Machiavellis "Principe", 1532 erschienen, ist neben der Bibel eines der meistverbreiteten Bücher der Weltliteratur. Weite Verbreitung ist indessen keine Garantie für eine angemessene Rezeption: Immer wieder hat das Buch politischen Ideologien dienen müssen, immer wieder haben solche ausbeutenden Deutungen den Blick auf den Reichtum des Machiavellischen Werks verstellt. Machiavelli war über 15 Jahre lang einer der wichtigsten Politiker im Dienst von Florenz und kannte in Theorie und Praxis das Wesen moderner Macht. Nach der Rückkehr der Medici im Jahre 1512 muss er die politische Bühne verlassen. Der Verlust seiner Ämter treibt nun die mannigfachen Fähigkeiten Machiavellis in einer Weise hervor, die ihn zu einem der bedeutendsten Autoren der italienischen Renaissance machen. Er ist nur durch sein Gesamtwerk zu verstehen, ist mehr als nur ein Theoretiker der Politik. Die freilich analysiert er mit einem Blick für das Neue auf unvergleichliche Weise. In einer Welt ohne Gott, ohn e Transzendenz, ist Macht nur auf sich gestellt. Sie ist nur zu erobern und zu bewahren, wenn die verschiedenen und ständig wechselnden Phantasien des Publikums bedient und befriedigt werden. Dem Blick des Publikums ausgesetzt, gerät die Macht unter die Vielzahl der Perspektiven. "Der Fürst" muss allen alles scheinen, aber nichts mehr sein. Aber um diese Macht zu vermitteln, braucht der moderne Herrscher die Medien. Sie übernehmen die Arbeit am Schein der Macht. Politik ohne Ästhetik der Macht ist nicht mehr zu denken.