Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg (1913-2006) war die Frau des berühmten NS-Widerständlers Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Welche Rolle sie vor dem Attentat vom 20. Juli 1944 und danach spielte, schildert Tochter Konstanze von Schulthess im vorliegenden Buch.
Nina Schenk Gräfin von
Stauffenberg, geborene Lerchenfeld, war zeitlebens eine starke, disziplinierte Frau. Sie hatte ihren eigenen…mehrNina Schenk Gräfin von Stauffenberg (1913-2006) war die Frau des berühmten NS-Widerständlers Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Welche Rolle sie vor dem Attentat vom 20. Juli 1944 und danach spielte, schildert Tochter Konstanze von Schulthess im vorliegenden Buch.
Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg, geborene Lerchenfeld, war zeitlebens eine starke, disziplinierte Frau. Sie hatte ihren eigenen Kopf, rauchte täglich unzählige Zigaretten und war spontan. Zudem stammte sie aus einem begüterten Elternhaus und heiratete sehr früh. Ihrem Mann, der als Wehrmachtsoffizier ständig im Einsatz war, hielt sie stets den Rücken frei und unterstützte ihn in allem. Nach seiner Hinrichtung kämpfte sie für ihre fünf Kinder ums Überleben. Ein Jahr lang durchlief sie mehrere Haftanstalten bis sie schlussendlich im Kreis der Familie zurückkehrte.
Mich hat die vorliegende Biografie tief bewegt. Das lag größtenteils an der persönlichen Perspektive, aus der Ninas Leben erzählt wird. Konstanze als jüngstes Kind, das den Vater nie kennenlernen durfte, setzt ihrer Mutter mit diesem Buch nicht nur ein Denkmal, sondern gibt den Ehefrauen der Attentäter vom 20. Juli 1944 endlich auch ein Gesicht. Denn viel zu häufig hat die Zeitgeschichte bisher die rein männliche Sicht, also die der aufständischen Offiziere, betrachtet. Nina hat ihren Mann um 62 Jahre überlebt und wurde gar 93 Jahre alt. In dieser Zeit hat sie nicht wieder geheiratet, hielt ihrem geliebten Mann bis zuletzt die Treue. Nach außen hat sie nie mit ihrem Schicksal gehadert, sondern dieses mit Grandezza angenommen. Neben den Schilderungen über ihre unbeschwerte Kindheit hat mich vor allem die Periode der Ungewissheit bzw. die Zeit nach dem Attentat stark beeindruckt. Auch als Historikerin konnte ich noch einiges Neues dazulernen. Hierbei haben mich besonders Ninas Zitate im O-Ton überzeugen können. Man merkt dem Werk einfach an, dass in dieses viel Mühe und Zeit investiert wurde. Die nicht ganz einfache Quellenlage wurde bestmöglich genutzt. Neben den erhaltenen Briefen und Ninas in den 60ern verfasster Familienchronik konnte die Autorin zusätzlich noch Gespräche mit ihrer Mutter hinzuziehen.
FAZIT
Das Porträt einer bemerkenswerten Frau, die für ihre Kinder stark blieb und bis zum Ende nichts bereute. Es ist wichtig, das auch diese Seite der (Zeit-)Geschichte Beachtung findet.