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Als Calebs bester Freund ermordet wird, schwört er, den Täter aufzuspüren. Dabei hat der Privatermittler allerdings einen vermeintlichen Nachteil: Er ist gehörlos. Caleb macht dies zu seiner Stärke, denn er kann Menschen auf den ersten Blick einschätzen, gespielte Emotionen von echten unterscheiden und Lippen lesen. Und er vergisst nie ein Gesicht. Alle Spuren in diesem Fall führen überraschend in Calebs Heimatstadt. Er muss erkennen, dass sein bester Freund dunkle Geheimnisse hatte. Und nicht nur er. Je mehr Caleb herausfindet, desto tiefer werden die Abgründe ...

Produktbeschreibung
Als Calebs bester Freund ermordet wird, schwört er, den Täter aufzuspüren. Dabei hat der Privatermittler allerdings einen vermeintlichen Nachteil: Er ist gehörlos. Caleb macht dies zu seiner Stärke, denn er kann Menschen auf den ersten Blick einschätzen, gespielte Emotionen von echten unterscheiden und Lippen lesen. Und er vergisst nie ein Gesicht. Alle Spuren in diesem Fall führen überraschend in Calebs Heimatstadt. Er muss erkennen, dass sein bester Freund dunkle Geheimnisse hatte. Und nicht nur er. Je mehr Caleb herausfindet, desto tiefer werden die Abgründe ...
Autorenporträt
Viskic, EmmaEmma Viskic ist eine preisgekrönte australische Krimiautorin. Ihr von der Kritik gefeierter Debütroman »No Sound - Die Stille des Todes« gewann den Ned Kelly Award for Best First Fiction 2016 sowie drei Davitt Awards: Bester Roman für Erwachsene, bestes Debüt und den Leser-Preis. Viskic erhielt außerdem den Ned Kelly Preis und den Thunderbolt Award für ihre Kurzfilme. Sie lernte die australische Gebärdensprache (Auslan), um die Figur von Caleb Zelic authentisch zu beschreiben. Der zweite Roman der Caleb-Zelic-Serie, »No Words - Die Sprache der Opfer« folgt unmittelbar auf Band 1. Als klassisch ausgebildete Klarinettistin hat Emmas musikalische Laufbahn von Auftritten mit José Carreras und Dame Kiri Te Kanawa bis hin zum Busking in der Londoner U-Bahn gereicht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.07.2020

Gebärden und andere Gefahren
Bei Emma Viskic tritt ein gehörloser Ermittler auf

Der Passauer Kabarettist Sigi Zimmerschied hat sich einst über einen einarmige chilenischen Gitarristen in der Fußgängerzone lustig gemacht. Was vor vierzig Jahren noch möglich war - Witze auf Kosten gehandicapter Menschen -, geht im Kriminalroman der Gegenwart auf keinen Fall mehr. Einen einarmigen Ermittler gab es in der ARD schon vor bald zwanzig Jahren, im "Polizeiruf". Edgar Selge spielte diesen Hauptkommissar Tauber, der obendrein noch homosexuell war und bei Kritik und Publikum gut ankam.

Friedrich Ani legte drei Romane um den erblindeten Kommissar Jonas Vogel vor, der Drehbuchautor Andreas Pflüger schickte seine blinde Elitepolizistin Jenny Aaron ins Rennen (F.A.Z. vom 29. Februar 2016), ebenfalls ein Erfolg. Aber natürlich gibt es auch heute Verächter solcher Figuren, die den Autoren unterstellen, doch nur die letzten verbleibenden Nischen in einem überreifen Markt besetzen zu wollen.

Weil ihre Großeltern kein Englisch sprachen, konnte sich die Enkelin nicht mit ihnen verständigen: Ein Jahr vor Pflüger debütierte im fernen Australien eine Nachfahrin kroatischer Einwanderer mit einem gehörlosen Privatdetektiv. Emma Viskics Roman "And Fire Came Down" hat nun ins Deutsche gefunden, unter dem schlichten Titel "No Sound". Die Unsitte, englische Titel im Deutschen durch andere englische Titel zu ersetzen, hält an; demnächst erscheint etwa Leona Deakins Debüt "Gone" bei Goldmann unter dem Titel "Mind Games".

