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Produktdetails
  • Verlag: Bechtermünz
  • Sonderausg.
  • Seitenzahl: 157
  • Deutsch
  • Abmessung: 240mm
  • Gewicht: 488g
  • ISBN-13: 9783828918351
  • ISBN-10: 3828918352
  • Artikelnr.: 24158177
  • Herstellerkennzeichnung
  • Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.01.2000

Kommen Sie heraus, Herr Raucher!
Und zünden Sie sich keine Zigarre mehr an: Arnold H. Lang will vom blauen Dunst befreien

Arnold H. Lanz kennt seine Schützlinge. Für ihn sind Raucher "überwiegend führungsgewohnte, durchsetzungsstarke, robuste Menschen". Doch Obacht: Bevor Sie selbstgefällig den nächsten Glimmstengel entfachen, lesen Sie erst einmal weiter. Raucher sind in seinen Worten auch "Opfer", "ständig auf der Flucht", "tragen unbewältigte Sorgen, Nöte und Probleme mit sich herum", "unterliegen der milliardenschweren, psychologisch hochstehenden, manipulativen Werbung der Konzerne", ihr "Denkapparat funktioniert ganz einfach langsamer und weniger präzise".

Diesen Menschen "zweiter Klasse" will der approbierte Heilpraktiker und Verfasser so klangvoller Werke wie "Die stressfreie Organisation", "Erfolg trotz Krise" oder "Fitness und Entspannung mit den ,Fünf Tibetern'" helfen. Der Titel seiner jüngsten Veröffentlichung verspricht, aus jedem reumütigen Schmauchteufel einen "Nichtraucher in 4 Tagen" zu machen. Das hört sich prima an, also wagt der Rezensent, ein ausgewiesener Kettenraucher, kühn das Selbstexperiment. Freilich ist er wachsam, denn vor einiger Zeit hat er den Sprachkurs "Niederländisch in 30 Tagen" absolviert und wurde von einer kundigen Zuhörerschaft schallend ausgelacht, als er bloß das Wort "Duitsland" aussprach.

Jede Umkehr bedarf der Einsicht. Zigaretten sind teuer und gefährden die Gesundheit, das wissen alle Raucher, es steht auf den Schachteln. Arnold H. Lanz kennt aber noch weitere stichhaltige Gründe, die gegen die Nikotinsucht sprechen: "Rauchen ist selbstauferlegte Sklaverei. Denken Sie beispielsweise nur daran, dass Sie immer, überall wo Sie stehen und gehen, Zigaretten und Zündhölzer mit sich herumtragen müssen." In diesen und vielen anderen Passagen schießt der Autor über sein Ziel hinaus, das persönliche Laster verwandelt sich in die Menschheitsgeißel schlechthin. Doch es nutzt dem Leser wenig zu erfahren, wie viele Waldbrände durch Zigarettenkippen entstanden sind. Seine Schwierigkeit besteht ja nicht darin, Nichtraucher zu sein, sondern Nichtraucher zu werden.

Doch wer sich durch das erste Kapitel gekämpft und nicht aus Trotz zur Zigarette gegriffen hat, der ist dem ersehnten Ziel schon sehr nahe - und endlich offenbart sich ihm die "erfolgreichste Methode zum Überwinden des Rauchens". Für ihre Durchführung benötigt er unterschiedlichste Hilfsmittel: Zitronen, Ahornsirup, Vitamine, Frottiertücher, eine Vision. Eine Vision ist ein geheimer materieller Wunschtraum, den man sich längst hätte erfüllen können, wenn man nicht das ganze Geld verpulvert hätte. Cleany, die Cartoonfigur, die den Leser naseweise durch das Buch begleitet und bisweilen so gescheite, "praxisnahe" Beweisgründe wie "Der Autor hat recht - und wie recht er hat!" liefert, hätte sich von seinem Ersparten beispielsweise Autoledersitze gekauft. Ich entscheide mich für eine Kreuzfahrt und male diese wie verordnet auf. Sinn und Zweck dieser Aufgabe habe ich bis heute nicht erfahren.

Das "Aktivbild" hingegen erfüllt tatsächlich eine wichtige Funktion. Um es herzustellen, benötigt der Rauchunwillige eine Fotografie von sich selbst aus gedeihlichen Tagen, ein Motiv, auf dem sein freudestrahlender Gesichtsausdruck gut sichtbar reproduziert ist. Diese Erledigung gestaltet sich für mich äußerst knifflig, denn es gibt wenig Fotoaufnahmen von mir, ich bin fotoscheu, lache in Gegenwart von Kameras selten und habe seit neun Jahren fast immer eine Zigarette in der Hand. Allein ein uraltes Kinderfoto erfüllt schließlich die gestellten Kriterien. Ich klebe es auf ein Blatt Papier und schreibe darunter Auszüge des von Lanz vorgeschlagenen Textes: "Ich hasse Tabak in jeder Form wie die Pest. Ich verabscheue den Qualm, den Gestank, den Dreck, die Abhängigkeit. Die ekelhafte, teure und gesundheitszerstörende Sucht habe ich definitiv überwunden. Ich bin glücklich, frei, erlöst. Ich freue mich, dass ich nun den richtigen Lebenspartner finde." Fertig ist das Aktivbild. In den kommenden Tagen soll ich es täglich mindestens fünfmal intensiv benutzen, es lesen, betrachten, verinnerlichen. Das ist beileibe die anspruchsvollste Herausforderung.

Alsdann erfülle ich meine Pflichten. Der Zeitpunkt meines Ausstiegs ist gut gewählt, ich habe kaum gesellschaftliche Verpflichtungen und bin wahrlich felsenfest entschlossen, mit dem Rauchen aufzuhören. Vier Tage lang ernähre ich mich hauptsächlich von Früchten, atme wie empfohlen lange tief ein und aus, nehme Entspannungsbäder, verzichte auf Koffein und trinke literweise ein Gebräu aus gepressten Zitronen, Ahornsirup und Cayennepfeffer. Ich meide Raucherzonen, wasche mich gründlich und meditiere über meinem Aktivbild. Und obwohl diese vier Tage allein der Vorbereitung auf den Absprung dienen sollen, rauche ich in der gesamten Zeit keine einzige Zigarette. Am fünften Tag schließlich besiegele ich mit Datum und Unterschrift meinen vorgefertigten Lebenspakt: "Ich bin befreit. Ein Rauchloser zu sein ist mein eigentliches Wesen. Ich bin frei." Hurra!

Und? Die Investition hat sich gelohnt. Sechs Tage lang bin ich ein Nichtraucher, ich spare abzüglich der Buchkosten mehr als fünfzehn Mark. Am siebten Tag dann rauche ich eine Zigarette, während der Abfassung dieser Rezension etwa fünfzig. Aber ich bin ohne Kümmernis, denn der nächste Jahreswechsel kommt bestimmt.

MARC DEGENS

Arnold H. Lanz: "Nichtraucher in 4 Tagen". Nie mehr rauchen! So schaffen Sie den Ausstieg. Smart Books, Kilchberg/Schweiz 1999. 157 S., br., 19,- DM.

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