Nico, eine Ikone der Pop-Kultur - und für so viele ein Rätsel: Federico Fellini, der sie in "La Dolce Vita" sich selbst spielen ließ; Andy Warhol, der sie für seine Factory entdeckte; Lou Reed, in dessen legendärer Band The Velvet Underground sie roh und zart zugleich "I'll be your mirror" sang. Wo kam diese Frau her? - Als Mädchen spielt Christa Päffgen in den Trümmern der zerstörten deutschen Hauptstadt, als Jugendliche streunt sie durch das wiedereröffnete KaDeWe, wo sie ein Modefotograf entdeckt, der sie als "Nico" zum ersten Supermodel des einsetzenden Wirtschaftswunders macht. In Paris saugt Nico die existenzialistische Atmosphäre in sich auf, in New York wird sie Teil einer Bewegung, die unter dem Banner "Pop-Art" die Kunst neu erfindet. Ihr düsteres Charisma schlägt alle in den Bann, zeigt aber auch innere Abgründe. Und bald verkörpert Nico einen nie dagewesenen, ganz eigenen Stil, der aus den Nachtseiten des Daseins seine Energie bezieht.
Tobias Lehmkuhl erzählt das Leben einer Ausnahmekünstlerin, das zwei Weltteile umfasst und fünfzig Jahre, in denen sich kulturell alles geändert hat: vom zerstörten Nachkriegsdeutschland über die Pariser Boheme bis zur glamourösen New Yorker Avantgarde. Eine rasante Biographie - und das einfühlsame Porträt einer faszinierenden Frau.
Tobias Lehmkuhl erzählt das Leben einer Ausnahmekünstlerin, das zwei Weltteile umfasst und fünfzig Jahre, in denen sich kulturell alles geändert hat: vom zerstörten Nachkriegsdeutschland über die Pariser Boheme bis zur glamourösen New Yorker Avantgarde. Eine rasante Biographie - und das einfühlsame Porträt einer faszinierenden Frau.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.09.2018VON SZ-AUTOREN
Tobias Lehmkuhl
über Nico
Wie die Statue am Bug eines Wikingerschiffs sei sie über den Atlantik gekommen, sagte Andy Warhol über Nico, die so groß und blond und schön war und eigentlich Christa Päffgen hieß. Tatsächlich war es ein weiter Weg durch die Kanäle des Spreewalds und über die Trümmer des Nachkriegs-Berlin bis ins Herz der Kunstwelt, in Warhols Factory und an die Seite von Lou Reed bei The Velvet Underground. Doch mit ein wenig Anlauf über die Modestege von Paris und die Via Veneto inFellinis „La dolce vita“ gelangte Nico nach New York, wurde Muse, Superstar, verdrehte Bob Dylan, Jim Morrison und Leonard Cohen den Kopf, bis sie schließlich
eine Künstlerin ganz eigenen Rechts wurde. Mit dem Album „The Marble Index“ schuf sie das vielleicht ungewöhnlichste Pop-Album der Sechzigerjahre, kehrte in den Siebzigern nach Paris und Berlin zurück und teilte das Heroin mit ihrem Sohn Ari, den sie mit Alain Delon gezeugt hatte. Ein ungestümes, eigenwilliges, ganz und gar selbstbestimmtes Frauenleben, das vor achtzig Jahren begann und vor dreißig Jahren, im Sommer 1988 auf Ibiza abrupt endete. Nicos Grab ist in Berlin. SZ-Mitarbeiter Tobias Lehmkuhl hat nun die erste deutsche Biografie über die „Femme Fatale“ geschrieben, die so gerne sämtliche Strophen des Deutschlandlieds sang.
SZ
Tobias Lehmkuhl: Nico. Biographie eines Rätsels. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2018. 288 S., 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Tobias Lehmkuhl
über Nico
Wie die Statue am Bug eines Wikingerschiffs sei sie über den Atlantik gekommen, sagte Andy Warhol über Nico, die so groß und blond und schön war und eigentlich Christa Päffgen hieß. Tatsächlich war es ein weiter Weg durch die Kanäle des Spreewalds und über die Trümmer des Nachkriegs-Berlin bis ins Herz der Kunstwelt, in Warhols Factory und an die Seite von Lou Reed bei The Velvet Underground. Doch mit ein wenig Anlauf über die Modestege von Paris und die Via Veneto inFellinis „La dolce vita“ gelangte Nico nach New York, wurde Muse, Superstar, verdrehte Bob Dylan, Jim Morrison und Leonard Cohen den Kopf, bis sie schließlich
eine Künstlerin ganz eigenen Rechts wurde. Mit dem Album „The Marble Index“ schuf sie das vielleicht ungewöhnlichste Pop-Album der Sechzigerjahre, kehrte in den Siebzigern nach Paris und Berlin zurück und teilte das Heroin mit ihrem Sohn Ari, den sie mit Alain Delon gezeugt hatte. Ein ungestümes, eigenwilliges, ganz und gar selbstbestimmtes Frauenleben, das vor achtzig Jahren begann und vor dreißig Jahren, im Sommer 1988 auf Ibiza abrupt endete. Nicos Grab ist in Berlin. SZ-Mitarbeiter Tobias Lehmkuhl hat nun die erste deutsche Biografie über die „Femme Fatale“ geschrieben, die so gerne sämtliche Strophen des Deutschlandlieds sang.
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Tobias Lehmkuhl: Nico. Biographie eines Rätsels. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2018. 288 S., 24 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Julian Weber kommt mit Tobias Lehmkuhls Biografie nicht hinter die Rätsel der Musik-Ikone Nico. Dass der Autor bei der desolaten Quellenlage nicht die Form der Oral History wählt, versteht er nicht. So begegnen Weber im Buch viele Zitate ohne genaue Quellenangabe, Mutmaßungen und Abschweifungen, etwa zum Grab des Grafen von Lynar in Lübbenau, und nur selten echte Annäherungen an Nicos Künstlerpersona. Sachfehler und jede Menge Klatsch sorgen außerdem dafür, dass der Rezensent das Buch recht unbefriedigt beendet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Gut geschrieben, toll recherchiert, vor allem aber: Tobias Lehmkuhl würdigt Nico, ohne in Anbetungsstarre zu verfallen. Die extreme Mischung aus Glamour, Eigensinn und Untergangsverfallenheit dieser sehr besonderen Ikone fast von Anbeginn ihrer Karriere an ging mir beim Lesen wirklich zu Herzen. Eine großartige Würdigung mit analytischem Blick. Sibylle Lewitscharoff