Und nun also der taube Caleb Zelic. Während sich Blinde oft mit traumwandlerischer Sicherheit in der Welt der Sehenden zu bewegen wissen, hat Viskic ihrem taumelnden Protagonisten ein anderes Schicksal zugedacht. Er verlor als Kind das Gehör, kann also sprechen, Lippen lesen und Gebärdensprache. Hörgeräte inklusive. In einer normalen Vis-à-vis-Gesprächssituation fällt der taube Detektiv meist nicht auf, aber der Normalfall ist in diesem mächtig aufs Tempo drückenden Thriller die Ausnahme. Caleb kommt dauernd in Situationen, in denen er sein Gegenüber nicht deuten kann, die Gefahr von hinten nicht kommen hört. Mit einer ehemaligen Polizistin und nicht durchgehend trockenen Alkoholikerin Frankie Reynolds hat er eine Kollegin mit eigenem Problembündel. Das Duo betreibt die Detektei Trust Works in Melbourne. Der erste Fall scheint zunächst Routine zu sein: Einbruch in einer Lagerhalle - Zigarettendiebstahl im großen Stil.

Da erreicht Caleb eine Notruf-SMS seines Freundes Gary, eines Polizisten. Er kommt zu spät, Caleb findet den Senior Constable in dessen Haus in einer Blutlache, Opfer einer Exekution - "ein Wort, das so fröhlich aussah, ein kleines Lächeln bei der ersten Silbe, ein leichtes Lippenkräuseln bei der dritten". Bald kommen neue Leichen hinzu, der Täter markiert seine Opfer, in dem er ihnen ein "S" in die Haut ritzt. Der Buchstabe steht für Scott, den großen Unbekannten, dem auch die Polizei nicht näherkommt. Die Polizei, von der man nicht weiß, wie korrupt sie tatsächlich ist. Und die sich jagen lassen muss, weil der Mörder und seine Helfershelfer den Spieß umdrehen und alle Ermittlungen im Keim ersticken.

Nach einem Angriff, bei dem er schwer verletzt wird, flüchtet Caleb zu seiner ehemaligen Frau Kat, einer Aborigine, deren Mutter ihn zusammenflickt. Unnötig zu sagen, dass die Liebe noch nicht erkaltet ist. Unnötig zu sagen, dass der Umgang der Australier mit den Ureinwohnern Gegenstand des Romans ist. Der tägliche Rassismus, den die Autorin nebenhin thematisiert, hemmt die Entwicklung dieser sozial kalten Gesellschaft erheblich.

Emma Viskic kann schreiben, und sie hat Witz, den sie großzügig mit vielen Sch- und F-Wörtern garniert. Wenn es an die wieder aufgeflammte Zuneigung zwischen Caleb und Kat geht, schreckt sie vor rosafarbener Groschenheftprosa nicht zurück. Immerhin hat ihr Held das Problem, dass er gar keiner ist und dass er sich das langsam eingestehen muss. Er ist durch seine Taubheit in diesem Berufsfeld doch erheblich eingeschränkt. Und er hat Gefühle, denen er sich stellen muss.

Am Ende verwässert die überzogene Actionhuberei und Blutbadneigung den positiven Gesamteindruck allerdings deutlich. Es wird wohl noch dauern, bis Caleb Zelic umschulen darf, der zweite Band der Serie ist soeben erschienen. Er heißt "No Words", und darin tut, folgt man dem Klappentext, Caleb alles, "um seinem Anliegen Gehör zu verschaffen".

HANNES HINTERMEIER

Emma Viskic: "No Sound". Die stille des Todes. Thriller.

Aus dem Englischen von Ulrike Brauns.

Piper Verlag, München 2020.

284 S., br., 15.- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Emma Viskic kann schreiben, und sie hat Witz.« Frankfurter Allgemeine Zeitung 20200706
Gebärden und andere Gefahren
Bei Emma Viskic tritt ein gehörloser Ermittler auf

Der Passauer Kabarettist Sigi Zimmerschied hat sich einst über einen einarmige chilenischen Gitarristen in der Fußgängerzone lustig gemacht. Was vor vierzig Jahren noch möglich war - Witze auf Kosten gehandicapter Menschen -, geht im Kriminalroman der Gegenwart auf keinen Fall mehr. Einen einarmigen Ermittler gab es in der ARD schon vor bald zwanzig Jahren, im "Polizeiruf". Edgar Selge spielte diesen Hauptkommissar Tauber, der obendrein noch homosexuell war und bei Kritik und Publikum gut ankam.

Friedrich Ani legte drei Romane um den erblindeten Kommissar Jonas Vogel vor, der Drehbuchautor Andreas Pflüger schickte seine blinde Elitepolizistin Jenny Aaron ins Rennen (F.A.Z. vom 29. Februar 2016), ebenfalls ein Erfolg. Aber natürlich gibt es auch heute Verächter solcher Figuren, die den Autoren unterstellen, doch nur die letzten verbleibenden Nischen in einem überreifen Markt besetzen zu wollen.

