"Einzigartig,
unvergesslich und
ausgesprochen anrührend."
Dave Eggers
In zwölf eindrucksvollen Geschichten führt uns
Judy Budnitz mitten ins Herz von Amerika
und in die ganze Welt. Magisch, berührend und
oftmals surreal, erzählen sie von fatalen Missverständnissen, absurden Begebenheiten
und geheimen Leidenschaften.
Moderne Märchen, fantastische Tagträume oder Orwellsche Welten - das sind die Geschichten von Judy Budnitz, die dennoch ganz in der Realität unserer Tage verwurzelt sind. Da ist die Mutter, die jahrelang mit ihrem Sohn schwanger geht, weil sie ihn unter allen Umständen auf US-amerikanischem Boden zur Welt bringen will. Da ist der Elefantenjunge in Indien, dem eine mildtätige westliche Dame so viel Gutes tut, dass
sie nicht bemerkt, wie sie dabei sein Leben zerstört, oder das weiße Pärchen, das ein pechschwarzes Baby bekommt und darüber verzweifelt. Immer wieder bricht das Absurde in den Alltag ein und lässt den Leser so verstört wie fasziniert zurück.
"Exzellent ... jung undtrotzdem von reifem Talent." - New York Times Book Review
unvergesslich und
ausgesprochen anrührend."
Dave Eggers
In zwölf eindrucksvollen Geschichten führt uns
Judy Budnitz mitten ins Herz von Amerika
und in die ganze Welt. Magisch, berührend und
oftmals surreal, erzählen sie von fatalen Missverständnissen, absurden Begebenheiten
und geheimen Leidenschaften.
Moderne Märchen, fantastische Tagträume oder Orwellsche Welten - das sind die Geschichten von Judy Budnitz, die dennoch ganz in der Realität unserer Tage verwurzelt sind. Da ist die Mutter, die jahrelang mit ihrem Sohn schwanger geht, weil sie ihn unter allen Umständen auf US-amerikanischem Boden zur Welt bringen will. Da ist der Elefantenjunge in Indien, dem eine mildtätige westliche Dame so viel Gutes tut, dass
sie nicht bemerkt, wie sie dabei sein Leben zerstört, oder das weiße Pärchen, das ein pechschwarzes Baby bekommt und darüber verzweifelt. Immer wieder bricht das Absurde in den Alltag ein und lässt den Leser so verstört wie fasziniert zurück.
"Exzellent ... jung undtrotzdem von reifem Talent." - New York Times Book Review
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.01.2007Baby macht Bäuerchen
Judy Budnitz malt das Bild vom hässlichen Amerikaner
Judy Budnitz hat für ihren zweiten Kurzgeschichtenband bereits reichlich Kollegenlob bekommen, vorzugsweise aus jüngeren Mündern. Der Dreiunddreißigjährigen wird erstaunliches Talent für die Erschaffung phantastischer, irritierender Mikrowelten attestiert, die sich haarscharf neben unserer Realität drehen. In den stärksten der zwölf Geschichten fügen sich die befremdenden Details wie ein langsam wachsendes Kinderlegespiel aneinander, dessen Motiv erst erkennbar wird, wenn es zu spät ist. Gnädige Auflösungen sind selten Judy Budnitz' Sache.
Das "Wunder" beginnt mit Paukenschlag: Ein weißes Elternpaar bekommt ein Baby, das mit der schwarz glänzenden Haut eines "Außerirdischen" geboren wird. Die Versuchung des Lesers, diese irritierende Tatsache als Bild für ein tiefes Fremdeln seitens der Mutter wegzuerklären, beschneidet die Autorin, indem sie auch die Umwelt vielfältig auf das seltsame "Wechselbalg" reagieren lässt. Was uns am Ende schaudern macht, ist nicht die Physis des Kindes, sondern das Abdriften der Mutter, die mit dessen Veränderungen in Richtung "Normalität" nicht zurechtkommt.
