Am frühen Morgen, wenn die Hektik der Stadt noch nicht erwacht ist und die Menschen noch ihren Träumen nachhängen, dann zieht der Fotograf Christopher Thomas mit seiner Kamera durch New York. Die Stadt gehört ihm und er entlockt ihr all das Schöne, das der Stille entstammt. Seine Fotografien zeigen das andere New York: Die Metropole als einen Ort, an dem die Plätze und Monumente nur sich selbst gehören. Fifth Avenue, Flatiron Building, Brooklyn Bridge, Central Park es sind nicht die verborgenen Winkel, sondern die großartigen Landmarks der modernen Architektur, die Thomas in atemberaubenden Ansichten, beinahe unwirklich und doch ohne digitale Manipulation einfängt: im Nebel, unter Herbstlaub oder unberührter Schneedecke, fotografiert in Schwarzweiß-Polaroid. Dieser Fotoband ist eine hinreißende Hommage an die stille Poesie New Yorks.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.06.2010Boulevards der Dämmerung
Von wegen: "The City that Never Sleeps". Das sagt sich gut in der Werbung und reimt sich in manchem Schlager, aber irgendwann knipst selbst in New York jemand das letzte Licht aus, und die Stadt legt sich zum Schlafen nieder. Das ist die Zeit, zu der Christopher Thomas sein Ränzlein schnürt, die Negativkassetten seiner Großbildkamera einpackt und das schwere Stativ schultert. Wenig später zieht er los, hinaus in die Morgendämmerung.
Kein Mensch ist auf den Straßen, keine Autos rasen vorüber, nicht einmal der Dampf, der sonst aus Kanaldeckeln aufsteigt, ist irgendwo zu sehen. Es ist ein seltsames Bild, das sich Christopher Thomas auftut: Architektur pur, könnte man sagen, ungetrübt, ungestört und freigehalten vom brodelnden Leben, das sie sonst umspült. Seit den Fotografien des neunzehnten Jahrhunderts hat man Gebäude nicht mehr so bei sich selbst gesehen: in einer Poesie der Reinheit, für die Thomas in der Brauntönung seiner Abzüge eine bezaubernde Umsetzung gefunden hat. "New York Sleeps" ist ein wunderbares, überraschendes Buch. Mehr als einmal reibt sich der Betrachter die Augen. (F.L.)
"New York Sleeps" von Christopher Thomas. Mit Texten von Ulrich Pohlmann und Bob Shamis. Prestel Verlag, München2009. 144 Seiten, 70 Schwarzweißfotos. Gebunden, 39,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Von wegen: "The City that Never Sleeps". Das sagt sich gut in der Werbung und reimt sich in manchem Schlager, aber irgendwann knipst selbst in New York jemand das letzte Licht aus, und die Stadt legt sich zum Schlafen nieder. Das ist die Zeit, zu der Christopher Thomas sein Ränzlein schnürt, die Negativkassetten seiner Großbildkamera einpackt und das schwere Stativ schultert. Wenig später zieht er los, hinaus in die Morgendämmerung.
Kein Mensch ist auf den Straßen, keine Autos rasen vorüber, nicht einmal der Dampf, der sonst aus Kanaldeckeln aufsteigt, ist irgendwo zu sehen. Es ist ein seltsames Bild, das sich Christopher Thomas auftut: Architektur pur, könnte man sagen, ungetrübt, ungestört und freigehalten vom brodelnden Leben, das sie sonst umspült. Seit den Fotografien des neunzehnten Jahrhunderts hat man Gebäude nicht mehr so bei sich selbst gesehen: in einer Poesie der Reinheit, für die Thomas in der Brauntönung seiner Abzüge eine bezaubernde Umsetzung gefunden hat. "New York Sleeps" ist ein wunderbares, überraschendes Buch. Mehr als einmal reibt sich der Betrachter die Augen. (F.L.)
"New York Sleeps" von Christopher Thomas. Mit Texten von Ulrich Pohlmann und Bob Shamis. Prestel Verlag, München2009. 144 Seiten, 70 Schwarzweißfotos. Gebunden, 39,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Sehr fasziniert ist David Steinitz von dem Fotoband des Münchner Fotografen Christopher Thomas, der rund 80, nachts oder in den frühen Morgenstunden gemachten Schwarzweiß-Aufnahmen von New York versammelt. Die Stadt die nach einer berühmten Liedzeile angeblich "never sleeps" ist hier ohne hektische Betriebsamkeit festgehalten und lässt die bekannten Orte in nie gesehener Ruhe und melancholischer Verzauberung erscheinen, so der Rezensent in den Bann gezogen. Deshalb findet er den Begriff der "Romantik", den Ulrich Pohlmann in einem der zwei vorangestellten Essays verwendet auch sehr passend, verleihen die schwarzweißen Fotos den berühmten und schon vielfach auf Film und Fotos festgehaltenen New Yorker Lokalitäten eine "Unschuld" und eine "Melancholie", die vielleicht nur durch den fremden, den "europäischen Blick" möglich ist, wie der begeisterte Steinitz vermutet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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