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Ein emanzipierter Jugendroman über Empowerment, die #MeToo-Debatte und die zwiespältige Rolle der sozialen Medien dabei.
Nora steht unter Schock. Obwohl sie keinen Tropfen Alkohol getrunken hat, wacht sie nach einem Jahrmarktbesuch halb nackt und vollkommen orientierungslos auf einem Golfplatz auf. Ein Mitschüler hat offenbar Schlimmeres verhindert, als er drei junge Männer in die Flucht geschlagen hat. Nora würde am liebsten alles vergessen. Ihre beste Freundin Cam sieht das jedoch anders: Sie will, dass Nora an die Öffentlichkeit geht. Denn so ein Übergriff darf nicht ungestraft bleiben.…mehr

Produktbeschreibung
Ein emanzipierter Jugendroman über Empowerment, die #MeToo-Debatte und die zwiespältige Rolle der sozialen Medien dabei.

Nora steht unter Schock. Obwohl sie keinen Tropfen Alkohol getrunken hat, wacht sie nach einem Jahrmarktbesuch halb nackt und vollkommen orientierungslos auf einem Golfplatz auf. Ein Mitschüler hat offenbar Schlimmeres verhindert, als er drei junge Männer in die Flucht geschlagen hat. Nora würde am liebsten alles vergessen. Ihre beste Freundin Cam sieht das jedoch anders: Sie will, dass Nora an die Öffentlichkeit geht. Denn so ein Übergriff darf nicht ungestraft bleiben. Als klar wird, dass noch mehr Mädchen betroffen sind, erkennt Nora schließlich: Das Schweigen muss gebrochen werden. Und so bringt eine Kampagne unter den Hashtags #nogame und #schlussmitschweigen die Kleinstadtidylle ins Wanken.
Autorenporträt
Eigentlich hat Natasha Friend es ihren Eltern zu verdanken, dass sie heute Autorin ist - immerhin wuchs sie in einem Haus ohne Fernseher auf. Kein Wunder also, dass sie von der Leseratte zur Schriftstellerin mutierte und ihrem Vater schon bald Geschichten diktierte, damit er sie auf der Schreibmaschine abtippte. Heute, drei Kinder und neun Bücher später, vermisst sie den Fernseher gar nicht mehr.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.08.2022

Die Frage nach der Schuld
"No Game" erzählt vom alltäglichen Missbrauch in einer Universitätsstadt

Es beginnt gleich mittendrin: Ein Mädchen liegt bewusstlos auf dem Golfplatz; ihre Unterhose flattert an einem Fahnenstock. Erinnern kann sie sich an nichts, dabei hat sie am Abend zuvor nicht einmal Alkohol getrunken. Natasha Friends Jugendroman "No game - Jetzt ist Schluss mit Schweigen!" behandelt trotz seines eher reißerischen deutschen Titels sensibel ein immer noch aktuelles Thema: Nora, der Hauptfigur des Romans, wurden Drogen ins Getränk gemischt. Dass sie nicht vergewaltigt wurde, ist allein dem Zufall zu verdanken. Ein Schulkamerad beobachtet die Täter und schreitet ein. Man kann das hier verraten, weil die Details der Tat schon zu Beginn einigermaßen klar sind. Die eigentliche Spannung des Romans besteht darin, ein Umfeld zu beleuchten, in dem Vorfälle wie dieser öfter passieren, als man meinen mag.

"No game" spielt in Faber, einer fiktiven amerikanischen Universitätsstadt mit zahlreichen Sportteams und Studentenverbindungen. In diesem überschaubaren Kosmos ist Noras Vater, Rhett Melchionda, der strahlende Held: Sportdirektor und alter Verbindungshase, der seinen Schützlingen gerne aus der Patsche hilft, wenn diese mal wieder - gelinde gesagt - Mist gebaut haben. Er führt eine Bilderbuchehe und hat drei tolle, begabte Kinder.

Nora kommt mit ihrem makellosen Image ganz nach dem Vater: Brillant in der Schule, züchtig mit Jungs, vorsichtig mit Alkohol und Drogen. Anstatt Partys mag sie Spieleabende, ihr größtes Vorbild ist ihr Dad. Will sagen: Trifft es eine wie sie, kann es jede treffen. Auch die Braven.

Das stellt auf den ersten Blick die falsche Annahme in den Raum, die in solchen Fällen immer wieder aufkommt: Dass nämlich ein solcher Vorfall weniger schlimm wäre, hätte Nora getrunken oder Drogen genommen. Wäre sie dann nicht selbst schuld? Dabei spielt es keine Rolle, wie kurzberockt und betrunken Frauen und Mädchen herumlaufen. Viele Männer sind regelmäßig betrunken. Die wenigsten müssen deshalb fürchten, Opfer eines Sexualverbrechens zu werden.

