Der Kölner Philosoph Günter Schulte, der 1982 erstmals Nietzsches Homosexualität als wichtigen Zugang zu seinem Werk in die Diskussion brachte, legt hier erstmalig eine detaillierte Interpretation von Nietzsches Büchern Morgenröte und Die fröhliche Wissenschaft vor, beides Sammlungen von meist 1 bis 4 Seiten langen Texten, mit denen sich Nietzsche an Freunde, sog. höhere Menschen, wendet. Die Texte sind ausdrücklich so angelegt, daß sie nicht gleich von jedem verstanden werden können. Sie sind doppelbödig. Einem Oberflächentext ist ein Subtext unterlegt, den es zu entdecken oder zu erraten gilt. In ihm erst ist Nietzsche zu finden. Denn er selbst ist es, der mit seiner Sehnsucht nach Liebe, seinem Spott auf die gewöhnlichen Menschen und seinem Zorn auf die herrschende Sexualmoral vom befreundeten Leser mit Verständnis und Wohlwollen erraten und entdeckt werden möchte.