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Ines Geipel unternimmt eine bedrückende Bestandsaufnahme. Wie hat das Doping sich entwickelt? Wer dopt wie und mit wessen Hilfe? Mit welchen weiteren Auswüchsen haben wir zu rechnen? Und welchen Preis werden wir dafür zahlen müssen?
Denn Doping ist längst nicht mehr nur ein Problem des Spitzensports, sondern inmitten der Gesellschaft angekommen - in den Fitnessstudios, Büros, an der Börse, in der Politik und an Schulen. Leistungssteigerung lautet das Gebot der Stunde. Der Traum vom optimierten Menschen in effizienten Zeiten geht um. Ines Geipel macht uns mit den Risiken und Nebenwirkungen vertraut - als dessen albtraumhaften Folgen. …mehr

Produktbeschreibung
Ines Geipel unternimmt eine bedrückende Bestandsaufnahme. Wie hat das Doping sich entwickelt? Wer dopt wie und mit wessen Hilfe? Mit welchen weiteren Auswüchsen haben wir zu rechnen? Und welchen Preis werden wir dafür zahlen müssen?

Denn Doping ist längst nicht mehr nur ein Problem des Spitzensports, sondern inmitten der Gesellschaft angekommen - in den Fitnessstudios, Büros, an der Börse, in der Politik und an Schulen. Leistungssteigerung lautet das Gebot der Stunde. Der Traum vom optimierten Menschen in effizienten Zeiten geht um. Ines Geipel macht uns mit den Risiken und Nebenwirkungen vertraut - als dessen albtraumhaften Folgen.
Autorenporträt
Geipel, InesInes Geipel, geboren 1960, ist Schriftstellerin und Professorin für Verssprache an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«. Die ehemalige Weltklasse-Sprinterin floh 1989 nach ihrem Germanistik-Studium aus Jena nach Westdeutschland und studierte in Darmstadt Philosophie und Soziologie. 2000 war sie Nebenklägerin im Prozess gegen die Drahtzieher des DDR-Zwangsdopings. Ihr Buch »Verlorene Spiele« (2001) hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Bundesregierung einen Entschädigungs-Fonds für DDR-Dopinggeschädigte einrichtete. 2005 gab Ines Geipel ihren Staffelweltrekord zurück, weil er unter unfreiwilliger Einbindung ins DDR-Zwangsdoping zustande gekommen war. Ines Geipel hat neben Doping auch vielfach zu anderen gesellschaftlichen Themen wie Amok, der Geschichte des Ostens und auch zu Nachwendethemen publiziert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.05.2008

Gen-Doping im Wohnzimmer

Eine Gesellschaft ohne Grenzen, eine Autorin ohne Illusionen: Ines Geipel stellt in ihrem Buch "No Limit" bohrende Fragen. Wer will Monsterathleten?

Von Winfried Hermann

Mit dem Titel des Buches präsentiert Ines Geipel zugleich ihre Kernthese zu Doping: Alles, was geht und was Leistungssteigerung verspricht, wird auch gemacht. Nicht nur im Sport, sondern auch in anderen Bereichen der Gesellschaft. Die Kennerin der Doping-Problematik und heutige Literaturprofessorin hat kein trockenes Sachbuch zum Doping im Sport vorgelegt, sie nimmt ihre Leserinnen und Leser erzählend und in Interviewform mit in die Realität des Dopings, der künstlichen Leistungssteigerung und der Manipulationsbereitschaft. Ein Spiel ohne Grenzen und mit hohem Risiko. Als ehemalige Leistungssportlerin, die in der DDR ohne ihr Wissen gedopt wurde und deshalb unlängst ihre Meistertitel dem Deutschen Leichtathletik-Verband zurückgegeben hat, weiß sie aus eigener Erfahrung, wie skrupellos Staaten, Funktionäre sowie Trainerinnen und Trainer sein können, wenn es im unbedingten Interesse des Systems ist zu gewinnen.

Ines Geipel weiß auch: Sportlerinnen und Sportler sind nicht nur Opfer. Sie sind anfällig für Versuchungen und suchen nach Möglichkeiten, mit künstlichen Mitteln mehr aus sich herauszuholen, letztlich um zu gewinnen. In modernen Gesellschaften hat sich eine Bereitschaft zu Manipulation und künstlicher Unterstützung breitgemacht. Die Grenzen der eigenen Natur werden ignoriert und übersprungen. Für "Schönheit", muskulöse Körperform und Leistungssteigerung ist nichts mehr tabu.

Im ersten Teil des Buches - "Die Metamorphose hat begonnen" - arbeitet die Autorin ihre (eigene) DDR-Doping-Geschichte auf und verfolgt deren Fortsetzung nach 1990. Ehemalige DDR-Trainerinnen und -Trainer konnten ungestört weiterarbeiten und ihr Doping-Know- how in viele Länder der Welt exportieren. Mit dem zweiten und dritten Teil stößt sie bis in die allerneuesten Entwicklungen des Gen-Dopings in Russland und China vor. Das ausführliche Interview mit dem früheren Chef der russischen Anti-Doping-Agentur lässt erahnen, wie fahrlässig Russland mit der Doping-Problematik umgeht.

