Mit Nietzsche und der Wille zur Chance liegt das philosophische Hauptwerk Georges Batailles, die Atheologische Summe, erstmals vollständig auf Deutsch vor. Georges Bataille setzt sich in diesem Band mit dem Denken Nietzsches auseinander. Im Unterschied zur `wissenschaftlichen` Lesart Nietzsches, kühl und distanziert, wagt es Bataille, Nietzsche aufzunehmen und Konsequenzen aus ihm zu ziehen: "Nietzsche schrieb `mit seinem Blut`: wer ihn kritisiert, oder besser, ihn erprobt, kann es nur, indem er auch seinerseits blutet." So schafft Bataille einen neuen Raum für das Nachdenken - nicht…mehr
Mit Nietzsche und der Wille zur Chance liegt das philosophische Hauptwerk Georges Batailles, die Atheologische Summe, erstmals vollständig auf Deutsch vor. Georges Bataille setzt sich in diesem Band mit dem Denken Nietzsches auseinander. Im Unterschied zur `wissenschaftlichen` Lesart Nietzsches, kühl und distanziert, wagt es Bataille, Nietzsche aufzunehmen und Konsequenzen aus ihm zu ziehen: "Nietzsche schrieb `mit seinem Blut`: wer ihn kritisiert, oder besser, ihn erprobt, kann es nur, indem er auch seinerseits blutet." So schafft Bataille einen neuen Raum für das Nachdenken - nicht existentialistisch, sondern existentiell.Von Nietzsche ausgehend geht er über ihn hinaus und fesselt den Leser mit Fragen, die Wunden aufreißen. Im Zentrum steht die Frage nach der Möglichkeit von Spiritualität jenseits aller Religionen. Bataille bleibt Metaphysiker, verweist aber auf eine umgekehrte Transzendenz, eine Transzendenz, die nicht ins Jenseits, sondern mitten ins Irdische hineinführt.Literarisch bricht Bataille in diesem erstmals 1945 erschienenen Buch die klassische Form, um, Foucault zufolge, "auszudrücken, was vor ihm noch niemandem auszudrücken gelungen ist."
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Autorenporträt
Georges Bataille, 1897 in Billom, Puy-de-Dôme geboren, war von 1922 bis 1942 als Bibliothekar an der Bibliothèque nationale tätig, in der er Walter Benjamins Manuskripte versteckte und so vor der Vernichtung rettete. Von Nietzsche und Sade, aber auch von Kojèves Hegel beeinflusst, verfasste er ein in seiner Bandbreite einmaliges Werk. Er starb 1962 in Paris. Ein großer Teil seines Werks ist bei Matthes & Seitz Berlin erschienen. Gerd Bergfleth, geboren 1936 in Dithmarschen, studierte Philosophie, Literaturwissenschaft und Gräzistik in Kiel, Heidelberg und Tübingen, wo er als freier Schriftsteller und Übersetzer lebte. Seit 1975 war er Herausgeber des theoretischen Werks von Georges Bataille, das er größtenteils auch übersetzte und kommentierte. Er verfasste zudem zahlreiche Aufsätze und Vorträge, die teilweise der 'Tübinger Vernunftkritik' zuzuordnen sind und sich u. a. Marx, Nietzsche und Heidegger, Blanchot, Klossowski, Cioran und Baudrillard widmen. Er starb im Januar 2023.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Für Rezensent Stefan Zweifel nimmt diese Bataille-Edition im Gesamtwerk des Philosophen eine "irritierende Zwischenstellung" ein. Diese Irritation verursacht wohl vor allem der Charakter der Texte selbst. Den Informationen Zweifels zufolge handelt es sich nämlich um von kurzen "Nietzsche-Zitaten" und Erfahrungen Batailles im Zweiten Weltkrieg ausgehende, kurze Kapitel, die sich für ihn aber nicht von selbst zu einem geschlossenen Buch ergänzen, sondern vom Rezensenten eher als "offene Spielanleitung" aufgefasst werden. So fügt sich für ihn dieser, 1945 zuerst erschienene, dritte Band der "Atheologischen Summe" auch nicht automatisch in die Vorgängerbände mit Batailles erotischem Frühwerk ein. Das Ineinanderfließen von Biografischem und Philosophischem in dieser Nietzsche-Auseinandersetzung scheint der Rezensent trotzdem für eine angemessene Diskursform zu halten. Gerd Bergfleths Übersetzung "akzentuiert" aus Sicht des Rezensenten allerdings eher die "gedankliche Härte" als die "klangliche Dimensionen" dieser Texte, was bei einem klangbewussten Autor wie Bataille als deutliche Kritik an der Übersetzung gewertet werden muss.