Weil ihre Großeltern kein Englisch sprachen, konnte sich die Enkelin nicht mit ihnen verständigen: Ein Jahr vor Pflüger debütierte im fernen Australien eine Nachfahrin kroatischer Einwanderer mit einem gehörlosen Privatdetektiv. Emma Viskics Roman "And Fire Came Down" hat nun ins Deutsche gefunden, unter dem schlichten Titel "No Sound". Die Unsitte, englische Titel im Deutschen durch andere englische Titel zu ersetzen, hält an; demnächst erscheint etwa Leona Deakins Debüt "Gone" bei Goldmann unter dem Titel "Mind Games".

Und nun also der taube Caleb Zelic. Während sich Blinde oft mit traumwandlerischer Sicherheit in der Welt der Sehenden zu bewegen wissen, hat Viskic ihrem taumelnden Protagonisten ein anderes Schicksal zugedacht. Er verlor als Kind das Gehör, kann also sprechen, Lippen lesen und Gebärdensprache. Hörgeräte inklusive. In einer normalen Vis-à-vis-Gesprächssituation fällt der taube Detektiv meist nicht auf, aber der Normalfall ist in diesem mächtig aufs Tempo drückenden Thriller die Ausnahme. Caleb kommt dauernd in Situationen, in denen er sein Gegenüber nicht deuten kann, die Gefahr von hinten nicht kommen hört. Mit einer ehemaligen Polizistin und nicht durchgehend trockenen Alkoholikerin Frankie Reynolds hat er eine Kollegin mit eigenem Problembündel. Das Duo betreibt die Detektei Trust Works in Melbourne. Der erste Fall scheint zunächst Routine zu sein: Einbruch in einer Lagerhalle - Zigarettendiebstahl im großen Stil.

Da erreicht Caleb eine Notruf-SMS seines Freundes Gary, eines Polizisten. Er kommt zu spät, Caleb findet den Senior Constable in dessen Haus in einer Blutlache, Opfer einer Exekution - "ein Wort, das so fröhlich aussah, ein kleines Lächeln bei der ersten Silbe, ein leichtes Lippenkräuseln bei der dritten". Bald kommen neue Leichen hinzu, der Täter markiert seine Opfer, in dem er ihnen ein "S" in die Haut ritzt. Der Buchstabe steht für Scott, den großen Unbekannten, dem auch die Polizei nicht näherkommt. Die Polizei, von der man nicht weiß, wie korrupt sie tatsächlich ist. Und die sich jagen lassen muss, weil der Mörder und seine Helfershelfer den Spieß umdrehen und alle Ermittlungen im Keim ersticken.

Nach einem Angriff, bei dem er schwer verletzt wird, flüchtet Caleb zu seiner ehemaligen Frau Kat, einer Aborigine, deren Mutter ihn zusammenflickt. Unnötig zu sagen, dass die Liebe noch nicht erkaltet ist. Unnötig zu sagen, dass der Umgang der Australier mit den Ureinwohnern Gegenstand des Romans ist. Der tägliche Rassismus, den die Autorin nebenhin thematisiert, hemmt die Entwicklung dieser sozial kalten Gesellschaft erheblich.

Emma Viskic kann schreiben, und sie hat Witz, den sie großzügig mit vielen Sch- und F-Wörtern garniert. Wenn es an die wieder aufgeflammte Zuneigung zwischen Caleb und Kat geht, schreckt sie vor rosafarbener Groschenheftprosa nicht zurück. Immerhin hat ihr Held das Problem, dass er gar keiner ist und dass er sich das langsam eingestehen muss. Er ist durch seine Taubheit in diesem Berufsfeld doch erheblich eingeschränkt. Und er hat Gefühle, denen er sich stellen muss.

Am Ende verwässert die überzogene Actionhuberei und Blutbadneigung den positiven Gesamteindruck allerdings deutlich. Es wird wohl noch dauern, bis Caleb Zelic umschulen darf, der zweite Band der Serie ist soeben erschienen. Er heißt "No Words", und darin tut, folgt man dem Klappentext, Caleb alles, "um seinem Anliegen Gehör zu verschaffen".

HANNES HINTERMEIER

Emma Viskic: "No Sound". Die stille des Todes. Thriller.

Aus dem Englischen von Ulrike Brauns.

Piper Verlag, München 2020.

284 S., br., 15.- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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