Das Buch ist historisch und brandaktuell. Es endet mit den Erfahrungen und Erkenntnissen von Ines Geipels jüngster China-Reise im Vorfeld der Olympischen Spiele. Die Ankündigung der chinesischen Sportführung, "Wir werden die saubersten Spiele machen", wird grundlegend erschüttert. Geipel schildert schonungslos den "Kulissenumbau des chinesischen Sportsystems" und Kulissenaufbau im Vorfeld der Spiele, zur Täuschung der Weltöffentlichkeit. Sie formuliert scharf und analytisch. Die Sprache der Literatin ist ein Genuss, gerade auch dann, wenn die zu beschreibende Sache, das Dopen, eher ekelt: "Wenn die Muskeln einen Wunsch frei hätten."

Der Untertitel des rund 180-seitigen Buches signalisiert, dass Ines Geipel Fragen stellt. Viele Fragen, auch sehr grundsätzliche: Wie viel Doping verträgt die Gesellschaft? Und meint dies im doppelten Sinne, wie viel Doping-Sport und wie viel Doping im Alltag der Nichtsportler(innen) ist verkraftbar, zulässig, verantwortbar? Welches Welt- und Menschenbild steht hinter der Praxis von Doping? Welches Denken und welche Kultur befördert den Gebrauch leistungssteigernder Mittel? Geipel macht deutlich, dass das Doping-Problem des Sports nicht allein ein Problem des Sports ist, sondern der modernen Hochleistungsgesellschaft insgesamt ist ("hormongesteuerter amerikanischer Alltag") - eine Gesellschaft, die schon lange nicht mehr die Grenzen der Natur des Menschen re-spektiert. Der Sport allein wird das Problem nicht lösen können. Ethische Fragen müssen an Medizin und Wissenschaft genauso wie an Verantwortliche in Politik und Sport gestellt werden.

Der zweite Teil des Buches wird den neuesten Entwicklungen der Genforschung und des Gen-Dopings gewidmet: "Der Mensch ist auf dem Weg zum neuen Menschen." Ines Geipel erklärt verständlich, wie die verschiedenen gentechnischen Eingriffe und Methoden funktionieren, und geht insbesondere dem vermeintlichen Wundermittel ("Wo ist Repoxygen?") nach, das im Springstein-Doping-Prozess aktenkundig wurde und offenbar die Doping-Szene faszinierte. Und immer wieder stellt die Autorin bohrende Fragen. Wie und wer soll diese Entwicklungen aufhalten? Wie kann verhindert werden, dass zukünftig nur noch genetisch manipulierte Monsterathleten und -athletinnen gegeneinander antreten? Wie soll Gen-Doping verhindert werden, wenn Forschung und Anwendung weltweit in zahllosen unkontrollierbaren kleinen Labors stattfinden? Warum sollte ausgerechnet der Sport vor der Anwendung dieser Möglichkeiten haltmachen, wo er doch schon bisher in allen führenden Sportnationen an die Grenzen und darüber hinausging? Springstein - der dopende Erfolgstrainer in der deutschen Leichtathletik - ist für Geipel eine Symbolfigur für diese Haltung im modernen kommerzialisierten Spitzensport, bei dem es um sehr viel Geld geht, bei dem auch viel investiert wird, für Erfolge und Geld. Dabei wird auf den neuesten Stand von Forschung und Entwicklung gesetzt. Es geht darum, schneller zu sein als die Konkurrenz und die Anti-Doping-Agenturen der Welt.

Am Ende des Buches ist man ziemlich desillusioniert, wenn man es nicht schon vorher war. Als Freund des Sports vermisst man das Hoffnungmachende, die Forderungen an den Sport, die Politik und die Gesellschaft. Überhaupt fällt auf, dass der von Politik und Sport nur halbherzig geführte Kampf gegen Doping selten ins kritische Visier genommen wurde. Schade eigentlich, aber vielleicht hat Ines Geipel da keine Illusionen mehr, wo der Sportpolitiker noch von der Hoffnung zehrt.

Ines Geipel: No Limit - Wie viel Doping verträgt die Gesellschaft. Klett Cotta Verlag, 182 Seiten, 17,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.07.2008

