesen. Die Geschwister, beide nach 2000 geboren, zählen zu den Überlebenden des Amoklaufs von Parkland und sind Mitbegründer der #Never again Kampagne für stärkere Waffenregulierung, erzählt der Kritiker. In diesem Buch, das unter anderem eine "10-Punkte-Strategie" enthält, fordern sie Finanzmittel zur Erforschung von Waffengewalt, so Dieckmann weiter. Dass in diesem vernünftigen Buch die ein oder andere Formulierung daneben geht, stört den Rezensenten nicht.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Wenn das Buch bewirkt, was es bewirken soll, es also die Debatte für strengere Waffengesetze weiter vorantreibt, könnte es irgendwann zur gängigen Schullektüre werden. Denn es bildet - sowohl in seinen erzählerischen, als auch in den aufklärerischen Teilen.« jetzt.de