Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Die Nietzsche-Philologie ist in eine neue, mutmaßlich ihre letzte Phase getreten. Lange war man damit beschäftigt, so der Rezensent Ludger Lütkehaus, vor allem das Spätwerk der proto-faschistischen Zurichtung durch die Schwester des Philosophen wieder zu entwinden. Inzwischen ist die historisch-kritische Colli-Montinari-Ausgabe quasi-kanonisch. Das letzte Wort aber, so Lütkehaus, kann sie, wie diese Neuausgabe der Arbeitshefte belegt, nicht gewesen sein. Hier nämlich bekomme man Nietzsche so zu Gesicht, wie er dachte und wie er schrieb. Konfus, durcheinander, impulsiv, nicht recht zu bändigen. Das alles bilde dieses Ausgabe Wort für Wort und Seite für Seite ab. Der Rezensent ist allerdings, auch wenn er es wohl für hoch interessant hält, Nietzsche nun in dieser Gestalt kennenzulernen, ein wenig zwiegespalten angesichts dieses "Exzesses" einer Philologie, die auf eigene Eingriffe verzichtet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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