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Nicht für die Politiker, Prominenten und Partygänger, nicht für Berlin als "pulsierende Metropole" und "Weltstadt im Umbruch" interessiert sich Andreas Wenderoth. Den Mittelpunkt seiner "Berliner Szenen" bilden die sogenannten kleinen Leute, die, die nicht im Licht der Öffentlichkeit stehen: Gestrauchelte sind darunter, die versuchen wieder hochzukommen, Gescheiterte manchmal, Einsame oft - und Menschen mit Leidenschaften und Sehnsüchten. Mit ihnen spricht Andreas Wenderoth, ihnen gilt sein Interesse und seine Sympathie. Seine Porträts sind unmittelbar und authentisch, und doch wahrt der…mehr

Produktbeschreibung
Nicht für die Politiker, Prominenten und Partygänger, nicht für Berlin als "pulsierende Metropole" und "Weltstadt im Umbruch" interessiert sich Andreas Wenderoth. Den Mittelpunkt seiner "Berliner Szenen" bilden die sogenannten kleinen Leute, die, die nicht im Licht der Öffentlichkeit stehen: Gestrauchelte sind darunter, die versuchen wieder hochzukommen, Gescheiterte manchmal, Einsame oft - und Menschen mit Leidenschaften und Sehnsüchten. Mit ihnen spricht Andreas Wenderoth, ihnen gilt sein Interesse und seine Sympathie. Seine Porträts sind unmittelbar und authentisch, und doch wahrt der Reporter die nötige Distanz und gerät niemals in Versuchung, die Porträtierten bloßzustellen. Der Frührentner, der seine Tage damit verbringt, aus dem Fenster zu sehen; die Männer vom Motorsportclub "Hans Grade", die sich jeden Mittwoch treffen und gemeinsam Modellflugzeuge basteln; "Mutti", die allnächtlich durch die Berliner Bordelle tourt und dort ihre "Kinderchen" mit belegten Brötchen ver sorgt; der ehemalige DDR-Kulturattache, der nach der Wende eine Würstchenbude betrieb, oder Ricardo, der leidenschaftliche U-Bahnfahrer - sie alle erzählen von kleinen Weis- und Wahrheiten und sehr viel von Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.09.2001

Deutschland

"Nicht jeder Puff hat Pfeffer und Salz. Berliner Szenen" von Andreas Wenderoth. Picus Verlag, Wien 2001. 166 Seiten. Gebunden, 29,80 Mark. ISBN 3-85452-745-4.

In achtzehn Berliner Variationen studiert Andreas Wenderoth das merkwürdige Verhalten der Großstädter, ihre Gebärden und die meist verkorksten Biographien. Statt Parties, Prominente und Politik interessiert ihn dabei die "proletarische Metropole", das Berlin der "normalen, der kleinen, manchmal großen Leute", der "Einsamen, der Wahnsinnigen und Gescheiterten". Fast philosophisch schildert er die Obsession des Berliners für sein "Hobby" - "ein furchtbares Wort, das die menschliche Tragik, die mit ihm zuweilen verbunden ist, nur unzureichend wiedergibt". In einer seiner gelungenen leiseren Erzählungen greift Wenderoth die Geschichte von Ricardo auf, einem schwachsinnigen U-Bahn-Passagier, der Tag für Tag, getrieben von einer Mischung aus Freude, Einsamkeit und Lebensfrust, die U2 von Pankow bis Ruhleben fährt und "alle Verbindungen, alle Bahnhöfe, alle Daten" kennt. Seine liebevoll-morbiden Stilleben vermitteln Einblicke in die historisch gewachsenen Wilmersdorfer Schrebergärten, wo noch nach dem Regelwerk des Bundeskleingartengesetzes gelebt wird, oder den Mikrokosmos eines Flugzeugmodellbau-Vereins. Auch in den Reportagen über die Nachfolgegenerationen türkischer Gastarbeiter, die als Jungunternehmer in die Mittelschicht vorzudringen beginnen, oder über den größten jüdischen Friedhof Europas dringt er in spezifische Befindlichkeiten vor, unterlegt von viel Information. Leider verwischen bei ihm sonst oft die Genregrenzen zwischen engagierter und journalistisch fundierter Sozialdokumentation, Satire, Tragikomödie und Kuriositätenschau, was wohl auch daran liegt, daß die Geschichten ursprünglich für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften mit ganz unterschiedlichen Zielgruppen geschrieben wurden. Mit seiner Absicht, ein "Berlinbuch von unten" zu verfassen und dem snobistischen Hauptstadtdünkel die Schmuddelecken Berlins entgegenzusetzen, trägt er nur von einem anderen Blickwinkel aus zur Klischeebildung bei. Die vermeintlichen Alltagsbeobachtungen wirken oft melodramatisch. Nicht jeder Berliner ist ein tätowierter Frührentner und schaut täglich zehn Stunden aus seinem Kreuzberger Parterrefenster. Es bleibt offen, ob Autoschieber, Prostituierte, Schizophrene und Selbstmörder wirklich das Gros der "kleinen Leute" darstellen, die der Autor hier so angestrengt proletarisch zu porträtieren sucht. (sg)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Liebevoll-morbide Stillleben" haben dieser mit "sg" zeichnenden Rezensentin zum Beispiel Einblicke in die Wilmersdorfer Schrebergarten-Szene ermöglicht, wo noch "nach dem Regelwerk des Bundeskleingartengesetzes" gelebt werde. Auch in den "Reportagen über die Nachfolgegeneration türkischer Gastarbeiter" dringe Autor Wenderoth in "spezifische Befindlichkeiten" vor. Ansonsten trage er aber mit seiner Absicht, mit einem Berlinbuch von unten "dem Hauptstadtdünkel die Schmuddelecken Berlins" entgegenzusetzen, nur von einem anderen Blickwinkel zur Klischeebildung bei, die "sg" im vorliegenden Fall "angestrengt proletarisch" findet.

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