Generationenbeziehungen gehören zu Budnitz' schriftstellerischer Kernkompetenz. Sicher findet sie die Balance zwischen schrillen und poetischen Tönen, individueller Story und Stilisierung; so in der beklemmenden Story "Besucher", in der die wartende Tochter am Telefon Zeugin wird, wie die Eltern sich in einer immer unheimlicher werdenden Gegend verfahren und schließlich verschwinden. Vertraute Verhältnisse kehren sich um: "Ich klopfte ihnen auf den Rücken wie Babies, die ein Bäuerchen machen sollen", beschreibt die Ich-Erzählerin im tragikomischen "Leine ziehen" ein Wiedersehen mit den Eltern. Eine Mammographie verändert subtil die Distanz zwischen Töchtern und Mutter. "Leah-Lise-Mitch" ruft der Vater, wenn er nicht weiß, wen er meint. Am Ende fühlt sich Lise fast wie das imaginäre dreiköpfige Frauenwesen, das den Tumor teilen könnte, als wäre er "ein Nachtisch mit drei Gabeln".
Die Scham über den "hässlichen Amerikaner", der überfüttert, überausgestattet und ignorant die Welt heimsucht, treibt Budnitz um wie viele ihrer Generation. Im Märchenton beginnt die Titelgeschichte von den sieben Söhnen und deren Schwester, die von einem Unbekannten geschwängert wird und das Baby jenseits der Grenze im gelobten Land als "Nice Big American Baby" auf die Welt bringen will. Während der Jahre vergeblicher Fluchtversuche wächst es in ihr, ein fleischgewordener absurder Albtraum vom besseren Leben: "Sie werden Dir eine Gratis-Geschirrspülmaschine geben, sofort wenn Du die Grenze überquerst. Bald bist Du dann auch ein fauler Amerikaner, mit fetten Kindern und dabei, Möbel zu kaufen." Ein solcher Amerikaner wird der Junge natürlich nie.
So elegant ihr die Entblößung des "ugly American" in dieser Parabel und in "Nadia", einer aus pseudounschuldiger Wir-Perspektive erzählten Story über eine osteuropäische Prospektbraut, gelingt, so wenig überzeugen andere Geschichten mit ähnlich modischen Themen. Eine schwerfällige Dystopie vom allgegenwärtigen Gesicht der Premierministerin und die erstaunlich ungeschliffen gutmenschelnde Satire auf einen täglich neu mobilmachenden Präsidenten bilden wie die langatmige Geschichte über eine philanthropische Indienreisende Tiefpunkte des Bandes.
Eine makaber-surreale Szenerie reicht allein selten aus, um eine Geschichte zu tragen, wie sich etwa in "Der glückliche Schnitt" zeigt, worin ein Chirurg in einem Kriegslazarett des neunzehnten Jahrhunderts seine Besessenheit für Amputationen auslebt. Manche Details oder Geschichten - etwa "Ausverkauf", worin eine Patchworkfamilie in einer endzeitlichen Welt Handelsvertreter wie Nutzvieh hält - scheinen Judy Budnitz' großer Begabung und Begeisterung für Bizarres zu entspringen. Man bewundert sie dafür, sucht am Ende aber ein wenig ratlos nach einem Mehrwert des Ganzen.
ANNETTE ZERPNER
Judy Budnitz: "Nice Big American Baby". Stories. Aus dem Englischen übersetzt von Kathrin Razum. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2006. 352 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Judy Budnitz malt das Bild vom hässlichen Amerikaner
Judy Budnitz hat für ihren zweiten Kurzgeschichtenband bereits reichlich Kollegenlob bekommen, vorzugsweise aus jüngeren Mündern. Der Dreiunddreißigjährigen wird erstaunliches Talent für die Erschaffung phantastischer, irritierender Mikrowelten attestiert, die sich haarscharf neben unserer Realität drehen. In den stärksten der zwölf Geschichten fügen sich die befremdenden Details wie ein langsam wachsendes Kinderlegespiel aneinander, dessen Motiv erst erkennbar wird, wenn es zu spät ist. Gnädige Auflösungen sind selten Judy Budnitz' Sache.
Das "Wunder" beginnt mit Paukenschlag: Ein weißes Elternpaar bekommt ein Baby, das mit der schwarz glänzenden Haut eines "Außerirdischen" geboren wird. Die Versuchung des Lesers, diese irritierende Tatsache als Bild für ein tiefes Fremdeln seitens der Mutter wegzuerklären, beschneidet die Autorin, indem sie auch die Umwelt vielfältig auf das seltsame "Wechselbalg" reagieren lässt. Was uns am Ende schaudern macht, ist nicht die Physis des Kindes, sondern das Abdriften der Mutter, die mit dessen Veränderungen in Richtung "Normalität" nicht zurechtkommt.