Ein einziger großer Betrug
Ines Geipel schreibt in ihrem Buch „No Limit” über die Doping-Nation China, Genmanipulation und die gedopte Gesellschaft
Wenn sich demnächst in China die weltbesten Athleten messen, dann steht ein Hauptverlierer schon fest: der olympische Gedanke. Für Ines Geipel sind die Spiele in Peking ein einziger großer Betrug. Die Belege dafür hat sie in ihrem Buch „No Limit” zusammengetragen. Und diese sind überzeugend. So sei das Reich der Mitte nicht nur der größte Exporteur von oftmals noch unbekannten anabolen Steroiden und Wachstumshormonen, sondern es werde dort in kaum zu kontrollierenden Minilabors und an staatlichen Einrichtungen mit außerordentlichem finanziellen Aufwand systematisch an der Verbesserung von Dopingpraktiken geforscht. 99 Prozent der Steroide und etwa 80 Prozent der Wachstumshormone, die weltweit umgesetzt werden, kommen aus China. In keinem anderen Land werde das rote Blutkörperchen bildende Epo derzeit so günstig produziert. Zudem werden vor den chinesischen Eliteschulen massenweise das Muskelwachstum fördernde Myostatinblocker feilgeboten. Neutralen Kontrollen sind chinesische Spitzensportler entzogen, denn sie trainieren unter anderem in Militärbasen, zu denen internationale Tester keinen Zugang haben. Die Möglichkeiten für einen Missbrauch sind also beträchtlich.
Die Verfasserin Geipel kennt die Welt des Leistungssports von innen. Die frühere Weltklassesprinterin hat ihre Rekorde streichen lassen, dazu gehört auch der bis heute gültige Weltrekord im 4 x 100- Meter-Lauf für Vereinsstaffeln, den sie mit der Staffel des SC Motor Jena im Jahr 1984 in Erfurt aufstellte, weil er im Zwangsdoping-System der ostdeutschen Diktatur zustande gekommen war. Heute lehrt Ines Geipel als Professorin Verssprache an der Berliner Schauspielschule Ernst Busch.
Was in ihrem Buch deutlich wird: Die Zukunft hat schon begonnen. Und die heißt Gendoping. Auch auf diesem Gebiet ist China führend. War das herkömmliche Doping eine Art Oberflächenphänomen, geht die Genmanipulation in die Tiefe. Wie tiefgreifend, das lässt sich am Modell einer Labormaus mit der Bezeichnung „He-Men” erläutern. He-Männer sind mit normalen Mäusen nur noch entfernt verwandt. Sie haben monströse Nacken, rasen und springen trotz niedriger Herzfrequenzen wild in den Käfigen herum, leben doppelt so lange wie andere Mäuse, sind vor Fettleibigkeit geschützt, sexbesessen und essen wesentlich mehr als ihr normalen Artgenossen. Auf den Menschen angewandt könnte man mit diesen Methoden aus einem mittelmäßigen Athleten einen Spitzensportler machen. Dafür benötigte man lediglich die mit der richtigen DNA gefüllte Spritze. Es geht also nicht mehr um das sportliche Talent, sondern um den richtigen Chemie-Cocktail.
Die Tür zu dieser neuen Manipulations-Ära ist bereits aufgestoßen. Fachleute hegen keine Zweifel daran, dass die neuen Substanzen bereits am Menschen erprobt werden – auch bei den Olympischen Spielen in Peking. Die Gefahren werden im Angesicht von Ruhm und Erfolg ausgeblendet. Bekannt ist jedoch: Wer sich dafür als Versuchsobjekt zur Verfügung stellt, riskiert den Tod. Tests, mit denen sich diese Art von Doping zweifelsfrei nachweisen ließe, gibt es noch nicht. Einsichten, die unbequeme Konsequenzen nach sich ziehen könnten, sind auch im Sport unbeliebt. Ist die Annahme realistisch, dass sich Sportler solch unkalkulierbaren Risiken aussetzen würden? Der offizielle Sport will davon zumeist nichts wissen. Geipel ist jedoch überzeugt, „dass bei den neuen Substanzen kein Risiko gescheut wird”. Denn: „Aus Erfahrung weiß man: Was möglich ist, wird auch gemacht.”
Fast noch bedeutsamer ist eine andere Entwicklung, die die Autorin aufzeigt. Offenbar hat sich die Aufforderung des olympischen „Schneller, Höher, Weiter!” von der ursprünglichen Intention entfernt. Längst haben die Probleme des Leistungssports die Gesellschaft erreicht. Und das ist ein weiteres bemerkenswertes Themenfeld des Buches. Rund sieben Millionen Bundesbürger trainieren in 6500 Fitness-Studios für einen optimierten Körper. Davon konsumieren mehr als eine Million regelmäßig Dopingmittel. Doch ist die Welt des Sports nur ein Abbild der Gesellschaft. Im Zeitalter des globalen Wettbewerbs scheinen keine Grenzen mehr zu gelten. Schwäche oder Unvollkommenheit sind nicht erlaubt. Da glaubt eine Studentin, ohne Aufputschmittel wie Ritalin keine Seminararbeiten mehr schreiben zu können, da stimuliert ein Börsianer sein Gehirn, um nur ja keine Bewegung auf den Finanzmärkten zu verpassen, da kommen auch Lkw-Fahrer ohne Doping nicht mehr aus. Weitere Beispiele ließen sich hinzufügen. No Limit? Gibt es keine Grenzen mehr? Dieses Buch stellt hartnäckig die richtigen Fragen und zeigt die ersten Umrisse einer Zukunft, die bereits begonnen hat. Hans-Joachim Föller
Ines Geipel: „No Limit – Wie viel Doping verträgt die Gesellschaft”; Klett-Cotta, Stuttgart 2008, 184 Seiten, 17,90 Euro
Autorin Ines Geipel Foto: ddp
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