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A majestic novel about post-Independence South Africa by the Nobel laureate and Booker Prize winner

Produktbeschreibung
A majestic novel about post-Independence South Africa by the Nobel laureate and Booker Prize winner
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Autorenporträt
Nadine Gordimer's many novels include The Conservationist, joint winner of the Booker Prize, Get A Life, Burger's Daughter, July's People, My Son's Story and The Pickup. Her collections of short stories include The Soft Voice of the Serpent, Something Out There, Jump, Loot and, most recently, Beethoven Was One-Sixteenth Black. She has also collected and edited Telling Tales, a story anthology published in fourteen languages whose royalties go to HIV/AIDS organisations. In 2010 her nonfiction writings were collected in Telling Times and a substantial selection of her stories was published in Life Times. Her most recent novel was No Time Like the Present, published in 2012. Nadine Gordimer was awarded the Nobel Prize for Literature in 1991. She lived in South Africa until she died in 2014.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.11.2012

Mit der Apartheid endeten die Katastrophen nicht

Die Nobelpreisträgerin Nadine Gordimer ist seit sechs Jahrzehnten die epische Chronistin Südafrikas. "Keine Zeit wie diese", der neue Roman, zieht eine bittere Bilanz der Herrschaft des ANC.

In wenigen Tagen, am 20. November, wird Nadine Gordimer neunundachtzig Jahre alt. Vor dreiundsechzig Jahren erschien ihr erstes Buch, die Kurzgeschichtensammlung "Von Angesicht zu Angesicht", vor neunundfünfzig Jahren dann "Entzauberung", der erste Roman. Helen Shaw, dessen Ich-Erzählerin, trägt unverkennbar autobiographische Züge - wie Nadine Gordimer stammt sie aus einer Goldgräbersiedlung in der südafrikanischen Provinz, wächst in einer weißen Mittelstandsfamilie heran, verlässt ihr Elternhaus im Dissens, engagiert sich in Johannesburg karitativ für die notleidende und unterdrückte schwarze Bevölkerung und erkennt zugleich die Grenzen und die Borniertheit ihres eigenen liberalen Milieus. Im Gegensatz zu ihrer Autorin aber wird Helen Shaw am Ende Südafrika in Richtung Europa verlassen, weil sie auf absehbare Zeit keine Chance dafür sieht, dass sich die von der Apartheid zementierten Verhältnisse ändern werden.

Gehen oder bleiben: das ist auch mehr als sechzig Jahre danach die zentrale Frage, die sich den Hauptfiguren dieser Erzählerin stellt - obgleich sich die Verhältnisse inzwischen grundlegend geändert haben. "Keine Zeit wie diese", der jüngste, mittlerweile fünfzehnte Roman, setzt Mitte der neunziger Jahre ein, kurz nach den ersten wirklich freien Wahlen und der Ernennung Nelson Mandelas zum Präsidenten Südafrikas. Er endet 2009, wenige Monate nach der Wahl von Mandelas Nach-Nachfolger Jacob Zuma zum dritten schwarzen Staatsoberhaupt in der Geschichte des Landes - und er endet in der Gewissheit, dass etwas gründlich schiefgelaufen sein muss in der dazwischenliegenden Zeit.

Hauptort der Handlung ist ein wohlhabender nördlicher Vorort von Johannesburg. Hier hat sich seit dem Ende der Apartheid der neue Mittelstand gebildet: Schwarze, Farbige, Weiße, Lehrer, Rechtsanwälte, Universitätsangehörige, Künstler, Kaufleute, Ingenieure, unter ihnen ehemalige Kämpfer des ANC, des African National Congress. Anfangs noch misstrauisch beäugt, gehört inzwischen sogar eine Schwulen-WG dazu, die sich in einer ehemaligen Kirche eingerichtet hat und deren Swimmingpool zur Attraktion des ganzen Viertels wird. Noch legt man großen Wert darauf, nicht in einem rundum von Zäunen und rund um die Uhr von bewaffnetem Sicherheitspersonal geschützten "Compound" zu leben, eine "gemeinsame Schutzstreife" aber ist längst unverzichtbar - am Rand der Vorstadt warten Armut, Arbeitslosigkeit, Verbrechen.