Generationenbeziehungen gehören zu Budnitz' schriftstellerischer Kernkompetenz. Sicher findet sie die Balance zwischen schrillen und poetischen Tönen, individueller Story und Stilisierung; so in der beklemmenden Story "Besucher", in der die wartende Tochter am Telefon Zeugin wird, wie die Eltern sich in einer immer unheimlicher werdenden Gegend verfahren und schließlich verschwinden. Vertraute Verhältnisse kehren sich um: "Ich klopfte ihnen auf den Rücken wie Babies, die ein Bäuerchen machen sollen", beschreibt die Ich-Erzählerin im tragikomischen "Leine ziehen" ein Wiedersehen mit den Eltern. Eine Mammographie verändert subtil die Distanz zwischen Töchtern und Mutter. "Leah-Lise-Mitch" ruft der Vater, wenn er nicht weiß, wen er meint. Am Ende fühlt sich Lise fast wie das imaginäre dreiköpfige Frauenwesen, das den Tumor teilen könnte, als wäre er "ein Nachtisch mit drei Gabeln".
Die Scham über den "hässlichen Amerikaner", der überfüttert, überausgestattet und ignorant die Welt heimsucht, treibt Budnitz um wie viele ihrer Generation. Im Märchenton beginnt die Titelgeschichte von den sieben Söhnen und deren Schwester, die von einem Unbekannten geschwängert wird und das Baby jenseits der Grenze im gelobten Land als "Nice Big American Baby" auf die Welt bringen will. Während der Jahre vergeblicher Fluchtversuche wächst es in ihr, ein fleischgewordener absurder Albtraum vom besseren Leben: "Sie werden Dir eine Gratis-Geschirrspülmaschine geben, sofort wenn Du die Grenze überquerst. Bald bist Du dann auch ein fauler Amerikaner, mit fetten Kindern und dabei, Möbel zu kaufen." Ein solcher Amerikaner wird der Junge natürlich nie.
So elegant ihr die Entblößung des "ugly American" in dieser Parabel und in "Nadia", einer aus pseudounschuldiger Wir-Perspektive erzählten Story über eine osteuropäische Prospektbraut, gelingt, so wenig überzeugen andere Geschichten mit ähnlich modischen Themen. Eine schwerfällige Dystopie vom allgegenwärtigen Gesicht der Premierministerin und die erstaunlich ungeschliffen gutmenschelnde Satire auf einen täglich neu mobilmachenden Präsidenten bilden wie die langatmige Geschichte über eine philanthropische Indienreisende Tiefpunkte des Bandes.
Eine makaber-surreale Szenerie reicht allein selten aus, um eine Geschichte zu tragen, wie sich etwa in "Der glückliche Schnitt" zeigt, worin ein Chirurg in einem Kriegslazarett des neunzehnten Jahrhunderts seine Besessenheit für Amputationen auslebt. Manche Details oder Geschichten - etwa "Ausverkauf", worin eine Patchworkfamilie in einer endzeitlichen Welt Handelsvertreter wie Nutzvieh hält - scheinen Judy Budnitz' großer Begabung und Begeisterung für Bizarres zu entspringen. Man bewundert sie dafür, sucht am Ende aber ein wenig ratlos nach einem Mehrwert des Ganzen.
ANNETTE ZERPNER
Judy Budnitz: "Nice Big American Baby". Stories. Aus dem Englischen übersetzt von Kathrin Razum. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2006. 352 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Einen zwiespältigen Eindruck hat dieser Band mit zwölf Kurzgeschichten von Judy Budnitz bei Rezensentin Annette Zerpner hinterlassen. Neben einer Reihe von gelungenen Geschichten findet sie auch einige, die sie nicht wirklich überzeugen. Die Stärken der Autorin sieht Zerpner in der Darstellung von Generationenbeziehungen. Hier bescheinigt sie ihr, die Balance zwischen "schrillen und poetischen Tönen, individueller Story und Stilisierung" souverän zu wahren. In diesem Zusammenhang lobt sie die Story "Besucher", in der eine Tochter am Telefon Zeugin wird, wie die Eltern sich in einer immer unheimlicher werdenden Gegend verfahren und schließlich verschwinden. Zurückhaltender äußert sich Zerpner über die Geschichten, in denen Budnitz ein Bild des "hässlichen Amerikaners" zeichnet. Bemerkenswert findet sie Budnitz' Sinn für Bizarres. Am Ende aber fragt sie ein "wenig ratlos nach einem Mehrwert des Ganzen".
© Perlentaucher Medien GmbH
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