Crime-Story in phantastischem Setting um eine brutale Mordserie auf der düsteren Seite von L.A.
Lexi arbeitet als Barkeeperin im Nex, dem Club von Urie Porchowsky. Davor zieht sich eine lange Schlange Abend für Abend um den Block, da wegen den in die Drinks gemixten, von Hexen hergestellten
Zutaten jeder, der davon trinkt, bessere Laune bekommt, unbeschwerter wird und weniger Schmerzen vom…mehrCrime-Story in phantastischem Setting um eine brutale Mordserie auf der düsteren Seite von L.A.
Lexi arbeitet als Barkeeperin im Nex, dem Club von Urie Porchowsky. Davor zieht sich eine lange Schlange Abend für Abend um den Block, da wegen den in die Drinks gemixten, von Hexen hergestellten Zutaten jeder, der davon trinkt, bessere Laune bekommt, unbeschwerter wird und weniger Schmerzen vom ausgelassenen Tanzen hat. Als Lexi eines Nachts den Club betritt, stößt sie mit der erst achtzehn Jahre alten, bildhübschen Highschool-Schülerin Jane Morris zusammen und sieht dabei deren brutal aufgeschlitzte Kehle, die sie bei ihrer anstehenden, blutigen Ermordung davon tragen wird. Doch trotz ihres Wissens darum schweigt Lexi und so nimmt das Drama seinen Lauf.
Alexandra Iwanowitsch, genannt Lexi, ist die Protagonistin in diesem Roman von Emma Berquist, in dessen Mittelpunkt ebenfalls der Club Nex steht. Sein Besitzer Urie hat eine eingeschworene Gemeinschaft magisch Begabter um sich geschart. Der Pyrokinetiker Urie sorgt für deren Schutz, sofern sie bereit sind, sich an seine fest vorgegebenen Regeln zu halten. Lexi hat die Fähigkeit, die sie von ihrem Großvater Deda geerbt hat, das sie bei Berührung den Tod eines jeden Menschen sieht. Auch kann sie mit Geistern kommunizieren, die sie mit Hilfe ihrer Magie sogar auf die andere Seite zu schieben vermag.
Obwohl “Nex – Die letzte Nacht” in einem phantastischen Setting angesiedelt ist, fällt der Roman eher als Krimi mit Mystery-Elementen aus. Das liegt darin begründet, dass Emma Berquist Lexis Suche nach dem Mörder von Jane und anderen Opfern in dessen Fokus rückt. Dabei ist Lexis Motivation ihr schlechtes Gewissen, weil sie Janes Tod nicht verhindern konnte. Unterstützt wird sie von Urie und seinen Leuten, die sich jedoch erst für die Vermissten Fälle interessieren, als einer der spurlos Verschwundenen ein magisch Begabter ist.
Obwohl die Handlung im Mittelteil dieses Buchs lange Zeit auf der Stelle tritt, da weder Lexi noch die Polizei in ihren Ermittlungen Fortschritte erzielen, wenn sich keine Hinweise auf den Täter finden lassen, habe ich mich gut unterhalten gefühlt. Das Spannungslevel hätte jedoch höher ausfallen können. Dazu hätte die Autorin falsche Fährten in ihrem Krimi auslegen sollen, wenn Lexi auf verschiedene Verdächtige in dieser brutalen Mordserie gestoßen wäre. Dafür ist der Überraschungseffekt zum Schluss für mich umso größer gewesen, indem ich den dann enthüllten Täter nicht habe kommen sehen. Nur hätte ich mir weitere Informationen zum Hintergrund des Mörders und seinem Motiv, das ich in der vorliegenden Form als nicht gänzlich schlüssig angesehen habe, gewünscht, um diesen besser verstehen zu können.
Einen besonderen Touch erhält die in diesem Roman erzählte Crime-Story neben deren phantastischen Setting durch die Kombination mit ungewöhnlichen Elementen. Als gelungen habe ich Lexis Wohnsituation empfunden, die eine WG mit Geist darstellt, da ihr Mitbewohner Trevor Jahrzehnte zuvor bei einem Autounfall gestorben ist. Denn der fast Sitcom-artige Humor in diesen Szenen bildet einen angenehmen Kontrast zu der sonst düsteren Grundstimmung dieses Romans und lockert diese ein wenig auf. Dagegen ist der Handlungsstrang, der um mehr als eine Liebesgeschichte kreist, schwächer ausgefallen. Dieser ist mir in seinem Hin- und Her, das dadurch bedingt ist, dass zwar einer der daran Beteiligten in den anderen verliebt ist, der wiederum aber über seine Gefühle im Unklaren bleibt, zu stereotyp geraten. Das Drama, das in einer erfolgten Zurückweisung, die wieder zurück genommen und letztlich in der Schwebe gehalten wird, begründet liegt, ist für mich nicht greifbar geworden, sondern blass geblieben. Im Gegensatz dazu hat die Autorin in der eindringlichen Schilderung der Tragik um die besondere Gabe, mit der Lexi gesegnet oder doch verflucht ist, Intensität erzeugt.
Ihren flüssigen Schreibstil reichert Emma Berquist um wissenschaftliche Beschreibungen an, die auf dem Interesse ihrer Protagonistin für Molekular- und Moderne Biologie basieren. Mit diesen in Lexis Gedankengängen eingebundenen Vergleichen, die sie Situationen spontan mit der Atemfrequenz eines Erwachsenen im Ruhezustand, der Anzahl der Atemzüge pro Minute, der Knochen eines Babys oder eines Erwachsenen assoziieren lässt, versucht die Autorin ihrer Erzählweise einen eigenwilligen Touch zu verleihen. Diese Ausführungen fügen sich aber nicht gut in den Rest des Romans ein, indem sie zu konstruiert wirken. Als passender hätte ich statt der biologisch physikalischen Erklärungen, in denen Lexi sich mit ihrer Fähigkeit auseinandersetzt, Dedas Erläuterungen empfunden, die eher mythisch angehaucht sind. So hätte ich mir gewünscht, dass sich Emma Berquist anstelle des wissenschaftlichen Ansatzes, den sie verfolgt hat, auf die zu Beginn nur kurz angerissenen Geschichten, die Deda und Lexi als Nachfahren Rasputins oder als von der Baba Jaga Verfluchte ansehen, im weiteren Verlauf ihres Romans konzentriert hätte.