Die Autorin tappt glücklicherweise nicht in die Falle, diesem Narrativ zu folgen. Im Gegenteil. Im Verlauf der Erzählung wird vielmehr deutlich, warum sie ausgerechnet Nora und nicht etwa ihre feministische, aufgeweckte Freundin Cam in den Mittelpunkt gestellt hat. Denn an Nora lässt sich gut erzählen, dass es bei Vorfällen dieser Art nicht nur um einzelne Täter und deren Taten geht. Sondern auch um die Gesellschaft, in der sie stattfinden und um die Erziehung von Mädchen und Jungen.

Da sind, zum einen, die Probleme, die sich daraus ergeben, überhaupt in Kategorien wie "anständig" zu denken. Nicht nur für die, die es nach allgemeinem gesellschaftlichen Verständnis nicht sind. Sondern auch für die anderen. Als ein Foto von Nora in Umlauf kommt, das sie scheinbar betrunken mit drei Männern zeigt, empören sich nicht nur die Tugendwächter. Es freuen sich auch diejenigen, denen es eine Erleichterung ist, ein bisher perfektes Mädchen wie Nora fallen zu sehen. Dass ausgerechnet die Tochter eines Mannes wie Rhett Melchionda zum Opfer wird, folgt einer Dramaturgie, der wir uns nicht nur in Büchern oder Filmen, sondern auch im Alltag gerne hingeben.

Der Roman macht, zum anderen, auch deutlich, wie wichtig es ist, über bestimmte Dinge zu sprechen. "Der Intimbereich sollte intim bleiben", wird Noras Mutter nicht müde zu betonen. Und so fehlen Nora, als sie im Bad steht, um zu schauen, was passiert sein könnte, buchstäblich die Worte. Ihre erste Beschäftigung mit ebendiesem Intimbereich ist nun mit einem möglichen Übergriff verbunden. Ein Mädchen, dem beigebracht wurde, schon über normale Sexualität nicht sprechen zu dürfen, muss die Scham überwinden, eine mögliche Vergewaltigung zu thematisieren.

Das Milieu, in dem das Verbrechen geschieht, das studentischer Männerbünde, hat schon lange nicht mehr den besten Ruf. Es ist deshalb gut, dass Friend ihm verhältnismäßig wenig Platz einräumt und sich vor allem auf die Perspektive des Opfers konzentriert. Wie Mädchen nicht nur das Erlebte verarbeiten, sondern auch allen möglichen Menschen - Eltern, Freunden, Fremden - davon erzählen müssen. Wie hilflos es macht, zu Protokoll zu geben, halb nackt aufgefunden worden zu sein, aber viel mehr dazu nicht sagen zu können. Wie all diese Dinge in einer Welt sind, in der es soziale Medien, schnell geteilte Fotos, eine parallele virtuelle Öffentlichkeit gibt. Welche Kommentare auf einen solchen Vorfall oft folgen: Wie sahst du aus? Wie viel hast du getrunken? Wo warst du?

"Wenn du ständig so enge, kurze Sachen anziehst . . ., dann betrachten manche Jungs das als Einladung", sagt Noras Bruder an einer Stelle. Es ist klug, ausgerechnet ihm diese Worte in den Mund zu legen. Denn jener Ashton ist weder prüde noch ein Macker - er ist sogar ein ziemlich intelligenter junger Mann. Trotzdem hat er keine Ahnung, welche Schuldgefühle dieser Satz, der nicht nach, sondern vor dem Verbrechen fällt, in seiner Schwester später auslöst. Dass sie sich nun daran erinnern wird, an diesen einen Satz, den ihr Bruder möglicherweise schon vergessen hat. Das liegt daran, dass ein solcher Satz noch immer normal ist. Eben mal fällt, im Alltag. "No game" handelt auch davon, warum wir viele Denkmuster, die wir mit großer Selbstverständlichkeit übernehmen, überprüfen sollten. ANNA VOLLMER

Natasha Friend: "No game - Jetzt ist Schluss mit Schweigen!". Roman.

Aus dem Englischen von Jessika Komina und Sandra Knuffinke. Magellan Verlag, Bamberg 2022. 368 S., geb., 19,- Euro. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Anna Vollmer stößt auf Denkmuster, die es zu überdenken lohnt in Natasha Friends Jugendbuch über eine Beinahe-Vergewaltigung eines jungen Mädchens an einem College in den USA. Dass es sich bei dem Mädchen um eine vorbildliche Tochter aus "gutem Haus" handelt und ihr Bruder ihr vorwirft, zu kurze Röcke zu tragen, gemahnt Vollmer an die heikle Aktualität des im Buch aufgegriffenen Themas. Spannend findet sie die Geschichte, weil sie den Blick auf ein Milieu lenkt, das für solche Zusammenhänge eher unverdächtig erscheint. Dass es umso schwerer für die junge Heldin ist, ihre Erfahrung zu verarbeiten und mit Freunden und der Familie darüber zu sprechen, führt Friend eindringlich vor Augen, meint Vollmer.

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