Da ich noch kein Buch von Gisa Klönne gelesen habe, war ich anfangs etwas unsicher, ob ich auch wirklich alles ausreichend verstehe, vor allem, inwieweit die privaten Verwicklungen des Ermittlerpaares für das Verständnis nötig sind. So war ich dann nicht erstaunt, dass ich bei diesem Hörbuch
tatsächlich die erste CD mehrmals hören musste, bis ich den Zusammenhang wirklich geblickt habe.…mehrDa ich noch kein Buch von Gisa Klönne gelesen habe, war ich anfangs etwas unsicher, ob ich auch wirklich alles ausreichend verstehe, vor allem, inwieweit die privaten Verwicklungen des Ermittlerpaares für das Verständnis nötig sind. So war ich dann nicht erstaunt, dass ich bei diesem Hörbuch tatsächlich die erste CD mehrmals hören musste, bis ich den Zusammenhang wirklich geblickt habe. Rückblickend waren aber weniger die Wissenslücken um Judith Krüger und Manni Kozilius dafür verantwortlich, als die verschiedenen Erzählperspektiven, die in einem Hörbuch einfach weniger klar voneinander abgesetzt sind, als in der Leseausgabe.
Es herrscht schwül-heißes Sommerwetter in Köln. Judith Krieger entflieht ihrer Dachgeschosswohnung zu später Nachtstunde, um im Park zu joggen. Dabei stößt sie auf eine gesichtslose männliche Leiche. Es handelt sich um Jonas Vollenweider, der auf der griechischen Insel Samos wohnhaft ist und polizeilich erfasst ist, weil er des Mordes an seiner Familie im Jahr 1986 verdächtigt wurde. Sein Vater war Pädagoge und hat damals das Erziehungsheim „Frohsinn“ geleitet, indem seit dem 2. Weltkrieg Kinder untergebracht wurden.
Wir stoßen hier auf ein gerne verdrängtes Kapitel der neueren deutschen Geschichte. Die Erziehungsmethoden in den Kinderheimen, in denen erst Kriegswaisen und später auch andere Kinder lebten, stammten aus dem Dritten Reich. Im Haus „Frohsinn“ folgte man der Pädagogik des Erziehungsratgebers von Johanna Haarer, der auf Zucht und Ordnung basiert und jegliche individuellen Wünsche und Sehnsüchte der Kinder im Keime erstickt. So wurden „tobende“ Kinder beispielsweise weggesperrt, ohne dann man ihnen sagte wie lange, bis sie resignierten.
Gisa Klönne gelingt es sehr gut, die Auswirkungen auf sensible Weise darzustellen, die so ein rigider Erziehungsstil bis ins Erwachsenenalter hat. Man spürt hier sowohl die intensive Recherchearbeit als auch persönliche Betroffenheit und gesellschaftskritisches Engagement der Autorin.
Dieser Krimi zeichnet sich durch ruhige Ermittlungsarbeit und einzelne psychologisch fein ausgestaltete Charakteren aus. Die Kommissarin Judith Krieger ist für mich etwas flach geblieben. An einigen Stellen wurde auf Geschehnisse aus Vorgängerbänden verwiesen, die ich nicht kenne und mit deren Informationen mir die Ermittlerin bestimmt etwas näher gewesen wäre. Auch das Privatleben von Manni ist zwar immer wieder Thema, aber auch seine Person findet in meiner Vorstellung nicht zu einem abgerundeten Ganzen zusammen. Für das Verständnis des eigentlichen Inhalts sind aber die persönlichen Entwicklungen der Polizisten nicht vonnöten.
Ich empfand dieses Hörbuch auf angenehme Weise durchgehend spannend, auch wenn man auf Action verzichten muss. Die Ermittlungen führen Judith Krüger auf die griechische Insel Samos, deren Landschaft wunderschön beschrieben wird. Auf ihrer Homepage (www.gisa-kloenne.de) stellt die Autorin ein paar eindrucksvolle Bilder zur Verfügung. Mir hat es besonders die dreifarbige Katze angetan.
Etwas enttäuschend fand ich leider das Ende. Die Handlung gewinnt zwar gegen Ende noch mal richtig an Spannung, nicht zuletzt auf Grund eines Waldbrandes, der auf Samos die Menschen bedroht. Wenn man bis jetzt Actionszenen vermisst hat, wäre jetzt der Moment gewesen, das auszugleichen. Aber leider sind die letzten Entwicklungen nur in einer rückblickenden Erzählung aus der Sicht von Judith Krieger verarbeitet. Ich hätte mir hier eine etwas ausführlichere Ausgestaltung gewünscht, stattdessen ließ mich das Ende dieses wirklich sehr aussagestarken Buches etwas ratlos zurück.
Das Hörbuch wird gelesen von Karen Schulz-Vobach, deren Stimme wunderbar harmoniert mit diesem, mehrheitlich aus der Perspektive einer Frau erzählten Krimi. Es gibt keine Musik oder Geräuschekulisse als Untermalung, was ich nicht störend empfinde.