Bei der Lektüre von Fabio Volos neuem Roman „Noch ein Tag und eine Nacht“ muss man unwillkürlich an Erich Kästners Gedicht „Ein Beispiel von ewiger Liebe“ denken, wo sich die Blicke von zwei Liebenden nur kurz durch die Scheiben eines Autobusses begegnen.
In „Noch ein Tag und eine Nacht“ fällt
Giacomo in der Pariser Straßenbahn eine junge Frau auf. Am nächsten Tag sitzt sie wieder da. Obwohl…mehrBei der Lektüre von Fabio Volos neuem Roman „Noch ein Tag und eine Nacht“ muss man unwillkürlich an Erich Kästners Gedicht „Ein Beispiel von ewiger Liebe“ denken, wo sich die Blicke von zwei Liebenden nur kurz durch die Scheiben eines Autobusses begegnen.
In „Noch ein Tag und eine Nacht“ fällt Giacomo in der Pariser Straßenbahn eine junge Frau auf. Am nächsten Tag sitzt sie wieder da. Obwohl die beiden nur stumme Blicke wechseln, wird diese tägliche Begegnung in der Straßenbahn das aufregendste Ereignis in seinem Alltag.
Über Monate beobachtet Giacomo sie, ohne sie anzusprechen. Doch eines Tages spricht ihn die Unbekannte an: „Hast Du Lust auf einen Kaffee? … Ich heiße übrigens Michela“. Das schwindelerregende Glücksgefühl ist jedoch nur von kurzer Dauer, denn Michela geht beruflich nach New York. Für immer also und der Flug ist schon am nächsten Tag. Ein wirklich kurzes Glück bei einem gemeinsamen Espresso in einer Bar.
Giacomo ist ziemlich erschüttert. Er versucht durch seine Ex-Freundinnen auf andere Ge-danken zu kommen. Dann fasst er den Entschluss, zu Michela nach New York zu fahren. Abrupt packt er seinen Koffer und reist seiner Straßenbahnliebe nach. Was folgt ist jedoch keine romantische Liebesromanze oder simple Bettgeschichte.
Es ist vielmehr die Geschichte von zwei jungen Menschen, die herausfinden wollen, ob sie sich aufrichtig lieben. Neun aufregende Tage geben sie sich selbst vor, um ihr Zusammensein zu begreifen. Egal wie es läuft, danach wollen sie sich trennen.
Nach „Einfach losfahren“ (ebenfalls Diogenes) ist dem italienischen Erfolgsautor Fabio Volo (Jg. 1972) mit „Noch ein Tag und eine Nacht“ wieder eine bezaubernde, aber nicht alltägliche Liebesgeschichte gelungen. Eine amüsante und erfrischende Lektüre bis zur letzten Seite.
Manfred Orlick