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"Niels Lyhne" ist für das Fin de siecle ein paradigmatisches Buch. Die jungen Intellektuellen und Künstler der Jahrhundertwende fanden ihre Stimmungen und Gefühle, ihre Art, die Welt zu sehen, in dem Roman des dänischen Schriftstellers verstanden und ausgedrückt. Herbst ist die Stimmung der tragischen Liebesgeschichte. Wie ein Schleier liegt Melancholie über den Menschen und der Landschaft des Nordens. Der Tenor des Buches ist die Unmöglichkeit zeitlichen Glücks.

Produktbeschreibung
"Niels Lyhne" ist für das Fin de siecle ein paradigmatisches Buch. Die jungen Intellektuellen und Künstler der Jahrhundertwende fanden ihre Stimmungen und Gefühle, ihre Art, die Welt zu sehen, in dem Roman des dänischen Schriftstellers verstanden und ausgedrückt. Herbst ist die Stimmung der tragischen Liebesgeschichte. Wie ein Schleier liegt Melancholie über den Menschen und der Landschaft des Nordens. Der Tenor des Buches ist die Unmöglichkeit zeitlichen Glücks.
Autorenporträt
Heinrich Vogeler, geboren 1872 in Bremen, war Maler, Grafiker, Architekt und Schriftsteller. Er war Teil der ersten Generation der Künstlerkolonie Worspwede, zu deren Mittelpunkt sein Wohnhaus für einige Jahre wurde. Heinrich Vogeler verstarb im Jahr 1942 unter tragischen Umständen im sowjetischen Exil.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.05.1996

1880
Jens Peter Jacobsen "Niels Lyhne"

Nils ist ganz sicher einer der klügsten und feinsten Menschen der Welt, aber immer so melancholisch - er ist Dichter -, selbst im Glück, das er nicht versteht. Als er eine Frau mag und sagt, sie werde, kein junges Ding mehr, geistvoll lieben, sagt sie: "Geistvoll! Wie ich diese geistvolle Liebe hasse." Er redet von der Größe der Phantasie (sie haben gerade ein Spielchen mit Holzklötzen gespielt, nun langweilt sie sich, und er denkt sich was aus), und sie sagt: "Ich verachte die Phantasie." Er, nun langsam verwirrt, auch in seinen Sinnen durch ihr Parfüm, findet jetzt den schönsten Beweis für die Liebe darin, daß der Mann die Frau vergöttlicht, sie aber: "Ja, das ist ja gerade das Beleidigende, wir sind ja, so wie wir sind, göttlich genug." Natürlich meint sie, daß er doch wenigstens mal versuchen solle, sie zu küssen oder irgend so etwas, aber er versteht nur sich, auch wenn seine Seele alles faßt. Dann macht er eine Reise mit seiner Mutter, die das immer wollte, nun aber ist die Welt, wie sich zeigt, nicht mehr reisenswert; und als er zurückkommt, hat sich die schöne Frau mit einem andern verlobt, und er versteht immer noch nichts. Sie küssen sich, sie mag solche Szenen, und dann ade. Soweit die Welt. Niels ist auch Atheist, wir mögen ihn sehr. Er heiratet doch noch, eine andre; und diese Frau, der er Gott gründlich ausgeredet hat, stirbt, nachdem sie den Pfarrer geholt hat; als sein Kind zu sterben droht, betet er auch. Nun ist also alles zusammengebrochen an ihm, und er stirbt. So ungefähr geht eines der berühmtesten Bücher des ausgehenden Jahrhunderts, wundervoll geschrieben, mit einer so einfühlsam sachten Distance, als sei jener Niels auch noch der Autor seiner selbst. Rilke, als er dann seinen "Malte" schrieb, hielt dieses Buch für das schönste der Welt (neben der Bibel). Wir sind natürlich ganz andre geworden inzwischen, aber Seelen hatten sie damals weiß Gott, und was für welche! Schönberg hat Jacobsen vertont, George hat ihn übertragen. Jacobsen, 1847 geboren, schrieb eine Doktorarbeit über Algen, übersetzte Darwins "Ursprung der Arten" und "Abstammung des Menschen" und kämpfte sich zum Atheismus durch, das Kämpfen war damals noch üblich; er starb 1885. (Jens Peter Jacobsen: "Niels Lyhne". Aus dem Dänischen übersetzt von Anke Mann. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1975. 290 S., br., 16,- DM; auch bei Reclam und Manesse.) R.V.

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