Sie heißt Jabulile, Kosenamen Jabu, ist schwarz und die Tochter eines Methodistenpfarrers aus KwaZulu. Er heißt Steve, ist weiß und der Sohn einer jüdischen Mutter. Kennengelernt haben sich die beiden als Untergrundkämpfer des ANC, sie wurden "ein klandestines Paar". Jetzt arbeitet sie als Rechtsanwältin, er ist Assistenzprofessor am chemischen Institut der Universität. Sindiswa, ihre Tochter, gilt ihnen als "der erste Abkömmling eines neuen Zeitalters", Gary Elias, der Sohn, kommt dann schon in den scheinbar wohlgeordneten Vorstadt-Verhältnissen zur Welt. Und ganz offenbar wohlgeordnet geht es auch in dieser Vorzeigefamilie des neuen Südafrika zu - bis Jabu eines Tages beim Aufräumen auf etwas neuerlich Klandestines stößt: "Versteckt, als wären es die Liebesbriefe einer anderen Frau", hat Steve die Broschüren und Prospekte aus der Botschaft eines fremden Landes. "Australien", liest Jabu, "braucht Ihr Fachwissen! Australien ruft!"

Gut fünfhundert mit enormer Kraft, bisweilen auch mit Wut erzählte Romanseiten wendet Nadine Gordimer auf, um uns, den Lesern, das Unglaubliche plausibel, das Unerhörte verständlich und das ganze Ausmaß des Skandalons erfahrbar zu machen: Die neue Elite will das Land verlassen, Revolutionäre, aus denen Staatsbürger wurden, erwägen nun eine weitere, eine endgültige Emigration, nachdem viele von ihnen in den Zeiten der Apartheid temporär bei den afrikanischen Nachbarstaaten Zuflucht suchen mussten.

Man spürt diesem Buch unterschwellig die große Angst der Autorin vor einem finalen Verlust an, man spürt, wie sie sich mit äußerster Energie gegen ein fatales Resümee stemmt, jenem nämlich, am Ende selbst vergeblich gelebt, gearbeitet, geschrieben und gekämpft zu haben. Es ist eine außerliterarische, eine ganz und gar existentielle Not, die das Buch vorantreibt. Sie wird nie explizit, gibt sich nie offen preis. Aber sie bezeugt sich elementar dadurch, dass "Keine Zeit wie diese", der Roman einer fast Neunzigjährigen, eines mit Gewissheit nicht ist - ein abgeklärtes Alterswerk.

Was Nadine Gordimer an ihren Hauptfiguren Jabu und Steve erzählend zeigt, geschieht in Südafrikas Wirklichkeit Tag für Tag. Mehr als eine Million Menschen hat das Land in den vergangenen zwei Jahrzehnten verlassen. Davon Zeugin zu sein muss für sie, die seit 1948 in Johannesburg lebt und dort auch in den härtesten Zeiten von Unterdrückung und Zensur ausharrte, einer Katastrophe gleichkommen. Denn es sind ja zu einem gewichtigen Teil "ihre" Leute, die da gehen, es sind, es waren die Hoffnungsträger der Post-Apartheid, nicht die Herren und Herrschaften der alten Zeit. Und im Gegensatz zur Heldin des Debütromans gibt es für die neuen Emigranten, gibt es eben für Jabu und Steve auch keine Aussicht auf Revision. "Ich weiß, dass ich zurückkehren werde", hatte Helen Shaw am Ende der "Entzauberung" noch gesagt.

