Sie ist eine der faszinierendsten Frauenfiguren im deutschen Widerstand. Am 20. Juli 1944 verliert Nina Schenk, Frau des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg, alles, was sie liebt. Was war ihre wahre Rolle in der Geschichte?
Es ist der 21. Juli 1944 als Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg ihren Kindern eröffnet, dass ihr Vater erschossen wurde. Zu dieser Zeit ist sie schwanger mit Konstanze von Schulthess. Jetzt hat die Tochter das Leben ihrer Mutter nachgezeichnet.
Es ist der 21. Juli 1944 als Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg ihren Kindern eröffnet, dass ihr Vater erschossen wurde. Zu dieser Zeit ist sie schwanger mit Konstanze von Schulthess. Jetzt hat die Tochter das Leben ihrer Mutter nachgezeichnet.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.09.2008Treue Stütze
Nina von Stauffenberg
"Es ist für mich einfach der Inbegriff einer guten Ehe, dass man Rücken an Rücken steht und jeder sich jederzeit auf den anderen hundertprozentig verlassen kann." So beschrieb Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg (1913-2006) die Haltung, in der sie und ihr Mann Claus Schenk Graf von Stauffenberg ihre Ehe gelebt hatten. Dass dies auch in schwersten Tagen galt, war für sie völlig selbstverständlich. Während das Leben des Hitler-Attentäters schon vielfach ausführlich in Büchern und Filmen behandelt wurde, blieb das seiner Frau, die ihm auch bei seinem Wirken im Widerstand gegen den Nationalsozialismus eine treue Stütze war, immer in seinem Schatten. Dabei hielt sie ihrem Mann nicht nur als stille Mitwisserin den Rücken frei, sondern transportierte auch als Kurier Umsturzdokumente und vernichtete überholte Entwürfe. Ihre Beteiligung und ihr Wissen konnte sie erfolgreich vor der Gestapo verheimlichen, der gegenüber sie die naive Hausfrau und Mutter spielte - mit Folgen für die Deutung ihrer Person, die zum Teil bis heute nachwirken.
Auch wenn die Gestapo sie nicht als Mitverschworene der Umsturzbewegung betrachtete, bewahrte dies die Witwe nicht vor der Sippenhaft. Wenige Tage nach dem 20. Juli 1944 begann für sie eine Leidenszeit in Gefängnissen und Konzentrationslagern, während deren sie ihr fünftes Kind zur Welt brachte. Die übrigen vier Kinder hatten ihr die Nationalsozialisten schon bei ihrer Verhaftung weggenommen. Mutter und Kinder überlebten das Kriegsende und fanden sich unter bewegenden Umständen wieder. Von diesen und vielen anderen Begebenheiten aus Nina Gräfin Stauffenbergs Leben erzählt eindrucksvoll ihre 1945 in der Gefangenschaft geborene Tochter Konstanze von Schulthess. Das erste Kennenlernen ihrer Eltern 1930 in Bamberg oder deren geheime Verlobung übergeht die Autorin ebenso wenig wie das Wirken ihrer Mutter nach dem Krieg für eine Verständigung zwischen Amerikanern und Deutschen oder den Erhalt der Bamberger Altstadt. Ein aufmerksameres Lektorat hätte eine Reihe kleiner sachlicher Fehler vermeiden können.
CHRISTOPHER DOWE
Konstanze von Schulthess: Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg. Ein Porträt. Pendo Verlag, München 2008. 224 S., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nina von Stauffenberg
"Es ist für mich einfach der Inbegriff einer guten Ehe, dass man Rücken an Rücken steht und jeder sich jederzeit auf den anderen hundertprozentig verlassen kann." So beschrieb Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg (1913-2006) die Haltung, in der sie und ihr Mann Claus Schenk Graf von Stauffenberg ihre Ehe gelebt hatten. Dass dies auch in schwersten Tagen galt, war für sie völlig selbstverständlich. Während das Leben des Hitler-Attentäters schon vielfach ausführlich in Büchern und Filmen behandelt wurde, blieb das seiner Frau, die ihm auch bei seinem Wirken im Widerstand gegen den Nationalsozialismus eine treue Stütze war, immer in seinem Schatten. Dabei hielt sie ihrem Mann nicht nur als stille Mitwisserin den Rücken frei, sondern transportierte auch als Kurier Umsturzdokumente und vernichtete überholte Entwürfe. Ihre Beteiligung und ihr Wissen konnte sie erfolgreich vor der Gestapo verheimlichen, der gegenüber sie die naive Hausfrau und Mutter spielte - mit Folgen für die Deutung ihrer Person, die zum Teil bis heute nachwirken.
Auch wenn die Gestapo sie nicht als Mitverschworene der Umsturzbewegung betrachtete, bewahrte dies die Witwe nicht vor der Sippenhaft. Wenige Tage nach dem 20. Juli 1944 begann für sie eine Leidenszeit in Gefängnissen und Konzentrationslagern, während deren sie ihr fünftes Kind zur Welt brachte. Die übrigen vier Kinder hatten ihr die Nationalsozialisten schon bei ihrer Verhaftung weggenommen. Mutter und Kinder überlebten das Kriegsende und fanden sich unter bewegenden Umständen wieder. Von diesen und vielen anderen Begebenheiten aus Nina Gräfin Stauffenbergs Leben erzählt eindrucksvoll ihre 1945 in der Gefangenschaft geborene Tochter Konstanze von Schulthess. Das erste Kennenlernen ihrer Eltern 1930 in Bamberg oder deren geheime Verlobung übergeht die Autorin ebenso wenig wie das Wirken ihrer Mutter nach dem Krieg für eine Verständigung zwischen Amerikanern und Deutschen oder den Erhalt der Bamberger Altstadt. Ein aufmerksameres Lektorat hätte eine Reihe kleiner sachlicher Fehler vermeiden können.
CHRISTOPHER DOWE
Konstanze von Schulthess: Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg. Ein Porträt. Pendo Verlag, München 2008. 224 S., 19,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Peinlich, lächerlich, kitschig und naiv: SZ-Kritikerin Franziska Augstein liefert einen Totalveriss von Konstanze von Schulthess' Porträt der Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg. "Höchst subjektive" Erinnerungen der Stauffenberg selbst - in den sechziger Jahren festgehalten - bilden die Grundlage dieses Porträts. So weit, so belanglos. Richtig ärgerlich findet Augstein, in der verklärenden Bearbeitung der Tochter ständig von der "unvorstellbaren" oder "übermenschlichen" Haltung der Gräfin zu lesen. Dass diese im Gestapo-Verhör nach dem gescheiterten Attentat schwieg, führt die Rezensentin eher auf Unwissenheit denn auf Heldenmut zurück. "Lächerlich" und "peinlich" wird das Buch laut Augstein dort, wo die Bemühung, nach Kriegsende alten Familienbesitz zurückzuholen, zur "grandiosen Tat" werden solle. Nach dieser anstrengenden Lektüre ist Franziska Augstein froh, dass der deutsche Adel nicht mehr stilbildend wirkt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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