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Lukas hat die Nase voll! Das Studium lässt ihn kalt, Anja, seine Freundin, liebt einen anderen, und das Schlimmste, seine eklatante Schüchternheit, gibt ihm den Rest. Also: Nichts wie weg!

Produktbeschreibung
Lukas hat die Nase voll! Das Studium lässt ihn kalt, Anja, seine Freundin, liebt einen anderen, und das Schlimmste, seine eklatante Schüchternheit, gibt ihm den Rest. Also: Nichts wie weg!
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.07.2002

Die Leiden des
jungen Lukas
Jochen Till erzählt von einer
Ich-Suche im Lande Oz
Eine Vogelscheuche aus Zinn in Löwengestalt, das ist der junge Lukas, so sieht er sich selbst. Eine Kurzdefinition, geboren aus totalem Frust, für die er drei Figuren aus dem Zauberer von Oz fusioniert – drei verschüchterte, hasenherzige Typen, die Lebensmut lernen mit Hilfe des Mädchens Dorothy aus Kansas.
Auch Lukas hofft auf eine Dorothy, ein Mädchen, das ein wenig Liebe und Lebensmut für ihn parat hat. Er selbst hat eines Tages endgültig die Tür des Hörsaals hinter sich zugeschmissen, aus Protest gegen merkwürdige Erklärungen des Professors zu Melvilles Helden Bartleby, und wenige Tage später hockt er im Flugzeug nach Cairns – in dem fernen Land Australien, das von den Einheimischen liebevoll Oz genannt wird.
Bartleby war gewissermaßen der Onkel dieses Ausbruchsversuchs, und dazu hatte es eine Tante gegeben, die aus heiterem Himmel 10000 Mark auf einem Sparbuch für den Neffen herbeizauberte. Als Reisegefährten hat Lukas Typen wie Raskolnikow und Bukowski dabei – der Junge flüchtet sich ins Lesen, weil er Probleme hat, mit anderen Menschen Kontakt aufzunehmen. Weil er in der fremden Kultur aus lauter Unbeholfenheit und Nervosität nur wirre Satzbrocken herausbringt, am Pooltisch – peinlich, peinlich! – statt vom Billardqueue plötzlich vom stick faselt.
Also peinigt Lukas sich und den Leser mit einsamen verregneten Abenden, mit Besuchen in Kneipen und qualvollen Radltouren, mit Erfahrungen, die er mit Zimmergenossen in den australischen Jugendherbergen macht, mit Hoffnungen auf Mädchen-Anmache und Erinnerungen an Anja, die Schluss gemacht hat mit ihm. Peinigend ist das, aber auf eine sehr sympathische Weise, und man sieht ihm gern den Schuss Weinerlichkeit nach, die ihn ab und zu befällt, und die erträglicher ist als die Versuche, sein Leben cool wie ein Drehbuch zu präsentieren. Und dass er Musils Mann ohne Eigenschaften als Wortwichserei abtut.
Schließlich, als er wirklich down ist – „Ich bin es leid, mich in Situationen zu begeben, von denen ich weiß, dass ich als Trottel wieder herauskomme, nur um beim nächsten Mal vielleicht als ein etwas kleinerer Trottel dazustehen” –, als er ein fucking tourist ist, der nur noch nach Hause will, da trifft auch er seine Dorothy. und aus dem Jungen ohne Eigenschaften scheint ein ganz normaler Typ zu werden. Mit Hilfe des Zauberers von Oz, dem er bei der ersten Begegnung mit dem Mädchen ein Stoßgebet schickt: Bitte keine Erektion!
FRITZ GÖTTLER
JOCHEN TILL: Nichts wie weg! Ravensburger Buchverlag 2001. 227 Seiten, 12, 95 Euro.
Abbildung von Paul Maar aus: Das Sams in Gefahr
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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