Georg Brandes ist Nietzsches Entdecker - nicht mehr und nicht weniger. Der Kritiker und Publizist war einer der ersten, die auf die Bedeutung des bis dahin unbekannten Philosophen hinwiesen, und dies so nüchtern und klar, dass sein 1888 erschienener Nietzsche-Essay längst ein berühmtes Zeitdokument und immer noch lesenswert ist. Alles, was Nietzsche bis heute wichtig und skandalös erscheinen lässt, ist hier angeschnitten: Moralkritik, Umwertung aller Werte, Übermensch. Brandes, Jude aus Kopenhagen, Weltbürger, Pazifist, ist Ahnherr einer zivilisierten Aneignung Nietzsches geworden. Nietzsche…mehr
Georg Brandes ist Nietzsches Entdecker - nicht mehr und nicht weniger. Der Kritiker und Publizist war einer der ersten, die auf die Bedeutung des bis dahin unbekannten Philosophen hinwiesen, und dies so nüchtern und klar, dass sein 1888 erschienener Nietzsche-Essay längst ein berühmtes Zeitdokument und immer noch lesenswert ist. Alles, was Nietzsche bis heute wichtig und skandalös erscheinen lässt, ist hier angeschnitten: Moralkritik, Umwertung aller Werte, Übermensch. Brandes, Jude aus Kopenhagen, Weltbürger, Pazifist, ist Ahnherr einer zivilisierten Aneignung Nietzsches geworden. Nietzsche selbst war begeistert, dass sich der damals viel berühmtere Däne zu seinem Fürsprecher gemacht hatte. Seine Briefe an ihn hat Brandes 1895 in die Nachschrift zu seinem Essay aufgenommen.Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
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Autorenporträt
Georg Brandes (1842-1927) verkörpert in idealer Weise das, was Nietzsche als "freien Geist" bezeichnete: Er schrieb Dänisch, Schwedisch, Deutsch, bereist ganz Europa, lebte in Berlin, Rom, Paris und London. Für Schriftsteller wie Ibsen, Strindberg, Thomas Mann, Schnitzler, Hofmannsthal und ihre Generation war er Kulturvermittler, Entdecker und Vaterfigur. Er schrieb Biographien über Kierkegaard und Lassalle, Reiseberichte, sowie zahllose literarische, zeitgeschichtliche und politische Essays. Er gilt als einer der geistigen Ahnen jener vorurteilsfreien Gelassenheit, die das liberale geistige Klima in Skandinavien kennzeichnet.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Das vorliegende Buch, informiert Rezensent Friedrich Niewöhner, macht den Aufsatz neu zugänglich, der 1889 die Weichen der Nietzsche-Rezeption stellte; der Däne Georg Brandes, seinerzeit "einer der bedeutendsten Literaturkritiker Europas", gab den Tenor für das Bild von Nietzsche als "Antidemokraten" und "Prediger des Übermenschen" (ein Zitat von Eduard Bernstein) vor. Ärgerlich ist aber, dass in der Neuausgabe ausgerechnet das fehlt, was Niewöhner zufolge "das Beste an Brandes' Aufsatz" ist, nämlich seine Überschrift: "Aristokratischer Radicalismus". Außerdem bemängelt der Rezensent die ausgelassene Möglichkeit, unbekanntere kleine Texte von Brandes über Nietzsche anzuhängen. Trotzdem: gut, dass dieser Aufsatz wieder vorliegt.