Eigentlich führt Richard ein stinknormales Leben als Londoner Geschäftsmann. Das ändert sich jedoch abrupt, als er auf den Weg zu einem Abendessen mit seiner Verlobten Jessica und deren Chef über eine verletzte junge Frau namens Door stolpert und sie kurzerhand mit zu sich nach Hause nimmt.
Kurz
darauf überschlagen sich die Ereignisse: Jessica löst die Verlobung auf, vor Richard’s Tür stehen zwei…mehrEigentlich führt Richard ein stinknormales Leben als Londoner Geschäftsmann. Das ändert sich jedoch abrupt, als er auf den Weg zu einem Abendessen mit seiner Verlobten Jessica und deren Chef über eine verletzte junge Frau namens Door stolpert und sie kurzerhand mit zu sich nach Hause nimmt.
Kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse: Jessica löst die Verlobung auf, vor Richard’s Tür stehen zwei Killer, die auf der Suche nach Door sind und als das Mädchen wieder verschwindet, scheint es, als hätte sie Richard’s komplettes Leben mitgenommen. Auf der Straße wird er übersehen, als er zur Arbeit kommt, wird gerade sein Büro ausgeräumt - niemand nimmt ihn wahr oder erinnert sich an ihn. Nicht einmal Jessica.
Richard macht sich auf die Suche nach Door – und gerät dabei in eine geheime Welt unterhalb Londons, in der Menschen mit Ratten sprechen, Vampire, Mönche, Mörder und sogar Engel leben.
Wie ‘Stardust’, welches mein erstes Buch von Neil Gaiman war, ist auch ‘Niemalsland’ ein spannendes Märchen für Erwachsene, dessen besonderer Reiz diesmal in der gelungenen Verbindung von fantastischen Elementen mit dem modernen London Life liegt. Auf dem Weg durch den Londoner Untergrund erfährt man zum Beispiel, dass in Earl’s Court ein waschechter Earl residiert und fährt mit mysteriösen Geisterzügen, deren Stationen man anhand des abgedruckten Tube-Plans mit dem Finger nachfahren kann.
Die Grundstimmung des Buches ist ziemlich düster, viele Szenen sind blutig und teilweise sogar richtig gruselig. Aufgelockert wird dies durch den tollen Humor des Autors. So waren die Killer Mr. Croup und Mr. Vandemar zwar wirklich zum fürchten, die Dialoge zwischen ihnen aber teilweise so witzig, dass ich mehrfach blöde vor mich hin kichern musste. Ohnehin waren die meisten Figuren mehr als skurril und ihre guten oder bösen Absichten nicht immer zu durchschauen.
Auch Richard ist ein Fall für sich. Der unorganisierte junge Mann taugt, wie er selbst sagt, „nur für ein Leben in Sicherheit“ und stolpert als absoluter Anti-Held durch die Unterwelt, stets mit dem Ziel, so schnell wie möglich in sein altes Leben zurückkehren zu können. Das macht ihn nicht nur auf Anhieb unheimlich sympathisch, sondern auch überaus menschlich. Umso bedauernswerter finde ich es, dass die Entwicklung, die er im Laufe der Geschichte durchmacht, ab einem bestimmten Punkt sehr schnell vonstatten geht und vor allem auch viel zu glatt läuft. Dies sowie ein paar kleinere Ungereimtheiten sind letztlich auch der Grund dafür, weshalb das Buch nicht die volle Punktzahl erhält.
Übringens, wer ‘Lycidas’ von Christoph Marzi mochte, sollte unbedingt auch ‘Niemalsland’ lesen, das als Vorlage für die Trilogie um die Uralte Metropole gedient hat.