Was tun, wenn das eigene Kind durchdreht? Eine Mutter erzählt: "Es ist als bräche ein Damm. Das Denken wird fortgespült von den Furien des Empfindens, und dein Leben starrt dich an wie ein Feind." Bei der Scheidung war Jan vierzehn und ist dann bei seinem Vater aufgewachsen. Nach einem mißlungenen LSD-Experiment kriegt er nichts mehr auf die Reihe. Er läßt sein Studium schleifen, hängt mit dubiosen Freunden rum und wird von abgründigen Ängsten gebeutelt. Wie die Eltern mit der eigenen Hilflosigkeit umgehen, angesichts dieses Kinds, dem - trotz allem aufgebotenen sächsischen Pragmatismus ("wahrscheinlich sind Psychosen das kommende Outfit") - nicht zu helfen ist, das beschreibt Marion Titze wunderbar authentisch und mit nachfühlbarer Genauigkeit.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
""Nichts ist so schwer, wie einem Betroffenheitsthema die richtige Form zu geben", schreibt Meike Fessmann, um zu bestärken, wie gut ihr dieser Roman von Marion Titze gefallen hat. Das Thema ist die mütterliche Angst um das Kind, die Panik, wenn sein Leben sich dem helfenden, dem hilflosen Zugriff entwindet. Der Sohn Jan ist ein Scheidungskind, das beim Vater blieb, der sich dann allerdings umbringt. Als er zur Mutter zurückkehrt, flieht er in Drogenexperimente und landet schließlich auf der Straße. Die Qualitäten von Titzes Roman liegen nach Ansicht der Rezensentin in der Nüchternheit der Erzählung, im geschickten Wechsel aus der Innensicht Jans und der um Nähe ringenden Außensicht der Mutter - "Salto-mortale-Kunststücke mütterlicher Empathie", schreibt Fessmann. Nichts wird mit schlichter psychologischer Logik erklärt, und doch zeichnen sich Ursachen ab. Titze hat, so die Rezensentin, "am konkreten Stoff ihr literarisches Können eindrucksvoll bewiesen".
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