Ulf und Lillian wollen Urlaub machen und Carl soll vorübergehend ins Heim. Doch aus dem Provisorium wird eine Dauerlösung. Vergeblich wartet der 94jährige darauf, daß die Urlauber ihn wieder herausholen aus dem Heim, wo die Türen doppelte Schlösser haben, sich keiner Zeit für ihn nimmt und es ihm verwehrt wird, Blumen aufs Grab seiner Frau zu legen. Das hier ist nicht das Drei-Sterne-Hotel mit eigenem Bad, Vollpension und Blick ins Grüne , wie es ihm sein Sohn Ulf schmackhaft machen will. Das hier ist die Endstation und er ein Niemand im Niemandsland.
Was ist passiert mit dem sanften, liebenswürdigen, melancholischen Carl? Ein anderer hat seinen Platz eingenommen, ein böser, aggressiver Kotzbrocken, der wild um sich schlägt und seinen Ohren nicht traut, wenn er das Personal beschimpft. Am Rande der Demenz entgleiten ihm die Worte, und die Welt zerfällt in Fragmente. Der Arm lehnt es ab, sich nach der Serviette auszustrecken, und die Hände weigern sich, nach Messer und Gabel zu greifen.
Was ist passiert mit dem sanften, liebenswürdigen, melancholischen Carl? Ein anderer hat seinen Platz eingenommen, ein böser, aggressiver Kotzbrocken, der wild um sich schlägt und seinen Ohren nicht traut, wenn er das Personal beschimpft. Am Rande der Demenz entgleiten ihm die Worte, und die Welt zerfällt in Fragmente. Der Arm lehnt es ab, sich nach der Serviette auszustrecken, und die Hände weigern sich, nach Messer und Gabel zu greifen.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Beeindruckt zeigt sich Rezensentin Marion Löhndorf von Kirsten Thorups Roman "Niemandsland". Das Buch, das mit der Abschiebung des Vaters in ein schäbiges Altersheim, beginnt, zeigt für sie das ganze Elend dieser Institution. Allerdings bleibt das Buch nicht dabei stehen. Sie hebt hervor, dass die Autorin die Beschränkung auf die einzelne Figur des dahin vegetierenden Vaters bald durch die Perspektiven weiterer Familienmitglieder aufhebt, um die familiären Hinter- und Abgründe auszuleuchten. Aus einem "eindimensionalen Sozialdrama" wird in ihren Augen die Bestandsaufnahme eines abgründigen Familiengeflechts, in dem die Grenzen zwischen Schuld, Versagen und Lebenserfolg verschwimmen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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