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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.03.2011

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Jörg Maurer: „Niedertracht“
Am Kabarettisten Jörg Maurer war vielleicht seine Phantasie am hervorstechendsten. Eine von einem bildungsbürgerlichen Impetus – Maurer war anfangs Deutschlehrer – beflügelte, zwischen literarischer und musikalischer Leidenschaft pendelnde Phantasie. Eine hilfreiche Eigenschaft für Maurers jüngste, vor zweieinhalb Jahren eingeleitete Karriere als Krimiautor. „Föhnlage“ hieß sein Beitrag zur von Wolf Haas losgetretenen Lawine der Alpenkrimis. Der in Maurers Heimatstadt Garmisch-Partenkirchen ermittelnde Kommissar Hubertus Jennerwein wurde dank Maurers morbidem Humor und seinem Sinn für Skurrilität aus dem Stand einer der beliebtesten der regional eingefärbten Ermittler.
Im neuen Band „Niedertracht“ (Fischer) löst Jennerwein bereits seinen dritten Fall, bei dem es um mutwillig in den Bergen ausgesetzte, mumifizierte Opfer geht. Erstmals freilich kommt ihm dabei Maurers Phantasie etwas in die Quere: Die verbeißt sich in etliche – wie manches andere sehr plakative – Nebenfiguren, in mehrere Nebenstränge bis hin zur ziemlich lächerlichen Parodie einer Mafiabande und in zahllose kleine Scherze, Andeutungen oder Exkurse von der lokalen Wind- und Wetterkunde bis zur Kriebelmücke. Bereits nach 100 von 370 Seiten (ohne Anhang) ringt man stark damit, die Übersicht zu behalten – weiß dafür aber enttäuschenderweise bereits, wer der Mörder ist. oho
Lesung: Mittwoch, 30.3., 19.30 Uhr, Kongresshaus, Garmisch-Partenkirchen
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