Weil der Roman alles daransetzt, die nach wie vor lastenden Hypotheken der Vergangenheit, drastischer aber noch die Fehlentwicklungen unter den demokratisch gewählten Regierungen des ANC zu beleuchten, nimmt sich Nadine Gordimer kaum Zeit für rein private Passagen. Einmal schickt sie ihr Paar in den Urlaub, einmal geht Steve allein auf einen Kongress und dabei so unromantisch wie folgenlos auch fremd. Ansonsten erleben wir Jabu und Steve in Dauerkonflikten an ihren jeweiligen Arbeitsplätzen und in Dauerdebatten mit den Vorstadt-Nachbarn über das je aktuelle Geschehen.

Selbst wenn sie ihre Eltern besuchen, mit den Kindern reden oder miteinander rechten: Immer geht es darum, was falsch läuft im Großen und Ganzen - und ob es richtig ist, was sie für sich planen und bereits in die Wege geleitet haben. Denn nach dem ersten Schock steht auch für Jabu außer Zweifel, das Abenteuer Australien in illusionsloser Entschiedenheit zu unterstützen, auch wenn dort im Gegensatz zu Naturwissenschaftlern wie Steve auf Anwälte wie sie offensichtlich wenig Wert gelegt wird.

Diskutiert und reportiert wird also über die Waffengeschäfte, die Korruption und die Prozessverschleppungen, von denen die neuen Mächtigen profitieren - Jacob Zumas Weg an die Spitze des Staats ist ein roter Faden und das rote Tuch des Romans. Erzählt wird vom Elend der Flüchtlinge, die etwa aus Zimbabwe kommen und in Südafrika auf die brutale Gewalt der einheimischen Armen stoßen. Statistiken zu Arbeitslosigkeit und Aidserkrankungen werden referiert, die Stromausfälle der vergangenen Woche gezählt, das Black Empowerment der Bildungspolitik wird attackiert. Er müsse schwarze Studenten unterrichten, "die als halbe Analphabeten aus der Schule kommen", sagt Steve einmal - und er bringt dann auch die gesammelten Enttäuschungen auf den Punkt. "Wir sind alle stinksauer über die Entwicklung, die unser Land nimmt."

Es gehört zu den Eigenarten der Erzählerin Nadine Gordimer, am Ende ihrer Romane rasch noch für abrupte Wendungen oder symbolische Überhöhungen zu sorgen. Das ist im Lauf ihres ungemein beeindruckenden Autorenlebens nicht immer gutgegangen. Im neuen Roman gelingt es gar nicht schlecht. Zwar wirkt das Einschmuggeln eines Flüchtlingsjungen aus Zimbabwe in das Gartenhaus der Vorstadt etwas aufgesetzt. Der Überfall auf Jabus und Steves schwarze Haushälterin hingegen wird mit lakonischer Wucht erzählt: eine der nachdrücklichsten Szenen des Buchs.

Und auf der allerletzten Seite öffnet die Autorin das kleine Zukunftsfenster für Südafrika - und sich selbst - dann immerhin einen Spaltbreit. Jake, der ANC-Veteran, sitzt mit Steve am Swimmingpool der Schwulen-WG. Die ganze Problem- und Katastrophenlitanei des Landes haben sie mal wieder aufs Neue durchdekliniert. Er habe das Schlamassel ja nun bald hinter sich, beglückwünscht Jake seinen Nachbarn: "Du bist jetzt draußen." Steves Replik wird ausgespart. Wenig später dann der Schlusssatz: "Ich gehe nicht", lautet er. Wer das sagt, bleibt Nadines Gordimers Geheimnis.

JOCHEN HIEBER

Nadine Gordimer: "Keine Zeit wie diese". Roman.

Aus dem Englischen von Barbara Schaden. Berlin Verlag, Berlin 2012. 498 S., geb., 22,99 [Euro].

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Gordimer fashions a grand, state-of-her-nation novel about South Africa from Presidents Mandela to Zuma ... A mightily serious and impressive book Daily Mail